Dim Sum, auch Dimsum (chinesisch點心 / 点心, Pinyindiǎnxīnⓘ/?, Jyutpingdim2sam1, Yaledímsāmanhören (kantonesisch)ⓘ/? – „das Herz berühren“) sind traditionelle Spezialitäten der chinesischen Küche und eine in China sehr verbreitete Speise. Dimsum sind kleine Gerichte, die meist gedämpft oder frittiert zum Frühstück bzw. Mittagessen serviert werden. In bestimmten Lokalen gibt es diese kleinen Gerichte auch zum Nachmittagstee oder selten auch als Mitternachtsimbiss.
Die allgemeine chinesische Bezeichnung Dim Sum wird für alle möglichen Arten von traditionellen Zwischenmahlzeiten und Snacks verwendet und kann auch mit Imbiss übersetzt werden.[1][2] Hingegen meint man im Westen mit dem Begriff „Dimsum“ gewöhnlich meist das „Dimsum nach kantonesischer Art“, das eine Variante der verschiedenen regionalen chinesischen „Dimsum-Spezialitäten“ der unterschiedlichen Regionalküchen Chinas darstellt. Wörtlich übersetzt heißt „Dim Sum“ etwa „das Herz berühren“ – im Sinne von „Kleine Leckerbissen, die das Herz berühren“. Die in Europa allgemein übliche Schreibweise dim sum gibt die kantonesische Aussprache unter Verwendung englischer Schreibkonventionen wieder.
Allgemein können Dimsum-Gerichte nach deren Zutaten in beispielsweise Fleisch-, Meeresfrüchte-, Gemüse- und Reis-Gerichte unterschieden werden. Alternativ unterteilt man sie auch nach deren Verarbeitungsart in beispielsweise:
Die „Dimsum-Gerichte nach kantonesischer Art“ bestehen zum Großteil aus verschiedenen Teigtaschen.
Herkunft und Zubereitung
Viele der in Europa und den Vereinigten Staaten angebotenen Dimsum-Gerichte stammen ursprünglich aus der kantonesischen Küche Chinas, die durch Chinesen in Übersee als kulinarische Kultur ins Ausland exportierten. Zum Teil stammen die Häppchen aus traditionellen chinesischen Teehäusern. Man findet sie in unzähligen Variationen und allen Preisklassen vor allem im Süden und Osten Chinas. Diese Alltagskultur des Teegenusses mit Verzehr von Dim-Sum-Gerichten meist in Familien- und Freundeskreisen in den typischen chinesischen Restaurants – früher traditionelle Teehäuser – ist insbesondere in der chinesischen Diaspora in westlichen Ländern durch kantonesische Auslandschinesen bekannt. Im kantonesischen Sprachraum – inzwischen insbesondere auch im angelsächsischen Sprachraum – ist sie auch als Yum-Cha-Kultur[9] bekannt. Von den vielen verschiedenen bekannten regionalen Dimsum-Kulturen Chinas gehört die kantonesische Dimsum-Kultur zu den bekanntesten.
Yi zhong lian jian-Speisekarte zum „Morgentee“[11]
Im Alltag werden Dim Sum zu klassischem chinesischen Tee meistens in kleinen Dämpfkörbchen[12][13] – meist aus Bambus – manchmal auch aus Metall – gereicht. Dabei ist oft der chinesische Satz Yi zhong liang jian[14] in diesem Zusammenhang zu hören, was so viel wie „Ein Becher (Tee) und zwei Dampfkörbchen (Dimsum)“ bedeutet.[15][16] Man beschreibt mit diesem Satz oft gleichzeitig die morgendliche Yum-Cha-Kultur bzw. Essgewohnheit[17] vieler Besucher der traditionellen Teehaus-Kultur[18]Südchinas. Dabei genießen viele Gäste traditioneller Teehäuser, heutzutage auch gewöhnlicher Großrestaurants, zum Tee pro Person zusätzlich meist zwei Körbchen Dimsum.[19][20][21][22][23]
Die Bambuskörbe zum Dämpfen[24] haben unterschiedliche Größe, deren Durchmesser von etwa 15 cm bis knapp über 1 m reichen. Sie können zum Dämpfen aufeinander gestapelt werden, der oberste wird danach abgedeckt. In jedem befindet sich normalerweise ein auch aus Bambus bestehendes Gitter, auf das die Speisen gelegt werden. Es ist üblich – jedoch nicht zwingend – die Mahlzeit je nach Geschmack noch mit Sojasauce, Essigsauce oder anderen – zum Teil scharfen – Soßen zu verfeinern.
