Cavid wurde in Selânik geboren, damals das osmanische Vilâyet Saloniki, heute Griechenland. Sein Vater war der Händler Naim, seine Mutter hieß Pakize. Sie waren alle Dönme, also Juden, die nur oberflächlich den Islam annahmen, um der moslemischen Diskriminierung zu entgehen, im Geheimen jedoch den jüdischen Glauben auslebten.
Später wurde er Ökonom und Zeitungsherausgeber. Nachdem er 1902 nach Saloniki zurückgekehrt war, um die Fevziye-Schule zu leiten, trat Cavid Bey dem Komitee für Einheit und Fortschritt (KEF) bei. Nach der Jungtürkischen Revolution 1908 und der Wiedereinsetzung der Verfassung wurde er bei den Wahlen 1908 Abgeordneter für Saloniki und Kale-i Sultaniye (Çanakkale) im Abgeordnetenhaus. Nach dem Vorfall vom 31. März 1909 wurde Cavid Bey zum Minister für Finanzen im Kabinett von GroßwesirTevfik Pascha ernannt.[5] Er gewann bei den Wahlen 1912 und erneut sein Abgeordnetenmandat, was er bis 1918 behielt.
Laut Ernst Jäckh stand der Innenminister Talât Pascha während des Völkermords an den Armeniern mit seinen Massakern im Widerspruch zum Finanzminister Dschawid Bey und zum Herausgeber der regierungstreuen Zeitung „Tanin“, Hüseyin Cahit Yalçın: „Dschawid und Hussein Dschahid opponierten immer energisch gegen diese armenische Politik, ersterer besonders aus wirtschaftlichen Erwägungen.“[6] Bis zum Waffenstillstand von Moudros 1918 am Ende des Ersten Weltkrieges spielte Cavid Bey eine wichtige Rolle in der KEF. Auch repräsentierte er das Osmanische Reich bei den Nachkriegs-Finanzverhandlungen in London und Berlin. Nachdem sein Angebot, der türkischen Nationalbewegung von Mustafa Kemal Pascha beizutreten, abgelehnt wurde, ging er in die Schweiz. Er war Teil der Delegation in Lausanne, geriet aber in Streit mit İsmet Pascha.[5]
Republikanische Ära
1921 heiratete Cavid Bey in der Schweiz Aliye Nazlı, die geschiedene Frau eines Prinzen, und kehrte 1922 nach Istanbul zurück. 1924 wurde ihr Sohn Osman Şiar geboren; nach Cavid Beys Hinrichtung wurde sein Sohn von seinem engen Freund Hüseyin Cahit Yalçın aufgezogen. Nach dem Inkrafttreten des Familiennamengesetzes 1934 übernahm Osman Şiar den Nachnamen Yalçın.[7]
Die Briefe, die Cavid Bey seiner Frau Aliye Nazlı während seiner Inhaftierung schrieb, wurden ihr erst nach seiner Hinrichtung übergeben. Sie veröffentlichte die Briefe als Buch mit dem Titel Zindandan Mektuplar (″Briefe aus dem Verlies″).[9]
Im Jahre 1950 wurden Cavid Beys körperliche Überreste in den Städtischen Friedhof Cebeci in Ankara transferiert und dort begraben.[7]
Bibliografie
Zindandan Mektuplar (2005) Liberte Yayınları, 212 Seiten. ISBN 9789756877913
JAVID (Cavid) BEY, MEHMED: Jewish Virtual Library, AICE 2013, Link (Source: Encyclopedia Judaica)
Türk Ansiklopedisi 10:37–39; Gövsa, Türk Meşhurları, 78.
Einzelnachweise
↑Ilgaz Zorlu, Evet, Ben Selânikliyim: Türkiye Sabetaycılığı, Belge Yayınları, 1999, S. 223.
↑Yusuf Besalel, Osmanlı ve Türk Yahudileri, Gözlem Kitabevi, 1999, S. 210.
↑Rıfat N. Bali, Musa'nın Evlatları, Cumhuriyet'in Yurttaşları, İletişim Yayınları, 2001, S. 54.