Aus dem fränkischen Adelsgeschlecht Geyer von Giebelstadt stammend, wurde er als jüngster von drei Brüdern geboren. Nachdem sein Vater Dietrich († 1492) und seine beiden älteren Brüder gestorben waren, erbte er schon sehr jung ein beachtliches Vermögen und umfangreiche Ländereien, die ihm fortan ein von finanziellen Sorgen freies Leben erlaubten.
Von 1512 bis 1513 führte ihn eine Reise zu Heinrich VIII. nach England. 1517 wurde er nach einem Zinsstreit mit dem Würzburger Kollegiatstift Neumünster, das eine 350 Jahre alte Forderung ohne schriftlichen Beleg von ihm einforderte, exkommuniziert und blieb bis zu seinem Tode im Bann.[1]
Noch im selben Jahr trat Geyer auf Bitte seines Lehnsherrn in die Dienste von dessen Bruder, dem Hochmeister des Deutschen OrdensAlbrecht von Brandenburg-Ansbach, um ihn bei einer drohenden Auseinandersetzung mit dem Königreich Polen als erfahrener Hauptmann zu unterstützen. Bis 1523 stand er als Truppenführer im Dienst des Hochmeisters, für den er, als sich die militärische Lage ungünstig entwickelte, in diplomatischer Mission die Höfe Europas besuchte.
Er führte 1520 die Waffenstillstandsverhandlungen mit Polen und nahm 1523 an den Verhandlungen des Schweinfurter Rittertages teil. Im gleichen Jahr begleitete er seinen Fürsten zu einem Gespräch mit Martin Luther in Wittenberg.
Berater und Verhandlungsführer der Tauberbauern
Florian Geyer war bei Ausbruch des Bauernkrieges 1525 als Berater und Verhandlungsführer der Tauberbauern tätig. Seine militärischen Erfahrungen ließen die Bauern hingegen ungenutzt.
Er unterstützte die Organisation des Bauernheeres und half bei der Erarbeitung strategischer Grundsätze. Es gelang ihm als Unterhändler, mehrere kleinere Städte, unter anderem auch das relativ große Rothenburg ob der Tauber, zu gewinnen. Er führte Verhandlungen mit Würzburg und dem Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth. Sein Ziel im Kampf gegen das Landesfürstentum war eine auf Bauern- und Bürgertum gegründete Reichsreform, mit der lutherischen Lehre als moralischer Grundlage und auf die Beseitigung der geistlichen und adligen Vorrechte zielend. Geyer vermochte sich bei den radikalisierten Bauern mit seinen Vorschlägen jedoch nicht durchzusetzen und stieß wegen seiner adeligen Herkunft oft auf Misstrauen.
Erst als die Truppen des Schwäbischen Bundes unter Georg Truchsess von Waldburg-Zeil sich gegen die Bauern in Marsch setzten und ihnen erste schwere Niederlagen beibrachten, wurde auf Anraten Geyers der Versuch gemacht, einen Frieden unter Vermittlung seines einstigen Lehnsherrn auszuhandeln. Geyer reiste nach Rothenburg, um die Eskorte Kasimirs zu erwarten. Nach der Niederlage der Bauern in den Entscheidungsschlachten bei Königshofen (2. Juni 1525) und Ingolstadt in Unterfranken (4. Juni 1525) wurde der noch auf die Eskorte wartende Geyer vom Stadtrat aus der Stadt Rothenburg ausgewiesen und ritt allein nach Norden.
In der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 1525 soll Geyer von zwei Knechten seines Schwagers Wilhelm von Grumbach im Gramschatzer Wald bei Würzburg ausgeraubt und erstochen worden sein; eindeutige Belege hierfür sind jedoch nicht bekannt.[2] Der Verbleib seines Leichnams sowie die Lage seines Grabes sind unbekannt.
Jedes Jahr im Sommer werden an mehreren Wochenenden die Florian-Geyer-Freilichtspiele im ehemaligen Geyer-Schloss in Giebelstadt aufgeführt.
Literatur
Sachbücher
Hermann Barge: Florian Geyer. Eine biographische Studie. Gerstenberg Verlag, Leipzig 1920, Nachdruck Hildesheim 1972, ISBN 3-8067-0124-5.
Wilhelm Benkert: Der historische Florian Geyer. In: Beiträge zur Geschichte der Marktgemeinde Giebelstadt. Giebelstadt 1970, S. 1–24.
Wilhelm Blos: Florian Geyer – Lebens- und Charakterbild aus dem großen Bauernkrieg. J. H. W. Dietz Nachfolger, Berlin 1924 (= Die kleine Reihe. Band 3).
Christa Dericum: Des Geyers schwarze Haufen. Florian Geyer und der deutsche Bauernkrieg. Bertelsmann, München 1980, ISBN 3-570-07254-1.
Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg. In: Neue Rheinische Zeitung. Politisch-ökonomische Revue. Heft 5–6, 1850; Neuausgabe nach der letzten von Friedrich Engels besorgten Ausgabe von 1875 in: Karl Marx – Friedrich Engels – Werke. Band 7. Dietz, Berlin 1960, S. 377–400 (Online bei Zeno.org).
Dagobert von Mikusch: Florian Geyer und der Kampf um das Reich. Schlegel, Berlin 1941.
Friedrich Wencker-Wildberg: Wie Florian Geyer starb. In: Ins Land der Franken fahren – Ein Heimatbuch in Wort und Bild. 5. Band. Mainpresse, Würzburg 1961, S. 34–37.
Artikel
Wilhelm Blos: Florian Geyer. Lebens- und Karakterbild aus dem großen Bauernkrieg.
In: Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. Band 4, Heft 2, 1886, S. 58–65. (Digitalisat).
In: Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. Band 4, Heft 3, 1886, S. 108–116. (Digitalisat).
In: Die neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. Band 4, Heft 4, 1886, S. 165–174. (Digitalisat).
Sandra Dittrich: Die silberne Stiefelschnalle – Das Rätsel um Florian Geyers Tod. Historischer Roman. Erschienen als E-Book bei Neobooks, München 2013, ISBN 978-3-8476-3329-7.
Andreas Flurschütz da Cruz: „Würde er lieber zugesehen haben, daß sie erstochen würden, als daß er sich mit ihnen verbrüderte“. Florian Geyer von Giebelstadt im Bauernkrieg. In: Kurt Andermann, Gerrit Jasper Schenk (Hrsg.): Bauernkrieg. Regionale und überregionale Aspekte einer sozialen Erhebung. Thorbecke, Ostfildern 2024 (Kraichtaler Kolloquien; 14), ISBN 978-3-7995-9284-0, S. 205–232.
↑Dieter Schnabel: Ritter Wilhelm von Grumbach. URANIA Kultur- und Bildungsverein Gotha e. V., 2012
↑Peter Weidisch: Würzburg im »Dritten Reich«. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 1273, Anm. 63.