Die bayrische biologische Versuchsanstalt für Fischerei eröffnete im November 1919 in Bernau am Chiemsee eine Zweigstation ihrer hydrobiologische Station in Langenargen am Bodensee. Scheffelt wurde mit der Leitung dieser Zweigstation betraut. Später wechselte er nach Langenargen zu dem von Reinhard Demoll geleiteten Institut für Seenforschung (Limnologie), wurde aber weiterhin vom bayerischen Staat bezahlt. Während seiner Dienstzeit in Langenargen wurde der Neubau für das Institut erstellt, der 1925 fertiggestellt wurde. Scheffelt kritisierte in einem Schreiben an den Vorsitzenden des Kuratoriums Eugen Kauffmann die Aufwendungen für die ebenfalls in diesem Bau befindliche Wohnung von Demoll, der Wert auf Ästhetik und Komfort legte. Es wird vermutet, dass dadurch das Vertrauensverhältnis zwischen Demoll und Scheffelt gestört wurde, was letztlich dazu führte, dass Scheffelts Vertrag 1926 nicht verlängert wurde und er nach Badenweiler zurückkehrte.[3] Hier übernahm er die Verwaltung des Anwesen[4] des 1922 verstorbenen Vaters; seine Frau führte hier auch eine Pension.[5]
Scheffelt war nun als Privatgelehrterschriftstellerisch tätig und publizierte zu Themen der regionalen Zoologie und zur regionalen Geschichte. Neben einigen Monografien schrieb er eine große Anzahl von Artikeln in diversen lokalen und regionalen Zeitschriften, wie „Das Markgräflerland“ und „Die Markgrafschaft“. Aber er gab sein Wissen nicht nur schriftlich weiter, sondern auch in vielen Vorträgen und Führungen - insbesondere in den römischen Badruinen.
1929 wurde Scheffelt ehrenamtlicher Bezirkspfleger für Ur- und Frühgeschichte im Landkreis Müllheim[6] und nahm diese Aufgabe, die auch die Betreuung der römischen Badruinen umfasste, bis 1950 wahr. Von 1929 bis 1946 war er Vorsitzender des Schwarzwaldvereins Müllheim-Badenweiler, der ihn dann nach der Neugründung 1948 zum Ehrenvorsitzenden ernannte. Von 1931 bis 1938 wirkte er im Gemeinderat von Badenweiler, bis er das Amt krankheitshalber niederlegte — von 1931 bis 1945 hatte er das Gemeindeamt eines „Waldmeisters“ (Förster) inne.
Die dunkle Seite
Scheffelt war bereits vor dem Verbot der NSDAP 1923 schon einmal Mitglied der NSDAP und trat ihr am 1. Mai 1933 erneut bei. Im Mai 1939 wurde er aufgrund einer Auseinandersetzung mit dem NSDAP-Kreisleiter Hugo Grüner wegen Beleidigung aus der Partei ausgeschlossen. Auf Rat des nationalsozialistischen Erziehungswissenschaftlers Ernst Krieck hat Scheffelt diesen Beschluss des Kreisgerichts der NSDAP angefochten und wurde durch Beschluss des Gaugerichtes im März 1941 wieder aufgenommen.[7] Scheffelt war auch Mitglied im NS-Reichskriegerbund, dessen kommissarischer „Kreiskriegerführer“ er vom Herbst 1938 bis Frühjahr 1939 war. Von 1934 bis 1938 wirkte er in Badenweiler als „Ortswart“ der nationalsozialistischen Gemeinschaft Kraft durch Freude (KdF) für die er die Führungen durch die historischen Bäder durchführte. Im Januar 1948 wurde ein Entnazifizierungsverfahren gegen Scheffelt eingeleitet. Am 23. August 1948 gab Scheffelt gegenüber der Spruchkammer Lörrach zu Protokoll: „Ich bin ein unpolitischer Mensch schon immer gewesen.“[8] Bereits im Juni 1948 hatte der Untersuchungsausschuss Müllheim die Einstufung Scheffelts als „Mitläufer“ vorgeschlagen.
