Duncker & Humblot ist ein Wissenschaftsverlag mit Sitz in Berlin, der auf die Publikation wissenschaftlicher Fachliteratur aus den Bereichen Rechts- und Staatswissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Geschichte, Politikwissenschaft, Literaturwissenschaft und Philosophie spezialisiert ist. Jährlich erscheinen über 300 neue wissenschaftliche Monographien und Sammelbände sowie 20 Fachzeitschriften und Jahrbücher. Die Backlist des Verlages umfasst 17.000 lieferbare Titel. Eine verlagseigene eLibrary bietet Zugang zu den elektronischen Veröffentlichungen.[1]
Carl Duncker und Peter Humblot übernahmen 1809 – nach Frölichs Tod – das Geschäft und führten es unter der Firmierung Duncker & Humblot fort. Deren Nachfolger Carl Geibel und Sohn verlegten 1866 den Verlagssitz nach Leipzig. In dem Signet, das der Verlag seit 1867 führt, hält ein flügelschwingender Adler einen Bogen Papier mit dem lateinischen Motto Vincit Veritas (Die Wahrheit siegt) in seinen Krallen.
Nach der Übernahme durch Geibel galt Duncker & Humblot als der wichtigste deutsche Verlag für historische Literatur. Kennzeichnend wurden zunehmend vielbändige Sammelwerke. Leopold von Ranke wurde zum wichtigsten Autor des Verlags, der ab 1827 ausschließlich dort veröffentlichte, eine Ranke-Gesamtausgabe in 54 Bänden erschien 1857 bis 1890.[2]
Von 1915 bis 1933 war der Jurist Ludwig Feuchtwanger – Bruder des Schriftstellers Lion Feuchtwanger – wissenschaftlicher Leiter des Verlages. Aus dieser Zeit stammen die Kontakte zu Carl Schmitt, Max Weber und Georg Simmel. Feuchtwanger veranlasste zudem die Übersetzung zahlreicher Werke des britischen Ökonomen John Maynard Keynes. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nahm das Schicksal des Verlags schlagartig eine negative Wendung: So war Ludwig Feuchtwanger in der Folgezeit gezwungen, seine Tätigkeit einzustellen. 1943 brannte bei einem alliierten Bombenangriff auf Leipzig das dort befindliche Verlagslager von Duncker & Humblot ab. Trotz der Schließung des Verlags durch die Reichsschrifttumskammer im August 1944 gelang es, die Verlagsarbeit fortzusetzen. Erst zögerlich entwickelte sich die verlegerische Tätigkeit ab 1947 unter Johannes Broermann, der den Verlag 1938 übernommen und den Sitz zurück nach Berlin verlegt hatte. Sie erfuhr jedoch in den folgenden Jahren ein erfolgreiches Wiederaufleben.[3] Nach dem Tod Broermanns (1984) wurde Norbert Simon geschäftsführender Alleingesellschafter und verdoppelte die jährliche Buchproduktion.[4] Im Jahr 2002 trat Florian Simon in die Geschäftsleitung ein. Seit dem Tod Nobert Simons 2013 führt Simon jun. den Verlag alleinverantwortlich.[5]
Seit 2008 publiziert der Verlag auch elektronisch: Alle wissenschaftlichen Zeitschriften sind sowohl als Print als auch in elektronischer Form verfügbar. 2010 wurde die Duncker & Humblot eLibrary lanciert. Sie bietet Zugang zu ca. 9.000 E-Books, über 7.000 Zeitschriftenartikel sowie zahlreichen Open-Access-Publikationen aus den Bereichen Recht, Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Geschichte, Philosophie und Literatur.[6]
Seit 2019 führt der Verlag zudem den Deutschen Betriebswirte-Verlag (DBV)[7][8] sowie seit 2020 den Verlag Wissenschaft & Praxis (VWP) unter seinem Dach.[9] Viele Standardwerke der beiden Verlage werden unter dem im Herbst 2020 neu gegründeten Imprint Edition Wissenschaft & Praxis (EWP) fortgeführt.[10]
Duncker & Humblot hat im Januar 2023 das Lehrbuchprogramm des Berliner Fachverlags Ewald von Kleist mit dem Themenschwerpunkt Steuern und Rechnungswesen zugekauft.[11]
Beim Verlag wurde ebenfalls die Dissertation von Karl-Theodor zu Guttenberg veröffentlicht, die sich als Plagiat herausstellte und bundesweit in den Medien thematisiert wurde.
Bei Duncker & Humblot erscheinen zahlreiche Schriftenreihen in den Bereichen Rechts- und Staatswissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Geschichte, Politikwissenschaft, Philosophie, Literaturwissenschaft und den Naturwissenschaften, u. a.:[16]
Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht (AGK)
Edition Wissenschaft & Praxis: Die »Edition Wissenschaft & Praxis« (EWP) ist ein im Herbst 2020 gegründeter Imprint unter dem Dach der Duncker & Humblot GmbH. In der Edition erscheinen Hand -, Lehr- und Sachbücher mit Wissenschafts- und Praxisbezug.[22]
Kooperationen
Seit vielen Jahren arbeitet der Verlag Duncker & Humblot mit zahlreichen renommierten Forschungseinrichtungen und Institutionen zusammen:[23]
Verlagskatalog von Duncker & Humblot in Leipzig. 1798–1882. [Brockhaus], [Leipzig] [1882]. (Digitalisierte Ausgabe unter: urn:nbn:de:s2w-8194)
Norbert Simon (Hrsg.): Duncker & Humblot. Verlagsbibliographie 1798–1945. Duncker & Humblot, Berlin 1998, ISBN 3-428-09800-5 (darin auch: Die Unternehmensgeschichte des Verlages Duncker & Humblot von seiner Gründung 1798 bis zur Gegenwart auf S. 9–68).
Nachschlagewerke
Duncker & Humblot. In: Klaus Siebenhaar (Hrsg.): Kultur-Handbuch Berlin. Geschichte & Gegenwart von A–Z. 3. überarbeitete Auflage. Bostelmann & Siebenhaar, Berlin 2004, ISBN 3-936962-12-X, S. 502.
Duncker & Humblot GmbH, Berlin. In: Reinhard Würffel (Red.): Würffels Signete-Lexikon. Über 4500 deutschsprachige Verlage, 11000 Signete. Grotesk Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-9803147-3-2, S. 399.
↑Lothar Kettenacker: Stefan Scheil, Ribbentrop. Oder: Die Verlockung des nationalen Aufbruchs. Eine politische Biographie. Berlin, Duncker & Humblot 2013. In: Historische Zeitschrift. Band 299, Heft 3, S. 852–854.