Formazza liegt 80 km nordwestlich von der Provinzhauptstadt Verbania und 40 km nördlich von Domodossola und umfasst das Val Formazza (dt. Pomatt), den obersten Abschnitt des vom Fluss Toce (walserdeutsch Riis) gebildeten Tales. Die Fortsetzung des Val Formazza bis nach Domodossola heißt Valle Antigorio. Formazza ist die nördlichste Gemeinde des Piemont und hat 442 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022).
Über den Griespass (Grenzübergang zur Schweiz auf 2479 m ü. M.) besteht eine Verbindung zum Nufenenpass, von wo aus sowohl das Goms im Kanton Wallis als auch das Val Bedretto im Kanton Tessin erreicht werden können; in Letzteres kommt man auch direkt über den San-Giacomo-Pass. Früher war das Tal ein wichtiger Verkehrsweg, führte doch vom Wallis ein Saumweg über den Griespass in die Lombardei.
Die Gemeinde, mit der Fläche von 131 km², umfasst neun ganzjährig bewohnte Weiler: San Rocco[2], Il Passo[3], Foppiano (wdt. Unnrum Schtaldä, dt. Unterstalden)[4], Fondovalle (wdt. Schtaf[ul]wald, dt. Stafelwald), Chiesa (wdt. An/In där Mattu, dt. Andermatten), San Michele (wdt. Tugwald/Tuffald, dt. Tuffwald), Valdo (wdt. und dt. Wald), Ponte (wdt. Zum Schtäg, dt. Zumsteg)[5], Brendo (wdt. Brendu, dt. Brennen), Grovella (wdt. Gurfälu, dt. Gurfelen) und Canza (wdt. Früd[u]wald, dt. Frut[t]wald)[6]. Formazzo hat 869 Einwohner (Stand 31. Dezember 2022).
Im Mittelalter wurde das Val Formazza von Walsern besiedelt, die aus dem schweizerischen Goms kamen und damit deutschsprachig waren. Der noch heute besonders von der älteren Generation gesprochene höchstalemannische Dialekt (Walserdeutsch), die Bauweise der Häuser und zahlreiche deutsche Flurnamen zeugen von dieser Besiedlung.
In der deutschen Ortsmundart hat Anna Maria Bacher ab 1988 bedeutsame Dialektliteratur geschaffen. Drei ihrer Dichtungen wurden vom Schweizer Komponisten Heinz Holliger vertont.
Tourismus und Sport
Für Bergwanderer stehen die 3A-Hütte über dem Siedelgletscher auf 2922 m ü. M. mit 80 Betten und die Claudio- und Bruno-Hütte am Sabbione-See auf 2710 m ü. M. mit 90 Betten zur Verfügung, beide im Besitz der Operation Mato Grosso (OMG).
An Skianlagen gibt es den Skilift Ponte (1980), die Sesselbahn Sagersboden (seit 1999) und den Skilift Valdo 1 (seit 2001). In Riale besteht eine Langlaufloipe.
Angela Bacher: Pomatt, una valle, una comunità, una lingua. Tipolitografia Cerutti, Intra 1983.
Angela Bacher: Bärulussä. Il prato più bello dell’orso. Suoni, nomi e luoghi nella parlata walser di Formazza. Tararà Edizione, Verbania 1995.
Aristide Baragiola: Folklore di Val Formazza. Ermanno Loescher, Roma 1914.
Aristide Baragiola: Documenti latini, italiani e tedeschi di Formazza. In: Bollettino Storico per la Provincia di Novara 3 (1918) und 4 (1919).
Silvia Dal Negro: Mantenimento, variazione e morte della lingua nel Walser di Formazza. IX Ciclo. Dissertation Universität Pavia. o. O., o. J.
Silvia Dal Negro, Carla Willeit, Alessandra Carpene: Studi su fenomeni, situazioni e forme del bilinguismo. Milano 1999 (Educazione bilingue 20).
Silvia Dal Negro: Parlare walser in Piemonte. Archivio sonoro delle parlate walser. Hrsg. vom Centro Studi Walser di Rimella und vom Walserverein Pomatt. Vercelli 2006 [mit 1 DVD].
Pio Scilligo: Pumatter Tietsch. Ds Kschrift und die Erst Werter. Il Tedesco di Formazza. La Scrittura e le Prime Parole. Roma 1989 (kleine Grammatik und kleines Wörterbuch, je mit Beispielsätzen).
Pio Scilligo: Pumattertietsch Werterbeuch. Dizionario Formazzino – Italiano e Italiano – Formazzino. Pumattertietsch – Waeltsch – Tietsch und Waeltsch – Pumattertietsch – Tietsch. Roma 1993.