Fiedlerit entwickelt tafelige, leistenförmige Kristalle und Kombinationen bis etwa zwei Millimeter Größe mit diamantähnlichem Glanz auf den Oberflächen. In reiner Form sind die Kristalle farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung können diese aber auch weiß erscheinen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.
Erstmals entdeckt wurde Fiedlerit in den alten Schlackehalden bei Lavrio in der griechischen Region Attika und beschrieben 1887 durch Gerhard vom Rath, der das Mineral nach dem sächsischen Kommissar für Bergbau Karl Gustav Fiedler (1791–1853) benannte.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Fiedlerit zwar ebenfalls in die Klasse der „Halogenide“, dort jedoch in die neu definierte Abteilung der „Oxihalogenide, Hydroxyhalogenide und verwandte Doppel-Halogenide“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorkommenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit Pb (As, Sb, Bi) ohne Cu“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 3.DC.10 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Fiedlerit in die Klasse der „Halogenide“ und dort in die Abteilung der „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 10.03.02 innerhalb der Unterabteilung „Oxihalogenide und Hydroxyhalogenide mit der Formel A3(O,OH)2Xq“ zu finden.
Als seltene Mineralbildung konnte Fiedlerit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) etwas mehr als 10 Fundorte bekannt sind.[6] An seiner TyplokalitätLavrio in Griechenland fand man das Mineral auf mehreren alten Schlackehalden wie unter anderem im Hafen von Laurion, bei St. Nikolas, Mikrolimanou, Oxygon, Panormos, Passa Limani, Sounion, Thorikos, Tourkolimanon und Vrissaki.
Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist die Zeche Christian Levin in Essen und in Österreich kennt man Fiedlerit bisher nur aus einer Schlackenhalde bei Waitschach in Kärnten.
Weitere bisher bekannte Fundorte sind Baratti in der italienischen Gemeinde Piombino, Argent in der südafrikanischen Provinz Gauteng und die Schlackenlokalität „The Gannel Smelter“ bei Crantock nahe St Agnes in der englischen Grafschaft Cornwall.[7]
Gerhard vom Rath: Einige mineralogische und geologische Mittheilungen. In: Niederrheinische Gesellschaft für Natur und Heilkunde in Bonn. Band 102 (1887), S. 149–154.
Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S.370.
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.176.
↑ abcFiedlerite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 70,5 kB)