Blue Wall (deutschBlaue Wand oder Blaue Mauer) ist ein Terminus, der in der politischen Sprache der Vereinigten Staaten verwendet wird. Er geht davon aus, dass sich die Wählermehrheiten für die Demokratische Partei in einigen Staaten derartig verfestigt haben, dass es für die Republikanische Partei sehr schwer ist, diese Staaten für sich zu gewinnen. Umgekehrt zieht man für die entsprechenden Hochburgen der Republikaner, in denen die Stimmenmehrheit für die Demokratische Partei gewöhnlich außer Reichweite ist, die Begriffe Red Wall („Rote Wand“) oder Red Sea („Rotes Meer“) heran.
Der Ausdruck spielt auf die politische Unterteilung der USA in rote und blaue Staaten an. Dabei stehen die blauen Staaten für Staaten, die mehrheitlich für die Demokraten sind, und rote Staaten für die, die mehrheitlich für die Republikaner stimmen.
Der Begriff wurde zum ersten Mal vom Blogger des Houston Chronicle, Chris Ladd, anlässlich der Halbzeitwahlen 2014 verwendet.[1]
Ladd, ein Republikaner, schrieb im November 2014, dass die Erfolge der Republikaner 2014 das grundsätzliche Problem überlagerten, dass die Republikanische Partei die Interessen der weißen, ländlichen Wähler im Süden nicht genug beachteten. Ladds Analyse wurde vom Kommentator Lawrence O’Donnell von der MSNBC aufgegriffen und erlangte Bekanntheit.[2] Eine ähnliche „rote Mauer“, also Staaten, die solide republikanisch wählen, gibt es auch.
Ein Großteil dieser Staaten hat das letzte Mal „rot“ gewählt, als George H. W. Bush 1988 Michael Dukakis deutlich besiegte. Natürlich wählten fast alle auch Ronald Reagan bei dessen Erdrutschsieg 1984 und damit rot. Nur Minnesota und der District of Columbia wählten damals nicht Reagan. Minnesota hat seit 1972 keinen Republikaner mehr gewählt.
Der Republikaner Donald Trump durchbrach bei der Präsidentschaftswahl 2016 die blaue Wand, indem er – jeweils mit knappem Vorsprung – in den Bundesstaaten Pennsylvania, Michigan und Wisconsin gewann. Diese hatten zuvor seit 1992 stets den Kandidaten der Demokraten gewählt.[5]Joe Biden konnte 2020 diese drei Staaten für die Demokraten zurückgewinnen, 2024 wählten sie aber erneut Donald Trump – diesmal sogar mit deutlicherem Vorsprung. Diese Staaten gelten seither nicht mehr als Blue-Wall- sondern als Swing States.[6]
Das demokratische „Schloss“ (lock) über diese Staaten wurde in Frage gestellt, da mehrere in den letzten Wahlen umkämpft waren, und viele Republikaner gewählt haben, die gegenwärtig ein Amt wie US-Senator oder US-Gouverneur innehaben.[7]
Der einzige Blue-Wall-Bundesstaat, der einen republikanischen Senator stellt, ist Maine.[8]
Die einzige Blue-Wall-Bundesstaaten, die einen republikanischen Gouverneur stellen, sind New Hampshire[9], Vermont[10] und Virginia.[11]
Nate Silver kritisierte diese Theorie bereits 2015. Er argumentierte, dass die „blaue Mauer“ bei den Wahlen einfach nur dafür stünde, dass die Demokraten einen „ziemlich guten Lauf“ gehabt haben, und dass bereits relativ geringe Zugewinne die Wahl zugunsten der Republikaner kippen könnten.[12]
Literatur
Chad Kinsella: And the Wall Came Tumbling Down. The Political Geography of the 2016 Presidential Election. In: Jennifer C. Lucas u. a. (Hrsg.): Conventional Wisdom, Parties, and Broken Barriers in the 2016 Election. Lexington Books, Lanham (Md.) u. a. 2018, S. 27–40.
Luke Perry, Quinlyn Beaver, Jamie Nelson: How Biden Rebuilt the Blue Wall. In: Luke Perry (Hrsg.): The 2020 Presidential Election. Key Issues and Regional Dynamics. Palgrave Macmillan, 2022, S. 15–30.