Johann Friedrich Overbeck (Selbstbildnis, um 1830)
Ausbildung
Dem Besuch des Katharineums zu Lübeck, dessen Rektor sein Onkel Johann Daniel Overbeck (1715–1802) war, folgte 1773–1776 das Studium der Rechte an der Universität Göttingen, begleitet von dem Besuch philosophischer, mathematischer, naturgeschichtlicher und historischer Vorlesungen. Overbeck war in seiner Göttinger Zeit dem Hainbund eng verbunden, ohne Mitglied zu sein. 1788 erlangte Overbeck seine Promotion zum Dr. iur. utr.
Beruflicher Werdegang
1776 scheiterte Overbecks Gründung einer „Erziehungsanstalt für Knaben“ in Bremen nach dem Vorbild Joachim Heinrich Campes. 1776 begann er seine juristische Laufbahn als Advokat in Lübeck und wurde 1779 zum Obergerichtsprokurator in Lübeck berufen. 1792 wurde er zweiter Syndikus des Domkapitels Lübeck und 1799 Konsulent des Schonenfahrer-Compagnie, des sog. „Schüttings“, eine Funktion, die schon sein Vater Georg Christian Overbeck (1713–1786) ausgeübt hatte. 1800 folgte seine Berufung zum Senator. 1804 war er Vertreter Lübecks in St. Petersburg, 1808/1809, 1810 und 1811 Vertreter Lübecks in Paris, wobei er an der Hochzeit Napoléons mit Marie-Louise von Österreich teilnahm. Er merkte mit hanseatischer Distanz an: „'Einem größeren Fest, sagte Baron Lützow zu mir auf der Tribüne, werden Sie in Ihrem Leben nicht beiwohnen.'; und ich gab ihm vollkommenes Recht; doch nicht ohne einige Mentalreservation.“[3]
Während der Zugehörigkeit Lübecks zu Frankreich in der Lübecker Franzosenzeit nahm er das Amt eines Receveur de la caisse communale wahr. 1814 folgte schließlich seine Berufung zum Bürgermeister von Lübeck.
Overbeck charakterisieren sein diplomatisches Geschick in der Lübecker Franzosenzeit und sein juristisches Können bei der Reorganisation der Lübecker Verfassung und Finanzen nach den Kriegsjahren. Er zeichnete sich aus durch seine aufgeklärte Geisteshaltung bei den Reformen auf dem Gebiet von Schule, Kirche und Armenwesen. Daneben zeigte er künstlerisches Talent als Komponist und Liederdichter u. a. 'Komm lieber Mai, und mache...'. Bemerkenswert ist seine Sprachbegabung in Übersetzungen griechischer und lateinischer Oden, französischer Dramen und englischer Reiseliteratur.
Ehrungen
An ihn erinnert die Overbeckstraße in Lübeck, nördlich des St.-Jürgen-Rings.
Zitate
„Auch dieser große Hanseat, der während der französischen Besatzung die Lübecker Interessen in Paris vertrat und sich überhaupt um das Wohl und Wehe seiner Vaterstadt ausserordentlich verdient machte, ist ein Beispiel für den verantwortungsbewussten Musterbürger am Ausgang des 18. Jahrhunderts, dem der „hanseatische“ Mythos so vieles verdankt.“[4]
1803 (anonym) Leben Herrn Johann Daniel Overbecks, weyland Doctors der Theologie und Rectors des Lübeckischen Gymnasiums. Von einem nahen Verwandten, und vormaligen Schüler des Verewigten.
Emil Ferdinand Fehling: Lübeckische Ratslinie. Lübeck 1925, Nr. 949.
Christian Gerhard Overbeck: Zur Erinnerung an Christian Adolph Overbeck, beider Rechte Doctor und Bürgermeister zu Lübeck. Lübeck 1830.
H. Jansen: Aus dem Göttinger Hainbund, Overbeck und Sprickmann, Ungedruckte Briefe Overbecks. 1933.
Karl Theodor Gaedertz: Was ich am Wege fand. Neue Folge. Die beiden Overbeck. Leipzig 1905.
Fritz Luchmann (Hrsg.): Beieinanderseyn ist das tägliche Brot. Briefe C.A. Overbecks an seine Familie aus St.Petersburg 1804 und aus Paris 1807–1811. Lübeck 1992, ISBN 3-7950-0459-4.
Isabel Sellheim: Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789–1869) in genealogischen Übersichten. (= Deutsches Familienarchiv. Band 104). Neustadt an der Aisch 1989, ISBN 3-7686-5091-X.
↑Übersetzt etwa: „Ich habe zwar großen Pomp geschaut, indes mit geringer Anteilnahme.“ Wörtlich eigentlich: „Ich sah die schönsten Dinge, in denen ich eine geringe Rolle spielte.“ In der damit angesprochenen Aeneis von Vergil heißt es demgegenüber: „quaeque ipsa miserrima vidi, et quorum pars magna fui“ (Ich selbst sah schreckliche Dinge, in denen ich eine bedeutende Rolle spielte.) Der Formulierung zu entnehmen kannte Overbeck Jonathan Swifts ganz anders gerichtete ironische Umformung derselben Zeilen Vergils, in der es bereits heißt: „et quorum pars parva fui“, in The works of the Rev. Dr. Jonathan Swift .... Volume 13, edited by Thomas Sheridan, 1784, S. 370; Zitat Overbecks nach Fritz Luchmann: Beienanderseyn ist das tägliche Brot der Liebe. Briefe C. A. Overbecks an seine Familie aus St. Petersburg 1804 und aus Paris 1807–1811. S. 295