Ziel der Schule ist die Bildung und Ausbildung junger Menschen auf katholisch-christlicher Grundlage. Das Motto der Schule lautet: „Kopf. Herz. Charakter“. Viele Ehemalige fühlen sich dem Internat und der Schule gemäß dem Wahlspruch „Quos Gaesdonck iunxit iunctos non dirimet aetas“ (Diejenigen, die Gaesdonck verbunden hat, kann die Zeit nicht trennen) dauerhaft verbunden.
Der Campus des Collegium Augustinianum Gaesdonck liegt am Niederrhein zwischen der drei Kilometer entfernten Stadt Goch und dem weniger als einen Kilometer entfernten niederländischen Ort Siebengewald (Gemeinde Bergen, Limburg) auf dem Gebiet des Gocher Ortsteils Hülm unmittelbar an der Grenze zu den Niederlanden. Ein Teil des Geländes liegt schon in den Niederlanden. Das landschaftlich schön gelegene Collegium Augustinianum wird teilweise von dem Bach Kendel, einem Nebenfluss der Niers, umflossen. Zudem ist das ursprüngliche eigentliche Klosterareal von einem Wassergraben umgeben. Auf dem weitläufigen parkähnlichen Gelände des Internatsgymnasiums befindet sich auch ein kleiner See.
Name und Wappen
Der Name „Gaesdonck“, der von einem vor der Klostergründung (siehe Kapitel Geschichte) an derselben Stelle gelegenen Bauernhof übernommen wurde, ist eine Zusammensetzung der beiden niederfränkischen Wörter „Gaes-“ (hochdeutsch: Bach) und „-donck“ (Hügel) und bezieht sich somit auf eine Erhebung in der ansonsten sehr flachen Niederrheinlandschaft. Lange Zeit wurde fälschlicherweise angenommen, dass der Name mit „Gänsehügel“ zu übersetzen sei. Dies hat sich jedoch auf Grund etymologischer Nachforschungen als falsch erwiesen. Mit dem Attribut „Augustinianum“ sollte die klösterliche Vergangenheit und Tradition des Ortes in Erinnerung gehalten werden; zugleich wurde auf diese Weise der heilige Augustinus zum Schutzpatron der neuen Einrichtung.
Das Wappen des Collegium Augustinianum bestand ursprünglich aus einem roten T-Kreuz und drei sechseckigen gelben Sternen – je einer rechts, links und über dem Kreuz – auf blauem Grund. Das Wappen oder zumindest das charakteristische Kreuz daraus findet sich mehrfach in den Wappen ehemaliger Schüler wieder, die zu Bischöfen ernannt wurden (siehe Kapitel Bekannte Schüler), und belegt so deren Verbundenheit mit dem Collegium Augustinianum. Die Farben des Wappens wurden um die Jahrtausendwende geändert. Das T-Kreuz und die Sterne sind nun schwarz auf grauem Grund[2] bzw. weiß auf rotem Grund.[3]
Zweimal führten die politischen Zeitumstände zu einer Schließung der Schule: Zum ersten Mal auf Grund von Bismarcks sogenanntem „Kulturkampf“ im Jahre 1873, die Wiedereröffnung erfolgte 1893. Die zweite Schließung wurde 1942 durch die nationalsozialistische Diktatur erzwungen. Nach dem Ende von Krieg und Gewaltherrschaft konnte bereits im Januar 1946 – trotz der weitgehenden Zerstörung der Gebäude – der Schulbetrieb wieder aufgenommen und mit dem Wiederaufbau des Collegium Augustinianum begonnen werden.
Die Ausrichtung des früheren Jungeninternates wurde im Jahr 2002 von der Seedukation hin zur Koedukation geändert, so dass nun auch katholische Mädchen die Schule besuchen konnten. Darüber hinaus wurde im Juni 2017 bekannt gegeben, dass nunmehr auch nicht getaufte Jugendliche und Christen anderer Konfessionen aufgenommen werden können.[4]
Infolge einer Neustrukturierung, die aufgrund der rückläufigen Zahl der Internatsschüler notwendig geworden war, entschied man sich 2018, den alle zwei Wochen stattfindenden Samstagsunterricht ab dem Schuljahr 2018/2019 abzuschaffen.[5]
Im Jahr 2024 feiert die Gaesdonck 175-jähriges Bestehen.
