Der Ortsteil Chausseehaus Hassel liegt zwei Kilometer westlich des Ortes Hassel am Nordostrand des Stendaler Stadtforstes an der Grenze zur Hansestadt Stendal in der Altmark. Im Süden des Ortes strömt der Grenzgraben Chausseehaus Hassel nach Westen genauso wie im Norden der Graben aus Hassel.[3]
Nachbarorte sind Jarchau im Norden, Hassel im Osten, die Tannensiedlung im Südwesten und Borstel im Westen.[3]
Geschichte
19. Jahrhundert bis Neuzeit
Der Bau der Chaussee Stendal–Arneburg begann im Jahre 1853.[4] Nach dem Abschluss der Arbeiten wurde am 29. Juli 1857 die Errichtung einer Chausseegeldhebestelle vor Stendal bekanntgegeben.[5][6]
Das erste Gebäude war das 1857 errichtete Chausseehaus, „die Station 54“, heute Rosenstraße 2. Es wurde vom Kassierer der Straßennutzungsgebühren als Dienst-, aber auch als Wohngebäude genutzt.[7]:S. 19 Im Kirchenbuch von Hassel findet sich im Jahr 1867 der erste Eintrag über das Chausseehaus Hassel, die Geburt und Taufe des Sohnes von Johann Christian Schulze, dem „Einnehmer an der Chausseebarriere bei Hassel“.[7]:S. 94 Noch bis 1892 wurde für die Benutzung der Straße Chausseegeld verlangt.[4]
1871 gab es den zur Gemeinde Hassel gehörenden Wohnplatz Chausseehaus Hassel.[8]
1890 baute die Familie Wetzel das heutige Wohnhaus in der Rosenstraße 5. Später ist es durch einen Saalanbau zur Gaststätte erweitert worden, dem Restaurant „Chausseehaus Hassel“. Es bestand noch im Jahre 2005[4] ist aber in dem Jahr aufgegeben worden und ist seit dem Umbau 2006 nur noch ein Wohnhaus.
In der heutigen Rosenstraße 3 ließ sich die Familie Werner um 1930 eine Miniaturburg errichten, heute Ruine genannt, die die Schulkinder aus Hassel damals gleich nach der Errichtung besichtigen durften.[7]:S. 153 Die Tochter Elisabeth heiratete 1927 Kurt Rattensberger, der 1937 als Landwirt und Plantagenbesitzer aufgeführt wurde. Nach vielen familiären Schicksalsschlägen verließ Kurt Rattensberger vor 1950 den Ort. Das Gebäude wurde in Volkseigentum überführt und kam in Gemeindebesitz, nach 1990 an die Treuhandanstalt. Ab 1949 bis 1988 wurde die Familienvilla vom Referat für Jugendhilfe vom Bezirk Magdeburg als Vorschulheim für 16 drei- bis sechsjährige Kinder genutzt, die dort von 16 Erzieherinnen auf ihren Schuleintritt vorbereitet wurden.[7]:S. 168
Vorgeschichte
1971 fand eine Einwohnerin auf der Ortsflur einen Feldgesteinhammer, der in die Jungsteinzeit datiert wurde.[7]:S. 25
Wüstung
Wilhelm Zahn berichtete 1908 über eine Wüstung auf der Feldmark von Stendal am Chausseehaus an der nach Arneburg führenden Chaussee, 1½ Kilometer südlich von Jarchau. Die Breite besteht teils aus Acker, teils aus Wiese, die „Teufelswiese“ und „am Teufelsbusch“ genannt wird. Vielleicht lag hier eine durch Feuer zerstörte wendische Siedlung, deren Name verschollen ist.[9]
Wohnheim Chausseehaus Hassel
Am 1. Oktober 1998 wurde eine gemeinnützige GmbH, die „Wohnheim Chausseehaus Hassel gGmbH“ gegründet.[10] Sie wird vom Verein Wohnheim Chausseehaus-Hassel e. V. unterstützt.[11] Die Wohn- und Förderstätte für Menschen mit Behinderung ist gut in den Ort integriert.[4] In ihr leben über 20 Menschen in mehreren Wohnhäusern meist in Einzelzimmern. Teile der Einrichtung sind barrierefrei und rollstuhlgerecht.[12] Sie ist ein etablierter Partner der Behindertenhilfe im Landkreis Stendal.[10]
Die Ruine[20] an der Landstraße L16 steht unter Denkmalschutz.
Verkehr
Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von stendalbus.[21]
Persönlichkeiten
Günter Wetzel, Prähistoriker, geboren und aufgewachsen in Chausseehaus Hassel[7]:S. 2
Literatur
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.892–896, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Sieglinde Lühe: Erinnerungen an Chausseehaus Hassel, Tornau, 2022
↑ abKarina Hoppe: Erneut mehr Zuzüge als Wegzüge. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 1. Februar 2024, DNB1047269554, S.18.
↑Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr.2013). Halle (Saale) Mai 2013, S.113 (destatis.de [PDF; 1,6MB; abgerufen am 24. August 2019]).
↑ abcdefSieglinde Lühe: Erinnerungen an Chausseehaus Hassel. Tornau 2022.
↑Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. BandVI, 1873, ZDB-ID 1467440-3, S.24 (Digitalisat – Nr. 46).
↑Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band43. Hendel, Halle a.S. 1909, S.342, Nr. 242 Wüstung bei Jarchau (uni-jena.de).
↑ abcdPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.892–896, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑ abDoreen Schulze: Erstmals Zuwachs in Arneburg-Goldbeck. In: Volksstimme Stendal. 15. Januar 2016.
↑ abKarina Hoppe: Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck verlor 2018 insgesamt 93 Einwohner. In: Volksstimme Stendal. 14. Februar 2019.
↑ abKarina Hoppe: In die Einwohnerstatistik geschaut. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 22. Januar 2022, DNB1002381223, S.21.
↑Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB1047269554, S.19–20.
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.116 (genealogy.net [Volltext und Scan]).