Scheffelt war der älteste Sohn des Gutsbesitzers Ernst Scheffelt und dessen Ehefrau geb. Blüss. Im Oktober 1919 heiratete er Elise Meissburger[10] aus Badenweiler, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hatte.[11]
Aus dem Ortssippenbuch Badenweiler[12] ergibt sich folgender Auszug aus der Stammliste:
Johann Michael (1795 – 1853) ⚭ Maria Verena geb. Grether
Ernst Friedrich (1819 – 1866) ⚭ 30. März 1852 Maria Magdalena Joner (1817 – 1900)
Ernst Scheffelt (1853 – 1922) ⚭ 10. April 1884 Ida Friederike Blüss (1864 – 1936)
Ernst Friedrich Emil (* 1885) ⚭ 28. Oktober 1919 Elise Sophie Meißburger
Fische und Fischerei im Bodensee, Stuttgart : F. Enke, 1926
Die Vogelwelt unserer Heimat, Freiburg i. Br. : Herder & Co., 1928
Badenweiler in Vergangenheit und Gegenwart, 1933
Badenweiler. Führer durch die Geschichte, Natur und Umgebung mit besonderer Berücksichtigung der Entwicklung des Kurorts Badenweiler, Badenweiler 1933
Der Neuenfels bei Badenweiler. Geschichte einer kleinen Burg, Freiburg i. Br. 1954
Aus der Geschichte des Dorfes Lipburg mit Sehringen und Hausbaden, Lipburg 1954
Geschichte der Gemeinde Britzingen mit Dattingen, Muggardt und Güttigheim, Britzingen 1957
Die Thermalquelle von Badenweiler, 1960 (zusammen mit K. Sauer)
Das Institut für Seenforschung und Seenbewirtschaftung in Langenargen. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 53. Jg. 1924, S. 27–34 Digitalisat
Blaufelchen und klimatische Faktoren. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 53. Jg. 1924, S. 35–56 Digitalisat zusammen mit A. Kopfmüller
Das Arbeitsprogramm des Institutes für Seenforschung in Langenargen, in: Rorschacher Neujahrsblatt. - Rorschach : Löpfle-Benz, 1911–2000. - Bd. 16 (1926), S. 65–66, 69–70 : Ill. Digitalisat
Der Schwarzwaldverein Müllheim-Badenweiler, dessen langjähriger Vorsitzender er war, ernannte ihn nach der Neugründung 1948 zum Ehrenvorsitzenden.
Im Badenweiler Ortsteil Sehringen ist eine Straße nach Scheffelt benannt. 1954 wurde er von der damals selbständigen Gemeinde Lipburg[17] (heute Ortsteil von Badenweiler) zum Ehrenbürger ernannt.[18]
Literatur
J(ohannes) Helm: „E frohe Ma, 'ne Brave Ma! - jetz schenket i un stoßet a!“ Auf das Wohl von Dr. Ernst Scheffelt zum 70. Geburtstag. In: Die Markgrafschaft, Heft 2/1955, S. 2–3 Digitalisat der UB Freiburg
Johannes Helm: Dr. Ernst Scheffelt. * 19.2.1885 † 8.12.1969. In: Das Markgräflerland Heft 1/1970, S. 5–6 Digitalisat der UB Freiburg
Johannes Helm: Scheffelt, Dr. Ernst; Biologe; Natur- und Heimatforscher. In: Das Markgräflerland, Heft 3/4 1975, S. 219 Digitalisat der UB Freiburg
↑Die ausgesprochene Sperre von zwei Jahren für die Ausübung von Parteiämtern war praktisch ohne Bedeutung, da sie vom Datum des Urteils des Kreisgerichts gerechnet wurde.