Leitung
Ab August 2011 führte Jürgen Linsenmaier, ehemaliger stellvertretender Schulleiter der Gaesdonck und seit 1975 Mitglied des Lehrerkollegiums, als Direktor die Amtsgeschäfte.[6] Sein Vorgänger Hans-Georg Steiffert war im Juni 2011 nach sechsjähriger Amtszeit in den Ruhestand getreten.[7] Im Sommer 2014 ging Linsenmaier in den Ruhestand.[6] Ihm folgten Peter Broeders als Direktor, Doris Mann als Schulleiterin und Alois Kisters als Internatsleiter.[8]Spiritual ist seit August 2015 Cornelius Happel.[9] Anfang 2018 schied Peter Broeders als Direktor aus, da er sich neu orientieren wollte.[10] Im Juni desselben Jahres wurde Alois Kisters aus seinem Amt als Internatsleiter verabschiedet, war aber weiterhin als Lehrer an der Gaesdonck tätig.[11] Internatsleiter ist seitdem Michael Gysbers.[5] Als neuer Direktor übernahm Markus Oberdörster am 1. September 2018 die Leitung der Schule.[12] Am 1. Februar 2021 löste Sabine Schleede-Schmalz Doris Mann als Schulleiterin ab.[13]
Pädagogisches Konzept
Die pädagogische Konzeption und Zielsetzung, die auf dem christlich-katholischen Menschenbild beruht, wird in dem Motto zusammengefasst: „Christlich leben, sozial handeln, Begabungen entfalten“. Es gibt interne Schüler, „tagesinterne“ Schüler, die bis zum Abend auf dem Campus bleiben und an Angeboten des Nachmittagsprogramms teilnehmen können, und externe Schüler. Das Internat der Gaesdonck gliedert sich in sogenannte „Häuser“, die nach Geschlecht, Klassenstufe und Besuchsform sortiert sind.
Hervorzuheben ist die besondere musische Ausrichtung des Internatsgymnasiums, das eine eigene Kunstsammlung (von barockerSakralkunst bis Joseph Beuys) besitzt und auf dessen Gelände auch die eigenständige Gaesdoncker Musikschule sowie seit Februar 2008 die ebenfalls eigenständige Gaesdoncker Kunstschule bestehen. Außer der alten Klosterbibliothek gibt es vier weitere Präsenz- und Leihbibliotheken. Seit den 1980er Jahren wird auf der Gaesdonck rund fünfmal jährlich von professionellen Ensembles aus Großbritannien, den USA, Frankreich oder aus Spanien Fremdsprachentheater mit klassischen und modernen Stücken dargeboten. Außerdem finden regelmäßig Konzerte und Vorträge der hauseigenen Big Band sowie dem Schulchor aCAGella statt.
Daneben wird auch dem Sport Bedeutung beigemessen, wie etliche Sportstätten (zwei Turnhallen, ein Hallenbad und eine Reithalle sowie ein Sportplatz und mehrere Fußball- und Tennisplätze) auf dem Schulgelände belegen. Die Gaesdonck besitzt eine Fußballmannschaft, welche auf Kreisligaebene oftmals gegen andere Schulen benachbarter Städte antritt. In der Oberstufe bietet ein Sportkurs die Möglichkeit, Inliner zu skaten. Das Ziel des Kurses ist dabei das Bestehen des Berliner Inlinermarathons.
Im Sommer 2006 wurde zudem die Junior Business School Gaesdonck eingerichtet, in der Schüler der Oberstufe sich in zusätzlichen Kursen über wirtschaftliche und juristische Zusammenhänge unterrichten lassen können; sie stellt seit dem Schuljahr 2019/2020 eine der drei sogenannten „Advanced Classes“ dar. Die Schüler können sich für die Advanced Classes „Medical Science“, „Business Economics“ oder „Arts and Design“ bewerben. Es werden Praktika in den Klassenstufen 9, 10 und 11 durchgeführt.
