Er stammte aus sehr bescheidenen Verhältnissen und verlor seine Eltern, noch bevor er die Schule verließ. Sein erstes Geld verdiente er mit Buchübersetzungen und Nachhilfestunden. Er übte den Beruf eines Lehrers der Mechanik von 1867 bis 1870 in Terni aus und besuchte danach von 1870 bis 1873 das Polytechnische Institut in Turin. Nach einer Studienzeit von drei Jahren (Ingenieurwissenschaften und Mathematik) erhielt er vorzeitig sein Diplom als Ingenieur.[1]
Er formulierte ein bekanntes Theorem der Technischen Mechanik, den 2. Satz von Castigliano, der zur Verformungsberechnung bei statisch unbestimmten Systemen dient. Der Satz eignet sich zur Berechnung beliebiger allgemein belasteter statisch unbestimmter Systeme und zur Berechnung von Verformungsgrößen an bestimmten (diskreten) Stellen und hat in der Baustatik und Technischen Mechanik eine wesentliche Bedeutung bei der Berechnung der Biegung; er spielte beim Streit um die Grundlegung der klassischen Baustatik eine zentrale Rolle.[2]
Satz von Castigliano
Der Satz von Castigliano besteht aus mehreren Teilen und besagt im Wesentlichen: „Die partielle Ableitung der Formänderungsenergien einer Lastgruppe nach einer einzelnen Last liefert die zugeordnete Verschiebung.“
Veröffentlichungen
Carlo Alberto Castigliano: Théorie de l’équilibre des systèmes élastiques et ses applications. Negro, Turin 1879.
Literatur
Karl-Eugen Kurrer: Zur Debatte um die Theoreme von Castigliano in der klassischen Baustatik. In: Bautechnik, 75. Jahrgang, 1997, Heft 5, S. 311–322.
Karl-Eugen Kurrer: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Ernst & Sohn, 2018, ISBN 978-3-433-03229-9, S. 978 (Biografie).
↑Karl-Eugen Kurrer: Die Baustatik am Übergang von der Disziplinbildungsperiode zur Konsolidierungsperiode. In: Geschichte der Baustatik. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht. 2., stark erweiterte Auflage. Ernst & Sohn, Berlin 2016, ISBN 978-3-433-03134-6, S.501–518.