Den Großteil der Gerichte machen gefüllte Teigtaschen aus. Die Füllungen können aus allen denkbaren Sorten von Fleisch, Meeresfrüchten, Gemüse, aber auch aus Ei oder Süßem bestehen.
Imbiss
Als Imbiss oder Zwischenmahlzeit findet man Dim Sum heute auch als Street Food beim Straßenverkauf auf Märkten im Freien oder im Inneren eines sogenannten Food-Court oder Hawker Centre in verschiedenen asiatischen Ländern, wie beispielsweise China, Singapur, Malaysia, Indonesien, Philippinen, Vietnam, Thailand oder Taiwan. Tiefgefrorene Dimsum-Speisen als Fast Food wird beispielsweise auch in verschiedenen Convenience StoresSüdostasiens angeboten. In bereitgestellten Mikrowellenöfen können diese Speisen erwärmt und vor Ort verzehrt werden. Die Dimsum-Speisen genießen auch in südostasiatischen Ländern mit muslimischer Bevölkerung große Popularität wie beispielsweise Indonesien, Malaysia oder Brunei, da diese auch als Halal-Speisen angeboten werden.
Weblinks
Commons: Dim Sum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
↑„dimsum – 点心 / 點心“. Begriff. In: dict.revised.moe.edu.tw. Abgerufen am 20. März 2016 (chinesisch (traditionell), 教育部重編國語辭典修訂本 – 點心 – „Wörterbuch für Hochchinesisch, Ministerium für Bildung – dimsum (dimsam)“).
↑„dimsum – 点心 / 點心“. Begriff. In: zdic.net. Handian – 汉典, abgerufen am 27. Dezember 2023 (chinesisch, 汉典 – 点心 / 點心 – „Handian Wörterbuch für Chinesisch – dimsum (dimsam)“).
↑„baozi – 包子“. Begriff. In: zdic.net. Abgerufen am 15. August 2021 (chinesisch, deutsch, englisch, französisch, 汉典 – 包子 – „Handian Wörterbuch für Chinesisch – baozi (baauzi)“).
↑„gao – 糕“. Begriff. In: zdic.net. Abgerufen am 15. August 2021 (chinesisch, deutsch, englisch, 汉典 – 糕 – „Handian Wörterbuch für Chinesisch – gao (gou)“).
↑„juan – 卷 / 捲“. Begriff. In: zdic.net. Abgerufen am 15. August 2021 (chinesisch, deutsch, englisch, französisch, 汉典 – 卷 / 捲 – „Handian Wörterbuch für Chinesisch – juan (gyun)“).
↑„juan – 卷 / 捲“. Begriff. In: leo.org. Abgerufen am 4. Mai 2020 (chinesisch, deutsch, juan (gyun) – 卷 / 捲 – als Bezeichnung für eingewickelte, gerollte und aufgerollte Dinge).
↑„jiao – 饺 / 餃“. Begriff. In: zdic.net. Abgerufen am 15. August 2021 (chinesisch, deutsch, englisch, französisch, 汉典 – 饺 / 餃 – „Handian Wörterbuch für Chinesisch – jiao (gaau)“).
↑„jiao – 饺 / 餃“. Begriff. In: leo.org. Abgerufen am 15. August 2021 (chinesisch, deutsch, jiao (gaau) – 饺 / 餃 – eine chinesische Teigtaschen-Art, manchmal auch chinesische Maultasche genannt).
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Der Begriff „Yum-Cha-Kultur“ (飲茶文化 / 饮茶文化, yǐnchá wénhuà, Jyutpingjam2caa4 man4faa3 – „Yincha-Kultur, Tee-Trinken-Kultur“) stammt vom Kantonesischen yum-cha (飲茶 / 饮茶, yǐnchá, Jyutpingjam2caa4). Es ist eine traditionelle Ess- und Trinkkultur im alten China. Insbesondere wird es in Südchina in der Guangdong-Region – beispielsweise Guangzhou (Kanton), Hongkong, Macau – praktiziert, von wo dessen historischen Wurzel liegt.
