Hirschfeld war das zweite von vier Kindern des Pastors Johann Heinrich Hirschfeld (1700–1754) und dessen Frau Margarethe Sibylle (geborene Reinboth, 1711–1759), einer Pastorentochter. Nach dem Tod des Vaters, der ihn selbst unterrichtet hatte, fand seine Ausbildung in Halle statt: Dem Besuch der Lateinschule der Francke’schen Stiftungen von 1756 bis 1760 folgte ein Studium der Theologie, Philosophie und „Schönen Wissenschaften“ (so viel wie Geschichte und Ästhetik der Kunst) bis 1763.
Mit dem Wiederaufstieg der Kieler Christian-Albrechts-Universität ab 1768 begann Hirschfelds wissenschaftliche Laufbahn, nachdem Katharina II. ihn zum Sekretär einer Kommission zur Neuorganisation der Hochschule bestimmt hatte. Ab 1770 hielt er als außerplanmäßiger Professor regelmäßig Vorlesungen. Der Austauschvertrag von Zarskoje Selo 1773 verbesserte die Lage weiter, Hirschfeld wurde zum ordentlichen Professor der Philosophie und Schönen Künste berufen.
Im Gegensatz dazu verschafften ihm seine Veröffentlichungen überregionale Bekanntheit, zwischen 1779 und 1785 erschien seine große Gartentheorie gleichzeitig in einer deutschen und einer französischen Ausgabe. Hirschfeld pflegte seine Kontakte zu anderen Garteninteressierten, wobei er sich unermüdlich für eine Aufwertung der Gartenkunst einsetzte. Aber auch die Obstbaumzucht war sein Anliegen: Die dänische Verwaltung erwarb Ende 1783 nördlich des Düsternbrooker Gehölzes drei aneinanderliegende Koppeln und ein Wohnhaus mit Scheune und Garten. Auf einer Fläche von etwa vier Hektar entstand die Königlich-dänische Fruchtbaumschule, deren Leitung Hirschfeld ohne zusätzliche Bezahlung innehatte (die benachbarte Forstbaumschule im Düvelsbeker Gehege unterstand August Christian Niemann).
Hirschfeld heiratete zweimal, 1771 Charlotte Amalie (von) H(a)usmann (1740–1777), Tochter eines dänischen Marineoffiziers, und nach deren Tod 1778 Charlotte Elisabeth Rieck (geborene von Hein, 1748–1789), Tochter eines Majors der Infanterie. Sein einziges Kind, die Tochter Henrietta Georgina Amalia (geboren 1772), starb im Alter von zwei Monaten. Hirschfeld starb vermutlich an den Folgen einer Wassersucht. Er wurde auf dem (späteren) St. Jürgen-Friedhof in Kiel beigesetzt.
Werk und Bedeutung
Hirschfeld bot offenbar nur ein einziges Mal eine Vorlesung zu einem reinen Gartenthema an (er werde den hortorum culturam elegantiorem, den „eleganteren Gartenbau“ darlegen; angekündigt für das Sommersemester 1780). Beachtung dagegen erfuhr sein Hauptwerk, die Theorie der Gartenkunst, die vor allem durch die französische Übersetzung bekannt wurde. Hirschfeld trat darin entschieden für den Englischen Landschaftsgarten ein. Er orientierte sich dabei an Joseph Addison, Thomas Whately und William Chambers. Im Gegensatz zu Friedrich Ludwig Sckell hatte Hirschfeld England nie bereist und hatte auch nicht wie Sckell einen Garten entworfen oder angelegt.
Dieser hatte ab 1777 den Schwetzinger Schlossgarten im Stil eines englischen Landschaftsgartens umgestaltet und wurde so zum Wegbereiter des neuen Gartenstils in Süddeutschland. Einen Garten im englischen Stil sah Christian Hirschfeld erstmals 1779 in Schierensee bei Kiel. Seine Vorstellungen von einer empfindsamen Stimmungslandschaft prägten die Landschaft seiner Kindheit, die ein Jahrhundert später „Holsteinische Schweiz“ genannt werden sollte, das anmutige Steilufer der Kieler Förde, welches im 20. Jahrhundert weitgehend zerstört wurde und die Eindrücke während seines Aufenthalts in Bern.
