Der aus Bendery im damals russischenBessarabien, dem heutigen Moldawien, stammende Bilinski war infolge der postrevolutionären Unruhen in Russland gemeinsam mit seiner Mutter und drei Schwestern im Alter von 20 Jahren nach Berlin ausgewandert, wo er als Bühnendekorateur (unter anderem beim Kabarett „Der blaue Vogel“) wirkte. Wenige Jahre später ging er nach Frankreich, entwarf vorübergehend für dortige Theaterbühnen und schloss sich bald dem weißrussischen Exilkünstlerkreis um den Filmproduzenten Jacques N. Ermolieff an.
Bilinski entwarf die Kostüme zu einer Reihe von Ermolieffs „Albatros“-Produktionen, meist mit dem exilrussischen Leinwandstar Iwan Mosschuchin in der Hauptrolle. Nebenbei arbeitete Bilinski an Pariser Bühnen (auch für Ballett-Aufführungen exilrussischer Künstler) als Ausstatter und Kostümier. Außerdem schuf er mehrere künstlerisch herausragende Poster-Entwürfe für die französische Uraufführung von Fritz Langs Filmklassiker Metropolis im Herbst 1927. Bilinski, der für seine Plakatmalerei bereits 1925 in Paris bei einer internationalen Ausstellung mit einer Goldmedaille ausgezeichnet worden war, gründete daraufhin 1928 seine eigene, auf Kinowerbung spezialisierte Firma „Alboris“, die sich vor allem auf die Herstellung von Filmplakaten konzentrierte.
Mit Beginn der 1930er Jahre kamen auch wieder wichtige Aufträge von Bühnen hinzu, und Bilinski begann Kostüme und Dekorationen für Balletts und Opern wie Ruslan und Ljudmila zu entwerfen. 1934 schuf er die Ornamente des russischen Exilkabaretts „Shéhérazade“ in der Pariser Rue de Liège, im Mai 1937 zeichnete er für die Ausstattung und die Kostüme von Debussys Oper Pelléas et Mélisande verantwortlich, die im Rahmen der Krönungsfeierlichkeiten von König George VI. an der Royal Opera in Covent Garden aufgeführt wurde.
Kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wanderte Bilinski mit seiner italienischen Frau nach Italien aus und setzte seine Arbeit, diesmal auch als Filmarchitekt, im Studiokomplex Cinecittà in Rom fort. Seit 1946 erkrankt, konnte Boris Bilinski seine Arbeit beim Film nicht mehr fortsetzen. Er starb 1948 in Catania.
1941: Gekrönte Liebe (Amore imperiale, auch Ausstattung)
1941: È caduta una donna
1942: Orizzonte di sangue (auch Ausstattung)
1942: Paura d’amare
1942: L’angelo bianco
1943: La carne e l’anima (nur Ausstattung, UA: 1945)
1946: Ehemann auf Bestellung (Il marito povero, nur Ausstattung)
1946: Lo sconosciuto di San Marino (nur Ausstattung)
Literatur
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 1: A – C. Erik Aaes – Jack Carson. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 391.