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Der typische Bestecksatz beim yum-cha (飲茶 / 饮茶) besteht aus einer kleinen Schale mit Löffel für Speisen (z. B. Dimsum), Essstäbchen mit flaches Schälchen für kalte Saucen (z. B. Sojasoße) und ein kleiner Teebecher mit Untertasse. Früher nutzten man oft Gaiwan (蓋碗 / 盖碗, gàiwǎn, Jyutpinggoi3wun2) – auch Juzhong (焗盅, júzhōng, Jyutpingguk6zung1) genannt – für den Tee, heute aus Kostengründen nicht mehr bzw. nur in seltenen Fällen.
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Der Morgentee (早茶, zǎochá, Jyutpingzou2caa4) ist die erste von den „drei Teezeiten und zwei Mahlzeiten“ (三茶兩飯 / 三茶两饭, sānchá liǎngfàn, Jyutpingsaam1caa4 loeng5faan6) im typischen Restaurantbetrieb in China. In der chinesischen Yum-Cha-Kultur ist der zoucha – „Morgentee“ auch Synonym für Yi zhong lian jian (一盅兩件 / 一盅两件, yī zhōng liǎng jiàn, JyutpingJat1 zung1 loeng5 gin6) – ist die erste Gästeschicht von den „drei Teeschichten“ eines Restaurants mit gleichzeitig den meisten Gästen.
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Der Dämpfkorb oder das Dämpfkörbchen (蒸籠 / 蒸笼, zhēnglóng, Jyutpingzing1lung4), ein traditionell aus Bambus – heute manchmal auch mit Metallfassung – hergestelltes Kochutensil zum Dampfgaren von Speisen.
↑„jiao – 蒸笼 / 蒸籠“. Begriff. In: leo.org. Abgerufen am 15. August 2021 (chinesisch, deutsch, zhenglong (zinglung) – 蒸笼 / 蒸籠 – ein Kochutensil der chinesische Küche – meist aus Bambus – zum Dampfgaren von Speisen.).
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Der Satz Yi zhong liang jian (一盅兩件 / 一盅两件, yī zhōng liǎng jiàn, JyutpingJat1 zung1 loeng5 gin6) ist eine Beschreibung der übliche Bestellung eines Teehausgastes in Südchina und Synonym für die Yum-Cha-Kultur von traditionellen Teehausgästen. Es bedeutet wörtlich „ein Becher“ – yi zhong – (Tee) und „zwei Häppchen“ – lian jian – (Dimsum).
↑„zhong – 盅“. Begriff. In: zdic.net. Abgerufen am 15. August 2021 (chinesisch, englisch, französisch, 汉典 – 盅 – „Handian Wörterbuch für Chinesisch – zhong (zung)“).
↑„zhong – 盅“. Begriff. In: leo.org. Abgerufen am 11. September 2020 (chinesisch, deutsch, zhong (zung) – 盅 – als Bezeichnung für traditioneller chinesischer Teebecher).
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Die morgendliche Yum-Cha-Kultur oder Morgentee-Kultur (早茶文化, zǎochá wénhuà, Jyutpingzou2caa4 man4faa3) wird umgangssprachlich auch mit yin zoucha (Südchina) oder he zoucha (Nordchina) (飲早茶 / 饮早茶, yǐn zǎochá, Jyutpingjam2 zou2caa4, auch 喝早茶, hē zǎochá, Jyutpinghot3 zou2caa4 – „Morgentee trinken“) beschrieben und bedeutet sinngemäß etwa „zum Morgentee gehen“. Die Morgentee-Kultur ist in ganz China verbreitet, doch davon ist die südchinesische Morgentee-Kultur in Guangdong am bekanntesten.
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Die Teehaus-Kultur (酒樓文化 / 酒楼文化, jiǔlóu wénhuà, Jyutpingzau2lau4 man4faa3) hat eine lange Tradition in China. Historisch gab es einen Unterschied zwischen dem Begriff Teehauschalou (茶樓 / 茶楼, chálóu, Jyutpingcaa4lau4 – „Teestube“) und dem Gasthausbegriff jiulou (酒樓 / 酒楼, jiǔlóu, Jyutpingzau2lau4 – „Restaurant, Wirtshaus, Schänke“). Im Teehaus werden zum „Teetrinken“ nur kleine Häppchen als Speise angeboten – vgl. Kaffeehäuser. Im Gasthaus hingegen wird gespeist, Banketts ausgerichtet und Alkohol ausgeschenkt. Doch aufgrund ökonomische Zwänge (z. B. Verstädterung) sind heutzutage beide Arten der Bewirtung miteinander verschmolzen und die praktische Bedeutung der Begriffe sind oft austauschbar. Die reinen Teehäuser traditioneller Art existieren heute nur vereinzelt.