Die Brunnenheiligtümer Sardiniens (italienischPozzo sacro, plur. Pozzi sacri) sind über 100[1] gefasste und zum Teil überdachte Brunnen. Sie wurden von den Trägern der Nuraghenkultur während der Bronzezeit errichtet.
Die unzureichende Wasserversorgung war stets eines der Hauptprobleme Sardiniens. Für die Nuraghen-Zivilisation, die sich auf der Grundlage der lokalen neolithischen und chalkolithischen Kulturen entwickelte, wurde der Wasserkult zu einem der wichtigsten Elemente.
Die Einstufung als Heiligtümer ergibt sich aus gefundenen Votivgaben. Ihre bauliche Gestaltung ist relativ einheitlich: Von einem für kultische Handlungen genutzten Vorraum führen bis zu 40 Stufen zum Wasser oder, wie im Falle von Funtana Coberta, Is Pirois, Cuccuru Nuraxi und Quirra, zu einer tieferliegenden (bzw. völlig unterirdischen) Tholos, von der aus man Wasser aus den bis zu 22 m Tiefe erreichenden Brunnenschächten schöpfen konnte.
Einen brunnenartigen Unterbau, dessen Bestimmung allerdings ungeklärt ist, hat auch die archaische NuragheIs Paras. Bei Fonte Niedda (Perfugas) und den Quellheiligtümern Su Lumarzu und Su Tempiesu gibt es eine etwas veränderte, aber ähnliche Architektur.
Paolo Melis: Nuraghenkultur. Carlo Delfino editore, Sassari 2003, ISBN 88-7138-276-5.
Jürgen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom. Europäische Kultplätze der Steinzeit (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Bd. 36). Beier & Beran, Langenweißbach 2003, ISBN 3-930036-70-3.
Maud Webster: Water-temples of Sardinia: Identification, inventory and interpretation. Uppsala Universität 2014 [1]
Einzelnachweise
↑Die Zahl wuchs von den 50, die Giovanni Lilliu klassifiziert hat, über die 66 von Maud Webster, über die 76 von Ercole Contu und die 119 von Maria Ausilia Fadda, bis zu den 136 von Giovanni Maria Meloni und Anna Depalmas