In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu einem starken Aufschwung des Steinkohleabbaus (etwa 1/4 des Ostrau-Karwiner Kohlengebiets) und Industrialisierung sowie Germanisierung der Gemeinden um die Stadt Mährisch-Ostrau. Nach dem Gründerkrach aus den 1870er Jahren kam dazu in die Gegend eine große Welle von Einwanderern aus Westgalizien. Der unabhängige politische Bezirk, der durch Ausgliederung des Gerichtsbezirks Mährisch Ostrau aus dem Bezirk Mistek im Jahr 1900 entstand, hatte die größte Anzahl (über 10 %) von nicht tschechisch- oder deutschsprachigen Einwohnern im ganzen Kronland, gleichwohl entflammte im frühen 20. Jahrhundert ein nationaler Konflikt zwischen Polen und Tschechen im Industriegebiet und die polnische Bevölkerung wurde schnell tschechisiert bzw. germanisiert.
Zum 1. Januar 1924 wurden insgesamt sieben Gemeinden des Bezirkes: die Städte Mariánské Hory(Marienberg), Přívoz(Oderfurt) und Vítkovice(Witkowitz) mit weiteren drei Gemeinden (Hrabůvka(Klein Grabau), Nová Ves (Neudorf) und Zábřeh nad Odrou(Heinrichsdorf)) nach Moravská Ostrava eingemeindet.[1] Die neue Stadt hatte eine Fläche von 4029 Hektar und 113.709 Einwohner.
Zwischen 1939 und 1945 gehörten Mährisch Ostrau und Schlesisch Ostrau als Teil des Protektorats Böhmen und Mähren zum Großdeutschen Reich. 1941 wurden Mährisch Ostrau und Schlesisch Ostrau offiziell vereinigt und die weiteren Gemeinden des Bezirkes Hrabowa, Neubiela, Altbiela und Wischkowitz wurden eingemeindet. Der Bezirk wurde zum Gerichtsbezirk Mährisch-Ostrau West (Moravská Ostrava – západ) reduziert. Proskovice, Stará Ves nad Ondřejnicí und Krmelín kamen zum Bezirk Mistek. 1948 wurde der Gerichtsbezirk im neuen Regime endgültig aufgelöst.
↑Geschichte Ostravas Webseite der Stadtverwaltung, aufgerufen am 6. Dezember 2012.
↑Bevölkerung und Viehstand der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, dann der Militärgränze nach der Zählung vom 31. December 1869. I (Bevölkerung nach Geschlecht, Religion, Stand und Aufenthalt). K.-k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1871 (edu.pl).
↑Gemeindelexikon der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900, X. Mähren. Verlag der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1906 (genealogy.net).
↑Specialortsrepertorium von Mähren. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Verlag der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1917.
↑Statistický lexikon obcí na Moravě a ve Slezsku. Státní úřad statistický, Praha 1924 (archive.org).
↑Statistický lexikon obcí v zemi Moravskoslezské. Ministerstvo vnitra – Státní úřad statistický, Praha 1935.