Nach wie vor (2016) existiert als Verwaltungseinheit das Arrondissement Cherbourg im Departement Manche. Hauptort und zugleich Sitz einer Unterpräfektur des Gebiets ist Cherbourg-en-Cotentin. Das Arrondissement ist in 12 Kantone untergliedert.
Geschichte
Toponymie
Der Name der Gemeinde weist deutlich auf Cherbourg hin, den Hauptort der Gemeinde. Höchstwahrscheinlich leitet sich Cherbourg vom skandinavischen kjarr „Sumpf“ und borg „Befestigung“ (vgl. Deutsch: Burg), ab. Vor der Wikingerzeit hieß Cherbourg auf Gallisch coriallum, das wahrscheinlich schon die gleiche Bedeutung hatte.[2] Oder, so eine andere Erklärung, Cherbourg stammt aus dem angelsächsischen ker (Englisch: moor) und burgh (Englisch: town).[3] Die Wurzel kjarr/ker ist auch anderswo in der Normandie zu finden, wie aus Villequier und Gonfreville-l’Orcher ersichtlich ist.
Zur Gemeindeverfassung der Zeit von 2000 bis 2015 siehe den
Die alte Hafenstadt Cherbourg war bereits zur Zeit der Römer besiedelt und wurde in der Neuzeit beginnend mit Vauban zum französischen Kriegshafen ausgebaut. Am 19. Juni 1940 wurde die Stadt von den Truppen der deutschenWehrmacht eingenommen. Von 1940 bis 1943 unterhielt die Kriegsmarine ein Marinelazarett und von 1940 bis 1942 lag hier auch eine Seenotfliegerstaffel. Im Juni 1944 tobte die Schlacht um Cherbourg mit hohen Verlusten unter der Zivilbevölkerung.
Der Bürgermeister ist seit 3. Januar 2016 Benoît Arrivé von der PS.
Unter ihm gibt es die fünf „maires délégués“ der alten Gemeinden, die nun Dezernenten mit zugeordneten Fachgebieten für die Gesamtstadt sind, und 18 „maires-adjoints“. Das Leitungsgremium, das „bureau municipal“, hat damit zur Zeit also 24 Bürgermeister (inklusive des OB).
Seit Mitte Januar 2014 verkehrt vom Hafen Rade de Cherbourg nach Dublin erstmals eine Fährverbindung direkt in die irische Hauptstadt.[4]
Im Quartier de la Divette (Viertel La Divette) befinden sich seit 2013 zwei Wärmepumpen von 1,092 MW jeweils, die die Meereswärme aus dem Kommerzbecken des Hafens erschließen.[5] Dadurch wird 84 % des Wärmebedarfs im Quartier de la Divette abgedeckt, der Rest (16 %) wird dank der bereits existierenden Gaskessel ergänzt. Es werden 1730 t CO2 pro Jahr vermieden.
Verkehr
Busse: vom Département Manche betriebenen Buslinie Manéo Nr. 1 angefahren (Buslinie Saint-Lô-Carentan-Valognes-Cherbourg).[6] Mit der Buslinie Manéo Nr. 10 kann man Barneville-Carteret erreichen, und mit der Buslinie Manéo Nr. 12 kann man Barfleur im Nordosten der Halbinsel erreichen.
Schifffahrt: Zum Hafen Cherbourg gehören mehrere Häfen, die Marinebasis, Übersee-, Handels-, Fischerei-, Fähr- und Port de Plaisance, und die jahrhundertelang größte künstliche Reede der Welt, bestehend aus innerer und äußerer Reede (Petite und Grande Rade). Der Hafen ist bedeutend als Marinebasis und Fährhafen nach Irland.
Die Hafenanlagen umfassen eine Fläche von ungefähr 1500 Hektar.
Das Wohnhaus von Emmanuel Liais, einem Bürgermeister Cherbourgs, Astronom und Forscher, ist seit 1905 Museum of Natural History and Ethnography, als Museum in Cherbourg bereits 1832 gegründet. Es ist auch Sitz der Société nationale des sciences naturelles et mathématiques de Cherbourg.
Das Musée Thomas-Henry wurde 1835 eingeweiht und zeigt eine Gemäldesammlung der Normandie mit 300 Bildern und Skulpturen (15. bis 20. Jahrhundert).
Ein Kriegs- und Befreiungsmuseum (unter René Coty, eröffnet 6. Juni 1954) zur Besetzung und Befreiung der Region, zur Schlacht um Cherbourg (im Juni 1944) im Fort du Roule.
Le Fort de la Montagne du Roule, zeitweise auch deutsche Festung, heute auch Sitz des Musée de la Libération (1954 gegründet)
Sport
Am 3. Juli 2016 war Cherbourg-en-Cotentin Ziel der zweiten Etappe der Tour de France 2016. Der Ortsteil La Glacerie war eine der fünf Gemeinden, die zum 1. Januar 2016 fusioniert hatten.
↑René Lepelley: Dictionnaire étymologique des noms de communes de Normandie. Presses universitaires de Caen u. a., Caen u. a. 1993, ISBN 2-905461-80-2.
↑bourg. In: Louis Guinet: Les emprunts gallo-romans au germanique (du Ier à la fin du Vème siècle) (= Bibliothèque française et romane. Série A: Manuels et études linguistiques. 44). Klincksieck, Paris 1982, ISBN 2-86563-040-1.