Egon Ledeč war ein Sohn des Samuel Ledeč und der Luisa Stasna. Er studierte Violine am Prager Konservatorium bei Otakar Ševčík und bei Jaroslav Kocian. Er wurde Mitglied der Tschechischen Philharmonie und wurde 1927 zum zweiten Konzertmeister berufen. Ledeč trat auch als Solist und als Kammermusiker auf. Ledeč komponierte im klassischen Stil Salonmusik. Er vertonte das Antikriegsgedicht Žasnoucí voják Solidní stav von Fráňa Šrámek.
Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei 1939 wurde er als Jude in seinem Orchester zunächst degradiert und dann entlassen. Ledeč wurde 1941 im Ghetto Theresienstadt inhaftiert, wo er ein Streichquartett gründete, dessen Besetzung aufgrund der Deportationen mehrmals wechselte. In der zweiten Besetzung spielten neben ihm als Primarius die Brüder Viktor Kohn, Bratsche, und Walter Kohn, Cello, sowie Julius Stwertka, 2. Violine. Ledeč erschien 1944 als Konzertmeister in Karel Ančerls Orchester im NS-Propagandafilm Theresienstadt, für den die Darsteller zur Mitwirkung gezwungen wurden. Mit Alice Herz-Sommer führte er im Ghetto Beethoven-Sonaten auf.
Milan Kuna: Musik an der Grenze des Lebens : Musikerinnen und Musiker aus böhmischen Ländern in nationalsozialistischen Konzentrationslagern und Gefängnissen. Übersetzung Eliška Nováková. Überarbeitung der deutschen Fassung Michael Schmitt, Martin Weinmann. Frankfurt am Main : Zweitausendeins, 1993, S. 230–234