Curt Courant begann seine berufliche Karriere als Kameramann 1917 bei der Filmproduktionsfirma von Joe May in Berlin. Ab Anfang der 1920er Jahre arbeitete Courant freiberuflich für verschiedene Produktionsfirmen und drehte Filme wie Das Mädchen von der Ackerstraße (1920), eine stimmungsvolle Sozialstudie unter der Regie von Reinhold Schünzel. 1920 verpflichtete ihn die Schauspielerin Asta Nielsen für ihre Hamlet Verfilmung, bei der er gemeinsam mit Axel Graatkjær hinter der Kamera stand. 1921 führte Courant zum einzigen Mal in seiner Karriere selbst Regie bei dem Spielfilm Kameraden.
In der Folgezeit wurde Courant zu einem der bedeutendsten Kameramänner des deutschen Films.[2] 1924 reiste er nach Rom, um das spektakuläre Historienepos Quo Vadis? (1924) zu filmen. Der Film beeindruckte nicht nur durch seine Starbesetzung, sein Heer von Statisten und seine Zirkustiere, sondern auch durch seine frühen Experimente mit Breitwandformaten. 1927 unterschrieb Courant bei der Ufa und drehte in der Folge großspurige exotische Spektakel wie Geheimnisse des Orients (1927/28) und Der weiße Teufel (1929), aber auch Melodramen, darunter Kurt Bernhardts Die Frau, nach der man sich sehnt (1929) mit Marlene Dietrich und Fritz Kortner in den Hauptrollen. 1928/29 dreht er gemeinsam mit Otto KanturekFritz Langs Science-Fiction-Abenteuer Frau im Mond.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verließ der jüdische Courant Deutschland und erwarb sich durch eine Anzahl britischer und französischer Filme einen internationalen Ruf.
In Frankreich filmte Courant einige der bedeutendsten französischen Filme des Jahrzehnts und arbeitete unter anderem mit Regisseuren wie Jean Renoir (La Bête Humaine, 1938), Marcel Carné (Der Tag bricht an, 1939) und Max Ophüls (Von Mayerling bis Sarajewo, 1939/40).
Nach dem Einmarsch der Wehrmacht und der Kapitulation Frankreichs 1940 floh Courant, wie viele andere deutschen Künstler und Intellektuelle, in die Vereinigten Staaten. Courant zog nach Los Angeles und hoffte seine Karriere im Filmgeschäft Hollywoods fortführen zu können. Mit Kriegseintritt der USA 1941 wurde er der SpezialeinheitSpecial Services Division unter Frank Capra zugeteilt. Courants Familie blieb in Deutschland. Seine Mutter, Nuscha Fanny Courant, wurde am 13. Mai 1942 im Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno) umgebracht.[3]
Trotz mehrfacher Beantragung verweigerte ihm die American Society of Cinematographers (ASC) die Mitgliedschaft, was ihn von Studioarbeiten in Hollywood ausschloss. Speziell in technischen Berufen waren die amerikanischen Gewerkschaften darauf bedacht, die Interessen ihrer Mitglieder zu schützen, weshalb emigrierte Kameraleute wie Courant oder Eugen Schüfftan kaum offiziell bei Filmproduktionen beschäftigt wurden.[4] Courant versuchte vor Gericht seine Mitgliedschaft einzuklagen und verlor den Prozess 1950.[5] Dennoch arbeitete er 1947 als Co-Kameramann für Charles Chaplin an dessen Verfilmung von Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris. 1961 stand der ein letztens Mal für den Jayne-Mansfield-StreifenEs geschah in Athen hinter der Kamera. In Ermangelung einer kontinuierlichen Filmarbeit begann Courant als Dozent an der UCLA zu unterrichten. Er starb am 20. April 1968 in Los Angeles.
Curt Courant war verwandt mit dem belgischen Kameramann Willy Kurant.
Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“ Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. Acabus-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 128 f.
Imme Klages: Rückkehr auf Zeit. Curt Courant, Willy Goldberger und Eugen Schüfftan: jüdische Kameramänner im Nachkriegsdeutschland. In: Jim G. Tobias / Andrea Livnat (Hrsg.): nurinst 2022. Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte. Schwerpunktthema: Kultur in der Zeit der Verfolgung und danach. Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts. Antogo Verlag, Nürnberg 2022, ISBN 978-3-938286-58-6, S. 95–110.
↑Hans-Michael Bock: The Concise Cinegraph - Encyclopaedia of German Cinema. Hrsg.: Tim Bergfelder. Berghahn Books, New York [u.a.] 2009, ISBN 978-0-85745-565-9.