1895 berief ihn die Reichs-Limeskommission zum Streckenkommissar auf württembergischem Boden. Ein Jahr später grub er in deren Auftrag das Kastell Waldmössingen aus. Er war eines der Gründungsmitglieder 1888/1889[1] des Schwäbischen Albvereins (SAV). 1890 bis 1913 war er dessen stellvertretender Vorsitzender und von 1913 bis 1933 Vorsitzender. Von 1889 bis 1930 war er erster Schriftleiter der „Blätter des Schwäbischen Albvereins“. 1898 gründete er das Magazin „Tübinger Blätter“, bei dem er bis 1928 als Redakteur mitwirkte. Ferner war er Vorstandsmitglied der Tübinger Ortsgruppe des Vereins zur Erhaltung der Volkstrachten in Schwaben.[2]
Zusammen mit dem Württembergischen Schwarzwaldverein gründete er 1897 das Schwäbische Jugendherbergswerk, einen Vorläufer des Deutschen Jugendherbergswerkes, und übernahm den Vorsitz. Ab 1900 war er im Verband Deutscher Touristenvereine maßgeblich an der Schaffung eines Unterkunftsnetzes für Wanderer und Jugendgruppen beteiligt.[3] In dieser Funktion mauerte er am 20. Oktober 1935 – umgeben von den örtlichen NSDAP-Funktionären – den Grundstein des „Hauses der Jugend“ – der Jugendherberge – ein, eines Vorzeigeobjekts der Tübinger NSDAP. Nägele war zwar über die Vereinnahmung seines Werkes durch die Nationalsozialisten nicht froh, doch konnte er sich ihren Erwartungen nicht entziehen.
Nägele war Förderer des Naturkundlers Robert Gradmann und mit dem Schriftsteller Weinland, dem Schöpfer des Rulaman, sowie weiteren Größen seiner Zeit in Kontakt. Am 7. Dezember 1937 erlitt Nägele bei einem Unfall eine Schenkelhalsfraktur und wurde in die chirurgische Klinik in Tübingen eingeliefert. Dort erkrankte er an einer schweren doppelseitigen Lungenentzündung, an der er am Abend des 16. Dezember 1937 verstarb. Eugen Nägele wurde auf dem Stadtfriedhof Tübingen beigesetzt.[4]
Leistungen
Eugen Nägele setzte noch heute gültige Maßstäbe im Bereich Heimatkunde/Heimatforschung und im Jugendherbergswesen. Als Heimatforscher war er maßgeblich an der Erforschung der keltischenHeuneburg, des römischenLimes, der Römerstraßen und am Wiederaufbau der Hohenstaufenkapelle beteiligt. Seine Arbeiten über Schubart, Uhland und württembergische Volkskunde waren wegweisend. Seine Veröffentlichungen in den Blättern des Schwäbischen Albvereins sind eine reichhaltige Quelle zum Geschichts- und Naturstudium in Württemberg.
Grinario. Das römische Kastell bei Köngen, Verlag des Schwäbischen Albvereins, Tübingen 1911.
Anmerkungen und Einzelnachweise
↑Der 13. August 1888 gilt als die Geburtsstunde des Schwäbischen Albvereins. Am 5. Mai 1889 wurde aus einer losen Vereinigung von Verschönerungsvereinen am Albtrauf der Albverein gegründet.
↑Wolfgang Hesse: Ansichten aus Schwaben. Kunst, Land und Leute in Aufnahmen der ersten Tübinger Lichtbildner und des Fotografen Paul Sinner (1838–1925), Tübingen : Gebrüder Metz 1989, ISBN 3-921580-79-X, S. 102, Anmerkung 281.
↑125 Jahre Wandern und mehr, hrsg. vom Deutschen Wanderverband. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2008, ISBN 978-3-86568-221-5, S. 22f.
↑„Blätter des Schwäbischen Albvereins“, Nr. 1, Januar 1938.
Literatur
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft, Band I: Politiker, Teilband 8: Supplement L–Z, Winter, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-8253-6051-1, S. 104–105.
Peter Goessler: Professor Eugen Nägele: sein Leben und Wirken, Kohlhammer, Stuttgart 1947.
Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S.598.