Ernst Reinboth wurde als drittes von vier Kindern des katholischen Fabrikanten Friedrich-Carl Reinboth und seiner Ehefrau Hildegart Reinboth, geborene Mondschein, geboren. Außer der zwei Jahre Schulevakuierung auf Rügen und in Dänemark 1943 und 1944 wuchs er in Berlin auf. 1929 baute sein Vater ein Haus für seine Familie in Berlin-Dahlem, in dem Ernst Reinboth geboren wurde, aufwuchs, und sein Leben lang lebte und seiner künstlerischen Arbeit nachging.
Nach dem Abitur studierte Ernst Reinboth an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin Kunst und Sport auf Lehramt. Erfolgreich absolvierte er das Referendariat als Studienassistent am Schiller-Gymnasium in Berlin. Nach dem Referendariat ging er für ein Jahr nach Mexiko, wo er seinen ersten Film drehte. Seither faszinierten ihn Kakteen, Wolken, Wasser, Spiegelungen. Er entschied sich nicht für das Lehramt, sondern für die Kunst und arbeitete seither als freier unabhängiger Künstler, Kurzfilmer und Maler.
Im Jahr 1968 lernte er in der Akademie der Künste seine zukünftige Frau, die promovierte Barbara Börner, kennen, die er 1970 heiratete. Mit ihr bekam er einen Sohn (Michael) und eine Tochter (die Modedesignerin Raffaela Reinboth, Leiterin des Künstlerateliers Ernst Reinboth[3]). Ernst Reinboth starb im Dezember 2016 mit fast 82 Jahren. Bis zum Schluss arbeitete er intensiv an neuen Filmen und auch als Maler. Das Grab von Ernst Reinboth befindet sich auf dem Berliner Friedhof Dahlem.
Film und Malerei
Die Filme von Ernst Reinboth sind größtenteils Kurzfilme und Experimentalfilme. Sie reflektieren alle Möglichkeiten der Filmherstellung in 16 mm, Doppelbelichtungen, Positiv / Negativ, Spiegelungen, Tempovariationen, die die Naturaufnahmen durch diese Kontraste verfremden und abstrahieren.
Die Malerei und die Filmerei bildeten eine Symbiose in seiner Arbeit. Die aus den Filmen entstandene Photofolgen werden von ihm bemalt und surreal verfremdet und von ihm gemalte Bilder und Zeichnungen bieten Vorlagen für die Entwicklung und Entstehung neuer Filme. Seine Filme wurden mit Musik begleitet oder an Musikstücke angelegt.
Eine enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Elektroakustik der TU-Berlin, insbesondere mit Boris Blacher, Professor Winkler, Rüdiger Rüfer und Volkmar Hein unterstützten seine Arbeit.
Neben der Musik wurden viele seiner Kurzfilme mit literarischen Texten von Dante, Gottfried Benn und Samuel Beckett[7] begleitet. Samuel Beckett interessierte sich so für seine Arbeit, dass er ihn einmal in seinem Haus in Berlin besuchte.
Die Kurzfilme von Ernst Reinboth erhielten nationale und internationale Anerkennung. Er erhielt Auszeichnungen wie den Bundesfilmpreis und die Prädikate „wertvoll“ und „besonders wertvoll“ von der Filmbewertungsstelle in Deutschland:
1967: Bundesfilmpreis für Interferenzen.
1968: Prädikat „wertvoll“ für Aleph.
1968: Prädikat „wertvoll“ für Atmosphéres.
1976: Bundesfilmpreis für Der Sucher.
1976: Prädikat „wertvoll“ für Der Sucher.
1978: Bundesfilmpreis für Die Abstrakte Oper Nr.1, Filmband in Silber in der Kategorie Kurzfilm.[11][12]
1978: Prädikat „besonders wertvoll“ für Die Abstrakte Oper Nr.1.
1978: Prädikat „wertvoll“ für Die Abstrakte Oper Nr.2.
1978: 1. Preis Rassegna Internazionale di Roma.
1979: Prädikat „besonders wertvoll“ für Concertante Musik.
1979: Prädikat „besonders wertvoll“ für Lissajous 2 – Großstadt.
1980: Prädikat „besonders wertvoll“ für Kaktus.
1980: Prädikat „besonders wertvoll“ für Licht Skulptur Raum.
1980: Prädikat „wertvoll“ für Die Liebessünder.
1981: Premio di Qualità Italia für Kaktus.
1982: Prädikat „wertvoll“ für Aus dem wohltemperierten Klavier Nr.1.
1982: Prädikat „besonders wertvoll“ für The Sheik of Araby.
1982: Prädikat „wertvoll“ für Watt.
1983: Prädikat „wertvoll“ für Al Ma.
1983: Prädikat „wertvoll“ für Jeux D'Eau/Grab des Odysseus.
1984: Prädikat „wertvoll“ für Die Rede Des Odysseus.[13]
1984: Prädikat „wertvoll“ für Die Stadt In der Drehtür.[14]
1986: Prädikat „besonders wertvoll“ für Das Tor.[15]
1986: Prädikat „besonders wertvoll“ für Die Überfahrt.[16]
1988: Prädikat „wertvoll“ für Der 8. Kreis der Hölle.[17]
1988: Prädikat „wertvoll“ für Die innere Hölle – Die Selbstmörder.
1988: Prädikat „wertvoll“ für Der 9. Kreis der Hölle.[18]
1989: Prädikat „besonders wertvoll“ für Saturn an Jupiter
Insgesamt erhielten 21 seiner Filme das Prädikat „wertvoll“ und 9 das Prädikat „besonders wertvoll“.
Ausstellungen
1990 zeigte Ernst Reinboth in einer Retrospektive[20] in der Akademie der Künste in Berlin seine von 1967 bis 1990 entstandenen Filme, Fotofolgen und Bilder zu den Themen Film und Musik, Abstrakte Filme, Surreale Filme und Experimentalfilme.
Es wurden 31 Filme gezeigt und Fotofolgen und Bilder, die aus den Filmen entstanden sind oder zur Entstehung der Filme beigetragen haben, darunter 15 Kurzfilme mit dem Prädikat „wertvoll“ und 9 mit Prädikat „besonders wertvoll“.
Aufführungen
1965: Filmpremiere Ernst Reinboth: Wasser (Interferenzen) mit der Musik von Boris Blacher (im Rahmen einer Mitgliederversammlung der Akademie der Künste)[21]
↑Akademie der Künste (Berlin, Germany). Stiftung Archiv, Boris Blacher, Walther Huder, Akademie der Künste (Berlin, Germany). Abteilung Musik: Boris Blacher. Akad. d. Künste, 1973 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche): „Aleph - Puppentrickfilm Format: 16 mm - Schwarz/Weiß, Länge: 120 m - 12 Minuten, Idee und Regie: Ernst Reinboth und Michael Schwarze, Musik: B. Blacher.“
↑Irish Film Institute: Beckett a filmography. (PDF) Abgerufen am 10. Juni 2017 (englisch): „Der Sucher 1975: An animated German short directed by Ernst Reinboth based on Beckett’s Le Dépeupleur (The Lost Ones)“