Ernst Lehmann war der Sohn des aus Speyer stammenden BASF-Chemikers und Betriebsleiters Dr. Ludwig Lehmann (1858–1939).[1] und der Tochter des früheren Bürgermeisters Schäfer aus Diez an der Lahn.[2] In seiner Heimatstadt Ludwigshafen am Rhein besuchte er das humanistische Gymnasium und machte 1904 sein Abitur. Hier ging er zeitweise zusammen mit Ernst Bloch in die gleiche Klasse. Danach studierte er von 1906 bis 1912 an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg Schiffs- bzw. Schiffsmaschinenbau und war Mitglied im Akademischen Segler-Verein. Nach dem Studium wechselte er als Marinebauführer zur Kaiserlichen Werft Kiel. 1913 wurde er von Hugo Eckener als Luftschiffführer ausgebildet und übernahm im selben Jahr die Leitung des Zeppelins LZ 17 „Sachsen“. Mit diesem und weiteren Luftschiffen unternahm Lehmann während des Ersten Weltkriegs Aufklärungs- und Angriffsfahrten an den Fronten Ost- und Westeuropas. Im Einzelnen führte der Marineoffizier während des Krieges die Luftschiffe LZ 17 „Sachsen“ (1. August 1914 bis Dezember 1914), Z XII (Januar 1915 bis Oktober 1915), LZ 90 (1. Januar 1916 bis 28. April 1916), LZ 98 (28. April 1916 bis 31. Januar 1917) und LZ 120 (1. Februar 1917 bis September 1917).
1918 trat Lehmann in die Konstruktionsabteilung der von Eckener geleiteten Luftschiffbau Zeppelin AG ein und beteiligte sich an der Planung des künftigen Nordatlantik-Luftverkehrs. Von 1923 bis 1927 arbeitete er in der US-amerikanischen Zeppelin-Tochtergesellschaft Goodyear-Zeppelin Corporation in Akron, Ohio. Nach seiner Rückkehr avancierte der Pfälzer zum Prokuristen und Assistenten Eckeners, weshalb er zahlreiche Fahrten des Luftschiffes LZ 127 „Graf Zeppelin“ mitmachte, oftmals in der Eigenschaft des verantwortlichen Kommandanten.
Lehmann befand sich als Beobachter der Geschäftsführung der Deutschen Zeppelin-Reederei (DZR) bei der letzten Fahrt des Luftschiffes LZ 129 „Hindenburg“ an Bord, als es am 6. Mai 1937, kurz vor der Landung in Lakehurst, verbrannte. Er starb am folgenden Tag an den erlittenen Brandverletzungen. Noch im Krankenhaus äußerte er sein Unverständnis über das eingetretene Unglück und mutmaßte, dass es sich um eine „Höllenmaschine“ gehandelt haben müsse, die das Luftschiff zur Explosion brachte.
Auf dem Frankfurter Hauptfriedhof wurden die sieben Frankfurter Todesopfer in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt.[3] Das Grabmal dient auch als Denkmal für die Opfer. Es wurde 1939 durch den Bildhauer Carl Stock errichtet, ist heute ein Ehrengrab und steht unter Denkmalschutz.[4] In dem Grab waren nach der Inschrift auf der Gedenksäule Fritz Flackus (Koch), Ernst Schlapp (Elektriker), Kapitän Ernst A. Lehmann (als Beobachter der Geschäftsführung der Deutschen Zeppelin-Reederei), Alfred Bernhardt (Steuermann), Franz Eichelmann (Funker), Willy Speck (Erster Funker) und Max Schulze (Steward) begraben. Ernst Lehmann wurde dort ursprünglich im Rahmen eines Staatsbegräbnisses beigesetzt, jedoch 1939 nach Grassau (Chiemgau) überführt, wo schon sein Sohn begraben lag und wohin die Witwe verzogen war.[5][6]
Ernst Lehmann veröffentlichte 1936 seine Fliegermemoiren unter dem Titel Auf Luftpatrouille und Weltfahrt. Darin charakterisierte er seine pfälzische Abstammung als Sohn eines BASF-Chemikers so:
„Ich bin mit schwefliger Säure und Pfälzer Wein aufgezogen worden.“
– Zitat von Ernst Lehmann aus seinen Memoiren Auf Luftpatrouille und Weltfahrt
Die Rheinpfalz, Ludwigshafen, berichtete am 26. Mai 1999 in einem Gedenkartikel über Ernst Lehmann, dass dieser stets, wenn ihn seine Wege mit dem Luftschiff über die Vaterstadt führten, den majestätisch großen Zeppelin eine leichte aber deutlich sichtbare „Verneigung“ als Gruß an die Heimat machen ließ. Alten Ludwigshafenern sei dieser Anblick unvergesslich. Auch sei er sehr musikalisch gewesen und habe es geliebt, die Passagiere an Bord mit seinem Schifferklavier zu unterhalten.[7]
Die Geburtsstadt Ludwigshafen am Rhein hat eine Straße nach dem Flugpionier benannt.
In der Zeppelinstadt Friedrichshafen erinnert an ihn die Ernst-Lehmann-Straße, in dieser Straße liegt auch ein von der Zeppelin-Stiftung errichtetes Gebäude.[8]
Ernst August Lehmann (Hrsg.: Leonhard Adelt): Auf Luftpatrouille und Weltfahrt, Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiser Verlag G.m.b.H. Berlin 1936. (Weitere, textgleiche Ausgabe beim Schmidt & Günther Verlag, Leipzig 1936, Digitalisat).
Literatur
Max Geisenheyner: E. A. Lehmann Zeppelin-Kapitän, Societäts-Verlag, Frankfurt 1937.
↑Carsten Reinhardt: Forschung in der chemischen Industrie: die Entwicklung synthetischer Farbstoffe bei BASF und Hoechst, 1863 bis 1914. Technische Universität Bergakademie, 1997, ISBN 978-3-86012-049-1 (google.de [abgerufen am 2. Oktober 2019]).
↑Selbstdarstellung in: Ernst A. Lehmann (Hrsg.: Leonhardt Adelt): Auf Luftpatrouille und Weltfahrt, Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiser Verlag G.m.b.H. Berlin 1936, S. 319.
↑Bettina Erche: Der Frankfurter Hauptfriedhof. Supplement-Band zur Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Henrich, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-921606-35-7, S.424.
↑Bernhard Grün: Zwischen Fronteinsatz und Freiheitsklang. Studententum und Kameradschaftswesen im Nationalsozialismus (Historia academica - Schriftenreihe der Studentengeschichtlichen Vereinigung des Coburger Convents. Band 57), akadpress, Würzburg 2019. ISBN 978-3-930877-52-2, S. 286