Um 1190 wurde von dem Passauer Fürstbischof Wolfger von Erla in Fürsteneck eine Burg als Grenzbefestigung gegen die bayerischen Herzöge errichtet. Fürsteneck als Sitz eines Pfleggerichtes des Hochstiftes Passau wurde 1703 Schauplatz eines Hexenprozesses. Fürsteneck wurde 1803 mit dem größten Teil des Passauer Gebietes zugunsten des Kurfürstentums Salzburg von Ferdinand III. von Toskana säkularisiert und fiel 1805 an Bayern. Mit der Bildung der Gemeinden im Jahre 1818 auf Grund des zweiten bayerischen Gemeindeedikts vom 17. Mai 1818 wurde die Gemeinde Fürsteneck gebildet. Sie umfasste neben Fürsteneck die Orte Anzerreut, Aschberg, Atzldorf, Dorf, Dürnberg, Hochwegen, Loizersdorf, Ohbruck, Plattenhof, Schnürring, Schrottenbaummühle, Simpoln und Wiesmühle.
Kirchlich wurde Fürsteneck 1937 Expositur und 1960 selbständige Pfarrei, die seit 1978 dem Pfarrverband Perlesreut angehört.
Bundesweite Aufmerksamkeit unter dem Titel „Jagdszenen in Niederbayern“ erlangte der Weiler Aumühle in der Gemeinde Fürsteneck (heute ein Gemeindeteil von Hutthurm) als die lokale Bevölkerung am 17. Oktober 1969 den Bezug eines Heimes für schwer erziehbare und geistig behinderte Kinder verhinderte.[6] Der Praktische Arzt Fritz Loew hatte das Anwesen vom Bischöflichen Ordinariat Passau erworben, um dort sein drittes Kinderheim zu errichten.[7] Als am 17. Oktober die ersten sieben zukünftigen behinderten Buben mit ihren Betreuern ankamen, wurden sie von einer hundertköpfigen Protestmannschaft („Die Depperln woll’n mir hier net“) unter der Führung des Pfarrers Georg Stetter empfangen. Angesichts der Drohkulisse machten die Schützlinge von Loew wieder kehrt.[6]
In der darauffolgenden Nacht fand eine Nachtwache mit etwa 40 Fürsteneckern statt. Trotz der anwesenden Feuerwehrmänner ging die ehemalige Pension in Flammen auf.[6][8] Nach eigenen Aussagen waren Gegner vor allem wegen möglicher geschäftlicher Einbußen im Tourismus und nicht aufgrund von Animositäten gegenüber Behinderten zu ihrem Tun motiviert.[9]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 828 auf 866 um 38 Einwohner bzw. um 4,6 %.
Jahr
1961
1970
1987
1991
1995
2000
2005
2010
2015
2020
Einwohner
0694
0771
0813
0954
0983
0992
0999
0942
0882
0842
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat setzt sich aus 8 Mitgliedern zusammen. Die vergangenen Kommunalwahlen ergaben folgende Sitzverteilungen:
Ehrenamtlicher Erster Bürgermeister ist Alexander Pieringer (CSU).[2]
Er ist seit 1. Mai 2020 Nachfolger von Heinz Binder (CSU), der 2014 ohne Gegenkandidat mit 86,9 % der gültigen Stimmen gewählt wurde.
Wappenbegründung: Der Wellengöpel, ein heraldisches Flusssymbol, und der Dreiberg versinnbildlichen die Lage der Gemeinde an den Flüssen Ilz, Wolfsteiner und Schönberger Ohe in den Vorbergen des Bayerischen Waldes. Der Zinnenturm verweist auf die das Ortsbild prägende, frühestens um 1200 erbaute Burganlage, die seit dem ausgehenden 13. und im 14. Jahrhundert Sitz der Burggrafen von Fürsteneck war. In der Tingierung wurden die Farben des Hochstifts Passau, Silber und Rot, aufgenommen; sie unterstreichen die enge historische Verbindung dorthin.[10]
Das Schloss Fürsteneck wurde um 1190 von dem Passauer Fürstbischof Wolfger von Erla als Grenzbefestigung gegen die bayerischen Herzöge errichtet. 1570 fand unter Fürstbischof Urban von Trennbach eine Renovierung statt. 1745 entstand unter Kardinal Joseph Dominikus von Lamberg die Schlosskapelle. 1803 fiel das Schloss an den bayerischen Staat und 1814 wurde es an einen ehemaligen Mönch verkauft. Heute beherbergt das Schloss einen Landgasthof mit Restaurant und Übernachtungsmöglichkeiten.
Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft
Es gab im Jahr 2020 nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe 29 und im Bereich Handel und Verkehr 34 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 28 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 393. Im verarbeitenden Gewerbe gab es keine, im Bauhauptgewerbe zwei Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 2016 16 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 428 ha, davon waren 303 ha Dauergrünfläche.
Verkehr
Fürsteneck hat seit 1890 mit der gleichnamigen, aber auf dem Gemeindegebiet Hutthurms liegenden Haltestelle der Bahnstrecke Passau–Freyung Anschluss an das Eisenbahnnetz. Diese Bahnstrecke wurde jedoch seit 2002 nicht mehr befahren.
Im Jahr 2009 begann die Reaktivierung der Strecke durch die Ilztalbahn, unterstützt durch den Förderverein Ilztalbahn e. V.
Seit dem 12. September 2010 ist die Teilstrecke Waldkirchen – Freyung wieder in Betrieb.
Am 16. Juli 2011 wurde der Bahnverkehr im Rahmen des Freizeitverkehrsprojektes Donau-Moldau wieder an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen im Sommerhalbjahr und zu Sonderfahrten ganzjährig aufgenommen.
Bildung
Derzeit gibt es einen Kindergarten in der Gemeinde Fürsteneck (Stand 2021).
Der Kindergarten St. Christophorus ist ein eingruppiger, caritativer Kindergarten, in dem sechs Personen zur Betreuung beschäftigt sind. 2021 wurden insgesamt 41 Kinder dort betreut. Erbaut und eröffnet wurde der Kindergarten im Jahr 1993. Der Kindergarten St. Christophorus verfolgt die Reggio-Pädagogik und ist einer der ersten Kindergärten in der Region, der entsprechend dieser Pädagogik zertifiziert wurde.
Sport
Die DJK Fürsteneck ist der örtliche Sportverein mit den Sparten Fußball, Eisstockschießen, Gymnastik, Laufen und Tanz. Die Fußballabteilung spielt in der Kreisliga Bayerwald. Die Sparte Laufen tritt als Laufwölfe Fürsteneck auf und ist in vielen verschiedenen Wettkämpfen im bayerischen und österreichischen Raum vertreten. Die Sparte Tanz ist lediglich für Kinder und Jugendliche ausgerichtet. Gymnastik beinhaltet verschiedene Kurse und wird für jedes Alter angeboten.
Söhne und Töchter der Gemeinde
Josef Fruth (1910–1994), Maler, Graphiker und Schriftsteller