Die Betrachtung von Landschaft unter moralphilosophischen Gesichtspunkten war eine zeitgenössische Idee von Jean-Jacques Rousseau, der 1761 in Julie oder Die neue Heloise einen der Natur folgenden Idealgarten vorgestellt hatte. In England entwickelte William Gilpin eine neue Sicht auf Landschaft, die ausschließlich ästhetischen Kriterien folgte. Hirschfeld vermittelte die Theorien der englischen Gartenkunst in vereinfachter Form und trug zur Verbreitung des Landschaftsgartens in Deutschland, Skandinavien und (durch die Aufsätze von Andrei Timofejewitsch Bolotow) Russland bei.
Einfluss auf Caspar David Friedrich
Hirschfeld hatte mit seiner „Theorie der Gartenkunst“ einen beachtlichen Einfluss auf Caspar David Friedrich und damit auf die Kunst der Romantik. Kunsthistoriker wie Willi Geismeier (1966)[1] oder Helmut Börsch-Supan (1974) wiesen allgemein auf die Orientierung des Malers an den Vorstellungen Hirschfelds zur Ästhetik des Landschaftsgarten hin.
Die Tuschezeichnung mit dem Titel „Ideale Gebirgslandschaft mit Wasserfall“ folgt detailliert einem Zitat von Thomas Whately in dem Artikel Observations on modern gardening mit der Beschreibung des berühmten Tals von Dovedale im englischen Derbyshire.[2] Der Maler griff während seines gesamten Malerlebens auf dieses Textreservoir zurück, nicht nur in der Übertragung von Text in Bild, sondern auch bezüglich der Grundsätze und Ratschläge für den Landschaftsmaler. Soweit bekannt war Friedrich der einzige Maler seiner Zeit, der derart instruktiv mit dieser Lektüre umging.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Bücher zu Gartentheorie und Landschaft:
Das Landleben (1767; mehrfach erweitert und illustriert, 1768, 1776)
Briefe über die vornehmsten Merkwürdigkeiten der Schweiz ... (1769; nur ein Band erschienen)
Anmerkungen über die Landhäuser und die Gartenkunst (1773)
Theorie der Gartenkunst (1775, 1777; sogenannte „kleine Theorie“)
Handbuch der Fruchtbaumzucht, 2 Teile (1788)
Theorie der Gartenkunst, 5 Teile (1779–1785, 1990)
Gartenkalender, 7 Ausgaben (1782–1789; ein weiterer Jahrgang als Kleine Gartenbibliothek, 1790)
Darüber hinaus veröffentlichte Hirschfeld zahlreiche Artikel in Zeitschriften (Nova acta eruditorum), redigierte die Kielische Gelehrte Zeitung von 1771 bis 1778 und verfasste eine Reihe moralphilosophischer Bücher. Auswahl:
Der Winter, eine moralische Wochenschrift (1769, 1775)
Betrachtungen über die heroischen Tugenden (1770)
Von der Gastfreundschaft, eine Apologie für die Menschheit (1777)
Ein Teil der Schriften Hirschfelds wurde in andere Sprachen übersetzt. Auswahl:
Het zomer-buitenleven, voorgesteld in XVIII zedekundige vertoogen (1771; Das Landleben, niederländisch)
Aanmerkingen over de landhuizen en tuinkunst (1779; Anmerkungen über die Landhäuser ..., niederländisch)
Théorie de l’art des jardins, 5 Teile (1779–1785, 1973; Theorie der Gartenkunst, französisch von Frédéric de Castillon)
Haandbog om frugttræers opelskning, 2 Teile (1790 und 1794; Handbuch der Fruchtbaumzucht, dänisch von Andr. Svendsen)
Landlivet (1823; Das Landleben, freie Übertragung ins Dänische von Hans Chr. Heger)
Theory of garden design (2001; Theorie der Gartenkunst, gekürzte englische Übersetzung und Einleitung von Linda B. Parshall)
Die Leitung der Fruchtbaumschule übernahm nach Hirschfelds Tod 1792 Johann Jacob Paul Moldenhawer. 1796 wurde das baufällige Wohnhaus durch einen Neubau ersetzt. Seit 1822 hieß der nahegelegene Aussichtspunkt über der Kieler Förde Bellevue („schöne Sicht“). 1827 starb Moldenhawer, 1829 wurde die Baumschule privatisiert, 1846 eine neue Gastwirtschaft mit einem Aussichtspavillon errichtet, 1869 das Wohnhaus abgebrochen, es entstand ein Haus mit Übernachtungsmöglichkeit. Das Gelände der ehemaligen Baumschule wurde nach und nach parzelliert und überbaut. Das verbliebene Grundstück diente 1972 als Bauplatz für ein achtgeschossiges Hotel.
