Toch wurde als zweites Kind des jüdischen Lederhändlers Moritz Toch und seiner Ehefrau Gisela Toch, geb. Graf, geboren.[1] Er wuchs in Wien auf, lernte Klavier bei der Pianistin und Schriftstellerin Ida Mikolasch sowie andere Instrumente und studierte an den Universitäten von Wien und HeidelbergPhilosophie und Medizin (1921 Promotion in Heidelberg über Beiträge zur Stilkunde der Melodie). Seine kompositorische Tätigkeit begann er um 1900 als Autodidakt mit Wolfgang Amadeus Mozart als Vorbild (Streichquartette, 1905 Stammbuchverse für Klavier).
Im Jahr 1916 heiratete er die Bankierstochter Lilly Zwack (* 21. Febr. 1892 in Wien; † 19. Apr. 1972 in Los Angeles (CA)); aus dieser Verbindung entstammt die Tochter Franziska (* 7. Aug. 1928 Heidelberg; † 5. Apr. 1988 Los Angeles (CA))[1][2], deren Sohn Lawrence Weschler, geboren 1952, schuf die „Ernst Toch Society“.
Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte er nach Mannheim zurück, wo er bis 1928 weiter unterrichtete und einen neuen Stil der Polyphonie entwickelte.
1919 komponierte er sein 9. Streichquartett op. 26. Anschließend widmete er sich zusammen mit Paul Hindemith einer Rundfunk-Tätigkeit. Nach Komposition des Cellokonzerts op. 35 (1925) erhielt er einen Zehnjahresvertrag mit dem Musikverlag Schott und war nun freier Komponist.[3] 1930 schrieb er seine Fuge aus der Geographie für Sprechchor.
Tätigkeiten an anderen Orten und sein Klavierkonzert machten ihn weiter bekannt:
Im Jahr 1921 promovierte er an der Universität Heidelberg mit einer Arbeit über die Stilkunde der Melodie.
Toch schrieb auch vier Werke für Blasorchester, eines davon (op. 39) wurde 1926 in Donaueschingen zusammen mit jeweils einer Blasmusikkomposition von Ernst Krenek, Ernst Pepping, Paul Hindemith und Hans Gál uraufgeführt. Die Anregung der Komposition kam von Paul Hindemith, der für dieses Festival selbst auch ein Werk komponierte.
Nach Adolf Hitlers Machtergreifung ging er ins Exil: 1933 nach Paris und London, wo er Filmmusiken schrieb. 1935 folgte er einer Einladung nach New York (New School for Social Research), wo die Big-Ben-Variationen entstanden. Seinen Lebensunterhalt konnte er aber erst in Kalifornien durch Filmkompositionen für Hollywood sichern.
Als Professor an der University of Southern California hatte er neben Komposition auch Philosophie zu vertreten und hielt Gastvorlesungen an der Harvard University. Die dort vorgetragene Musiktheorie fasste er in der Schrift The Shaping Forces in Music (1948; dt. Die gestaltenden Kräfte der Musik, 2005) zusammen. Ab 1950 komponierte er 7 große Sinfonien, für deren Dritte (op. 75, 1954) er drei Jahre später den Pulitzer-Preis erhielt. In diesen Spätwerken kehrte er wieder zum spätromantischen Stil seiner Anfangszeit zurück.
Einige Jahre nach dem Grammy Award (1960) nannte er sich „the world's most forgotten composer of the 20th century“. Doch diese Gruppe ist wohl größer, als er damals meinte.
Melodielehre. 1914 geschrieben, gedruckt Berlin 1923, Max Hesse (= Max Hesses Handbücher. Bd. 69), 183 Seiten.
The Shaping Forces in Music. An Inquiry into the Nature of Harmony, Melody, Counterpoint and Form. Criterion Music Corp., New York 1948
Die gestaltenden Kräfte der Musik. Eine Einführung in die Wirkungsmechanismen von Harmonik, Melodik, Kontrapunkt und Form. Mit einem biographischen Essay von Lawrence Weschler. Übersetzung von Hermann J. Metzler. Mirliton, Hofheim 2005 (mit ausführlichem Werkverzeichnis und Diskographie), ISBN 978-3-936000-99-3.
Opern
1927: Die Prinzessin auf der Erbse opus 43 – Libretto von Benno Elkan
Peter Cahn: Das Hoch'sche Konservatorium in Frankfurt am Main (1878-1978). Kramer, Frankfurt am Main 1979. ISBN 3-7829-0214-9
Jack Docherty, Konrad Hopkins: Der vergessenste Komponist des 20. Jahrhunderts: Ernst Toch. In: Filmharmonische Blätter. Heft 6 (Juni). Berlin 1987, S. 25–27. ISSN0930-3154
Charlotte E. Erwin: Ernst Toch in Amerika. In: Habakuk Traber, Elmar Weingarten (Hrsg.): Verdrängte Musik: Berliner Komponisten im Exil. Argon, Berlin 1987, ISBN 3-87024-118-7.
Michael Haas: Forbidden music : the Jewish composers banned by the Nazis. New Haven, Conn. : Yale Univ. Press, 2013, S. 121–126
Werner Hanak-Lettner, Michael Haas (Hrsg.): Ernst Toch. Das Leben als geographische Fuge. Zur gleichnamigen Ausstellung im Jüdischen Museum Wien 2010, einschließlich CD. Wien 2010. ISBN 3-901398-57-0
Hermann Jung (Hrsg.): Spurensicherung, der Komponist Ernst Toch (1887–1964) – Mannheimer Emigrantenschicksale. Lang, Frankfurt am Main 2007 (Medienkombination). ISBN 3-631-57400-2
Heiko Schneider: Wahrhaftigkeit und Fortschritt. Ernst Toch in Deutschland 1919–1933. Schott, Mainz/Berlin 2007. ISBN 3-7957-0159-7
Elisabeth Stratka, Andreas Kloner: Ich bin der meistvergessene Komponist des 20. Jahrhunderts. Porträt über den österreichischen Komponisten Ernst Toch. ORF-Radiofeature 2003, 54 Min.
Lawrence Weschler: Das letzte Märchen. Über das Schicksal meines Großvaters, des Komponisten Ernst Toch. In: Lettre International. Heft 72 (Frühjahr). Berlin 2006, S. 22–29. ISSN0945-5167
Toch, Ernst, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,2. München : Saur, 1983, S. 1167