Der Ursprung des Namens ist umstritten. Die verbreitetste und plausibelste Erklärung ist die Herleitung von „cancan“, der kindlichen Umformung des französischen Wortes „canard“ (Ente)[1] – eine Anspielung auf den ausgeprägten Hüftschwung der Cancan-Tänzerinnen. Nach einer anderen Version soll er sich von dem alten französischen Wort „caquehan“ (Tumult) herleiten.[2]
Der Cancan war zunächst ein volkstümlicher, „exzentrischer und aufsehenerregender“[3] Gesellschaftstanz, der vor allem in den sogenannten Café-concerts getanzt wurde. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wandelte er sich zu einem Bühnenschautanz, der nur noch in Varietés, Cabarets, Music Halls und Revuetheatern aufgeführt wurde. Weil man den Tänzerinnen bei den typischen hohen Beinwürfen und Spagatsprüngen unter die Röcke schauen konnte, wurde der Cancan bald polizeilich verboten, was seiner Beliebtheit aber keinen Abbruch tat.
Als Tänzerinnen waren beispielsweise La Goulue, Saharet oder Nini Patte-en-l’air (1884–1930) berühmt; der bekannteste Tänzer war Valentin le Désossé. La Goulue konnte sich fünf Jahre lang als Publikumsliebling des Moulin Rouge behaupten, bis sie sich als selbstständige Raubtier-Dompteurin vom Cabaret trennte und Jane Avril zum neuen Star des Cancan wurde.
Musik
Die berühmteste Musik zum Tanz schuf Jacques Offenbach in seiner OperetteOrpheus in der Unterwelt (französischOrphée aux Enfers), die am 21. Oktober 1858 Premiere im Théâtre des Bouffes-Parisiens feierte. Die zweiaktige Operette war sehr erfolgreich und machte Offenbach in ganz Europa populär. Das bekannteste Musikstück hierin ist der auch heute noch häufig gespielte sogenannte Höllen-Cancan (im Original französischGalop infernal) im zweiten Akt.
Weitere Musikbeispiele
Hervé komponierte und verwendete ebenfalls Cancans in seinen Operetten.
Camille Saint-Saëns lässt in seinem Karneval der Tiere die Schildkröten Offenbachs Cancan in langsamen Tempo vorführen, wodurch er den Character eines Cancans vollkommen verliert.
Ernest Blum, Louis Huart: Mémoires de Rigolboche 1860 (fiktive Memoiren der Rigolboche, erste Tänzerin vom Theater Délassements-Comiques in Paris.) Julius Abelsdorff, Berlin 1861; als: (= Edition Corvey, Französischsprachige Belletristik), Mikrofilmkopie, Belser wissenschaftlicher Dienst, Wildberg 1989–1990, ISBN 3-628-59621-1[4] (Beschreibt das freie, von der bürgerlichen Gesellschaft als skandalös betrachtete Leben der Cancan-Tänzerinnen, den Theaterbetrieb, Regisseure, Intendanten, Orchesterdirigenten, Bühnenarbeiter und Publikum)
„Es ist das eigentliche Theater der sogenannten Zigeunerwelt – Sorglosigkeit und Ungeniertheit herrschen hier ununterbrochen… Man lacht hier von Morgen bis zum Abend“
Pierre Mariel, Jean Trocher: Paris Cancan. Verlag der Europäischen Bücherei Hieronimi, Bonn 1959, (Für die Übersetzung von Waldemar Sonntag und Sabine Weller, mit Fotos von Daniel Frasnay und anderen).
Fabienne Tsaï: Ça c’est Cancan! Le journal d’Antoinette Zouzou, chahuteuse et dansomaniaque. Illustrations de Christian Lacroix. Lithographies interprétées par Celia Canning et Antoine Rabaté. Pliages de Bertrand La Pautremat. Solar, Paris, 2004, ISBN 2-263-03706-3.
Michel Souvais: Moi, la Goulue de Toulouse Lautrec. Les Mémoires de mon aïeule. Les Editions Publibook, Paris 2008, ISBN 978-2-7483-4256-7.
Jiří Mucha: Kankán se svatozáří. Život a dílo Alfonse Muchy., Životopis (deutsch: Cancan mit Heiligenschein, das Leben und Werk von Alfons Mucha), Obelisk, Praha 1969; deutsch übersetzt von Gustav Just unter dem Titel: Alfons Mucha: ein Künstlerleben. Volk und Welt, Berlin 1986, ISBN 3-353-00015-1 (Monographie seines Vaters, des weltbekannten Jugendstil-Malers Alfons Mucha, über sein erfolgreiches Leben und Schaffen in Paris und dessen Freundschaft mit Sarah Bernhardt und Camille Flammarion, sowie dem Pariser Kultur- und Künstlerleben. Mit zahlreichen Fotodokumentationen).
Romane
Jose Shercliff: Jane Avril vom Moulin Rouge. Zsolnay, Wien 1953, (Mit Foto der Tänzerin und Fotos nach Lithographien und Plakaten von Toulouse-Lautrec).
Evane Hanska: La Romance de la Goulue. Editions Balland, Paris 1989, ISBN 2-7158-0739-2.
Fotoband
Hans Frank: Hinter den Kulissen. Le merveilleux French Cancan. Paris 1944. Edition Camera Austria, Graz 1988, ISBN 3-900508-05-4 (Aufnahmen eines Kriegsberichterstatters aus der Besatzungszeit).