Ehrungen
Christina von Brühl hatte Hirschfeld bereits zu Lebzeiten ein Denkmal im Garten von Schloss Seifersdorf setzen lassen (im Gartenführer von W. G. Becker beschrieben; Verbleib derzeit, das ist März 2012, ungeklärt). Die zweihundertste Wiederkehr seines Todestages 1992 nahm die Stadt Kiel zum Anlass, eine kleine Grünanlage am Rand der ehemaligen Baumschule als Hirschfeld-Blick zu benennen, 1997 wurde dort eine Gedenktafel in den Boden eingelassen. Seit 2007 zeichnet die Kieler Bürgerstiftung alle zwei Jahre öffentliche Gärten mit dem Hirschfeld-Preis aus.
Kurz nach Hirschfelds Tod wurde die Pflanzengattung Hirschfeldia mit der einzigen Art H. incana zu seinen Ehren benannt (Erstveröffentlichung bei: Conrad Moench, Methodus plantas horti botanici et agri Marburgensis, 1794, Seite 264).
Literatur
nach Erscheinungsjahr geordnet
Chronik der Universität zu Kiel. In: Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte, herausgegeben von August Christian Heinrich Niemann, 6. Jahrgang, 1. Band. Altona und Kiel 1792, Seite 321–327 (hier: 321–322).
Friedrich Schlichtegroll: Nekrolog auf das Jahr 1792. Enthaltend Nachrichten aus dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Personen. Band 1. Justus Perthes, Gotha 1793, Seite 39–50.
Axel Lange: Hirschfeld, Christian Cay Lorentz. In: Dansk Biografisk Leksikon, begründet von C. F. Bricka. Band 10. Schultz, Kopenhagen 1936, Seite 248–249.
Åge Nicolaisen: Hirschfeld, Christian Cay Lorentz. In: Dansk biografisk leksikon, begründet von C. F. Bricka. 3. Auflage. Band 6. Gyldendal, Kopenhagen 1980, ISBN 87-01-77411-5, Seite 371–372.
Barbara Martins: Fruchtbaumschule, Forstbaumschule, Düsternbrooker Gehölz. Kultivierung und Ästhetisierung der Kieler Fördelandschaft im Naturverständnis der Aufklärung. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte, Band 77, 1991–1994, Seite 209–272.
Wolfgang Kehn: Hirschfeld in Kiel. Dokumentation einer Ausstellung. In: Die Gartenkunst 5 (2/1993), S. 307–336.
Michael Breckwoldt: Das „Landleben“ als Grundlage für eine Gartentheorie. Eine literaturhistorische Analyse der Schriften von Christian Cay Lorenz Hirschfeld. Minerva, München 1995, ISBN 3-597-10703-6
Linda Parshall: Motion and emotion in C. C. L. Hirschfeld’s Theory of garden art. In: Dumbarton Oaks Colloquium on the history of landscape architecture, Band 24, 2001, Seite 35–51.
Margrethe Floryan: Hortus moralis: C. C. L. Hirschfeld and other eighteenth-century actors in the Danish-German borderland. In: Studies in the history of gardens and designed landscapes, Band 29, 2009, Seite 246–256.
Margarethe Floryan: Gartenkulturelle Lehrstücke. Die Veröffentlichungen von C.C.L. Hirschfeld und J.L. Mansa auf Deutsch, Dänisch und Russisch. In: Die Gartenkunst 25 (1/2013), S. 105–112.
↑Willi Geismeier: Zur Bedeutung und entwicklungsgeschichtlichen Stellung von Naturgefühl und Landschaftsdarstellung bei Caspar David Friedrich. Dissertation, Berlin 1966, S. 107.
↑Christian Cay Lorenz Hirschfeld: Theorie der Gartenkunst fünf Bände, Leipzig 1779 bis 1785, Band 1, S. 215 f.