Mehrere Male im Schuljahr findet für Schüler der Oberstufe ein Studium generale statt, dessen Besuch bei einer bestimmten Anzahl an Anwesenheiten durch eine Beurkundung mit dem Abiturzeugnis bestätigt wird. Bei bisherigen Vorträgen im Zuge des Studium Generale referierten auch bekanntere Persönlichkeiten, so beispielsweise in Kooperation mit der Deutschen Atlantischen GesellschaftJoachim Gauck, Herbert Reul oder etwa Abiturienten der Gaesdonck wie Bernd Dicks (Gründer des Parookaville-Festivals) oder Lars Beusker (Nature Photographer of the Year).[14]
Bekannte Schüler
Viele bekannte Persönlichkeiten aus Kirche, Kultur, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft waren Schüler der Gaesdonck:
Gregor Hövelmann (Historiker und Kreisarchivar des Kreises Kleve; Lehrer 1960–1969)
Theodor Buckstegen (Domkapitular des Bistums Münster; Spiritual 1967–1970)
Franz Joseph van der Grinten (Künstler, Kunstsammler und Kunsthistoriker; Lehrer und Sammlungspfleger 1971–1990)
Besonderheiten
Zum Collegium Augustinianum gehört auch die Augustinushütte in Randa (im SchweizerKanton Wallis, unweit von Zermatt), wo seit Anfang der 1960er Jahre sommers und winters Wander- bzw. Skifreizeiten für die Schüler veranstaltet werden.
Seit 2014 wurden in unregelmäßigen Abständen Musicals gezeigt, die zuvor von zwei Lehrkräften geschrieben und komponiert wurden und von der jeweiligen Qualifikationsphase 1 (genannt: Unterprima) des Jahres aufgeführt wurden. Die bis dato präsentierten Musicals tragen die Namen „Die Hexe schlägt zurück – Das Rockmusical der Volxmusik“ (2014), „Mit Säbel, Herz und Papagei“ (2017) und „Die Ewigkeit ist nicht genug – das Rockmusical von Immernacht“ (2024).[15]
Die Klosterbibliothek der Gaesdonck (Bibliotheca domus presbyterorum Gaesdonck) besteht seit der Gründung des Klosters Gaesdonck um 1400. In dem Bestand der Bibliothek befinden sich ca. 6000 Bücher, davon 21 Handschriften aus dem Mittelalter, ungefähr 150 Inkunabeln und viele bunt kolorierte Musikdrucke, unter anderem 51 Unikate, die sich mit der Zeit aus anderen Klöstern und Bibliotheken angesammelt haben.[16] Auch das Archiv des niederrheinischen ZisterzienserinnenklostersGraefenthal wird in der Bibliothek aufbewahrt.
Die Gaesdonck besitzt ein Tonstudio, in welchem die eigene Schulhymne, CD-Aufnahmen für die Musicals oder andere Tonaufnahmen getätigt wurden.
Es ist Tradition, dass jede Stufe, die neu auf die Gaesdonck kommt, einen bestimmten Baum pflanzt. Ebenso gehört es zur Tradition, dass jeder Schüler, der an der Gaesdonck das Abitur erworben hat, auf einer Kachel im Klostergang namentlich verewigt wird.
Literatur
Periodikum:
Jahresbericht über das Schuljahr […] Cleve 1854–1873 (Digitalisat); Münster i. Westf. 1896–1910 (Digitalisat) und 1911–1915 (Digitalisat).
Gaesdoncker Blätter. 1/1948 bis 45/1992, N.F. 1/1999 ff. (Jahrbuch des Collegium Augustinianum mit zahlreichen schul-, regional- und kunstgeschichtlichen Aufsätzen, insbesondere von den langjährigen Herausgebern Franz Hermes und Franz Joseph van der Grinten sowie autobiographischen Reminiszenzen ehemaliger Schüler; 1993–1998 nicht erschienen.)
