Esra Küçük (* 1983 in Hamburg) ist eine deutsch-türkische[1]Sozialwissenschaftlerin. Sie war ab 2018 Geschäftsführerin der Allianz Kulturstiftung, 2022 übernahm sie bis zu ihrer Kündigung im Jahr 2024 die Führung der mit der Allianz Umweltstiftung zusammengelegten Allianz Foundation.
2010/2011 initiierte Küçük die Gründung des bundesweiten Dialogforums Junge Islam Konferenz, womit sie auf das Buch Deutschland schafft sich ab von Thilo Sarrazin reagierte. In Ergänzung zu einer Mehrheitsgesellschaft, die verstärkt über Menschen muslimischen Glaubens spricht, wollte sie religiösen und nicht-religiösen Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund eine Austauschmöglichkeit und eine Stimme zum Thema Identität, Islam oder Rassismus geben.[8][5]
Seit 2016 war sie Mitglied im Direktorium des Berliner Maxim-Gorki-Theaters, wo sie das Gorki-Forum als „Ort öffentlicher Debatten zwischen Kultur, Wissenschaft und Politik“[9] aufbaute und leitete.[10] Für die Leipziger Buchmesse kuratierte sie 2017 das Debattenformat „Europa 21“.[11]
Seit 2020 ist sie Mitglied des Stiftungsrates von Pro Helvetia.[12]
2018 begann Küçük die Allianz Kulturstiftung als Geschäftsführendes Mitglied des Stiftungsrates zu leiten;[13] im Juni 2020 übernahm sie – kommissarisch – zusätzlich die operative Verantwortung im Vorstand der Allianz Umweltstiftung.[14] Nach der von ihr mitangetriebenen Fusion der Allianz Kultur- mit der Umweltstiftung zur Allianz Foundation wurde sie deren Geschäftsführerin. Am 22. Oktober 2024 beschloss das Kuratorium die fristlose Entlassung Küçüks.[15]
Das Wirtschaftsmagazin Capital kürte Küçük 2016 zur „Jungen Elite 2016“ in der jährlichen Auswahl „TOP 40 unter 40“ im Bereich Regierung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Deutschland.[16]
„Ich möchte einen Raum schaffen, in dem Gesprächspartner aufeinander eingehen und sozusagen live denken, anstatt nur Positionen auszutauschen.“[11]
Publikationen (Auswahl)
Vom Paradigmenwechsel – Ein langes Ringen um einen unvermeidlichen Wandel. Oder, warum wir uns so schwer tun gesellschaftliche Veränderungen zu akzeptieren? In: Micha Brumlik, Marina Chernivsky, Max Czollek, Hannah Peaceman, Anna Schapiro, Lea Wohl von Haselberg (Hrsg.): Desintegration (= Jalta. Positionen zur jüdischen Gegenwart. Nr.02). Neofelis, Berlin 2017, S.52–60.
Warum die vermeintlich Fremden uns selbst herausfordern. In: Alexander Carius, Harald Welzer, Andre Wilkens (Hrsg.): Die offene Gesellschaft und ihre Freunde. Fischer, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-596-29771-9.
Migrantinnen in der ethnischen Ökonomie: Die Verortung affektiver und reproduktiver Arbeit. In: IFADE (Hrsg.): Insider – Outsider : Bilder, ethnisierte Räume und Partizipation im Migrationsprozess. transcript Verlag, Bielefeld 2005, ISBN 978-3-89942-382-2.
↑»Was heißt hier eigentlich Einheit?« Esra Kücük von der Jungen Islam Konferenz und die Netzaktivistin Anne Wizorek über Herkunft und Zukunft. In: Markus Decker (Hrsg.): Was ich dir immer schon mal sagen wollte: Ost-West-Gespräche. Ch. Links Verlag, 2015, ISBN 978-3-86284-314-5, S.24: „Meine Oma war aus Mazedonien zunächst in die Türkei geflüchtet und 1968 eine der ersten Gastarbeiterinnen in Deutschland. Sie […] hat meine Mutter, die in Istanbul zur Schule ging, zwei Jahre später nachgeholt. Meine Mutter ist Jahrgang 1954 und war 16, als sie hierher kam. Mein Vater ist ebenfalls mit 16 nach Hamburg gekommen […]. [Er] ist in Griechenland groß geworden, kommt aber ursprünglich aus der Nähe von Istanbul.“
↑Jens Schneider: Esra Küçük. In: sueddeutsche.de. 4. November 2015, abgerufen am 6. Dezember 2019.
↑Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (Hrsg.): Integration im föderalen System: Bund, Länder und die Rolle der Kommunen Jahresgutachten 2012 mit Integrationsbarometer. Berlin 2012, S.196.