Sachliteratur:
Peter Bernhard Bergrath: Das Brüderhaus und die Augustiner-Kanonie in der Stadt Goch. Geschichte und Urkundenbuch. Ein Beitrag zur Spezial-Geschichte des Herzogthums Geldern. Kleve: Knipping 1860. (Digitalisat.)
Robert Scholten: Gaesdonck. Geschichte des Klosters der regulierten Chorherren, des Hülfspriesterseminars oder Priesterhauses und des Collegium Augustinianum bis 1873. Münster: Westfälische Vereinsdruckerei 1906 (Digitalisat).
Felix Rütten: Cartae memoriales magistris discipulis amicis Collegii Augustiniani Gaesdonckensis dedicatae anno iubilaeo MDCCCCXXXXIX. Regensburg: Pustet 1949. Auch in: Gaesdoncker Blätter. N.F. 1/1999. Bd. II. S. 8–35.
Gregor Hövelmann: Domus beatae Mariae in Gaesdonck prope Gogh (Gaesdonck, Goch). In: Wilhelm Kohl u. a. (Hrsg.): Monasticon Windeshemense. Teil 2: Deutsches Sprachgebiet. Brüssel: Fondation Universitaire 1977. S. 153–167.
Klaus van Eickels: Das Collegium Augustinianum Gaesdonck in der NS-Zeit 1933–1942. Anpassung und Widerstand im Schulalltag des Dritten Reiches. Kleve: Boss 1982. (= Schriftenreihe des Kreises Kleve. 3.) ISBN 3-922384-51-X. (Die Kritik von Zeitzeugen an diesem Buch, ebenso wie die fachlich-methodische Kritik daran ist dokumentiert in: Gaesdoncker Blätter, 36/1983.)
Jörg Baden und Alois Tack (Hrsg.): Historisches Lesebuch. Gaesdonck: Collegium Augustinianum 1999. (= Gaesdoncker Blätter. N.F. 1/1999. Bd. II.)
Arnold Angenendt: Freiheit für die Kirche. Gaesdonck als Beispiel für die Katholikenemanzipation im 19. und 20. Jahrhundert. Festvortrag zum Tag der Ehemaligen am 25. 9. 1999. In: Gaesdoncker Blätter. N.F. 2. 2000. S. 19–30.
Arnold Angenendt: Gründung in 1406 – Auftrag für 2006. Rede anläßlich des Klosterjubiläums. In: Gaesdoncker Blätter. N.F. 8. 2006. S. 14–22.
Wolfgang Rosen: Goch-Gaesdonck – St. Maria. In: Nordrheinisches Klosterbuch. Bd. 2. Verlag Franz Schmitt, Siegburg 2012. ISBN 978-3-87710-449-1. S. 404–415.
Johannes Hessen: Geistige Kämpfe der Zeit im Spiegel eines Lebens. Nürnberg: Glock und Lutz 1959. (Der Abschnitt über die Gaesdonck auch hier.)
Wilhelm Salberg: Als NS-Verfolgter auf der Gaesdonck. In: Gaesdoncker Blätter. 36. 1983. S. 95–104. Auch in: Gaesdoncker Blätter. N.F. 1. 1999. Bd.II. S. 121–129.
Paul Ingendaay: Klostergraben, Bücherburg: Von einem, der auszog und auf Gaesdonck das Lesen lernte. Festvortrag zum 18. 9. 1999. In: Gaesdoncker Blätter. N.F. 2. 2000. S. 10–18.
Romane, in denen das Collegium Augustinianum literarisiert wird:
Hermann Wette: Krauskopf. Roman. Zweites Buch [von dreien]: Vom Knaben zum Jüngling. Leipzig: Grunow 1904.
↑Zu finden auf den aktuellen Publikationen, z. B. Elternbrief vom 11. Oktober 2019. In: Collegium Augustinianum Gaesdonck. Abgerufen am 17. Oktober 2019.