Zum Baur au Lac gehört das Gourmet-RestaurantPavillon, das unter Laurent Eperon seit 2019 mit zwei Michelinsternen ausgezeichnet wird.[2] Im Sommer dehnt sich das gastronomische Angebot auf die im eigenen Park gelegene Terrasse aus.
Der Hotelpionier Johannes Baur gründete 1838 das Hotel Baur am Paradeplatz, das heutige Mandarin Oriental Savoy. Sechs Jahre später eröffnete er am Zürichsee sein zweites Haus, das er zur Unterscheidung zu seinem Stadthotel Baur au Lac (Baur am See) nannte.
Johannes Baur, ursprünglich Bäckergeselle aus dem österreichischen Vorarlberg, war in den 1820er-Jahren nach Zürich eingewandert. Zunächst betrieb er in der Marktgasse die Wirtschaft Zum Kirschbaum, gegenüber dem Zuckerbäcker David Sprüngli.
In den 1830er-Jahren erfuhr die Innenstadt von Zürich enorme bauliche Veränderungen; Schanzen, Befestigungsanlagen und Wehrtürme wurden abgerissen. Nach Fertigstellung der Münsterbrücke ging man daran, eine breite Strasse vom Münsterhof zum Neumarkt, dem heutigen Paradeplatz zu bauen. Diese neue Stadtmitte erwählte Johannes Baur für den Bau des ersten komfortablen Hotels in Zürich. Bis dahin mussten Reisende mit eher einfachen Gasthöfen vorliebnehmen. Als Sensation des neuen Hotels galt der bis zum Dach führende Speiseaufzug.
Der Erfolg seines ersten Hauses spornte Johannes Baur an, mit dem Baur au Lac sein zweites Haus zu eröffnen. Als mutig galt dabei sein Entschluss, den Eingang nicht wie die übrigen Gebäude zur Stadt, sondern zum See hin auszurichten. Zunächst eher eine Pension, galt das Baur au Lac vor allem bei inkognito reisenden Adligen als erste Adresse. Mit dem Aufkommen des Tourismus wurde das Baur au Lac zu seiner heutigen Grösse ausgebaut, um der zunehmenden Reisetätigkeit gerecht zu werden.
1852 gab Johannes Baur die Leitung des Hotels an seinen 25-jährigen Sohn Theodor ab, der dem Dienst am Gast noch mehr Bedeutung zumass und die Initiative zur Gründung der École hôtelière de Lausanne gab.
1889 wechselte der Name von Baur zu Kracht: Theodor Baurs Tochter Emmy hatte Carl Kracht aus der Familie der Besitzer des Excelsior Hotel Ernst in Köln geheiratet. Thomas Mann und seine Frau Katia verbrachten im Jahre 1905 ihre Flitterwochen im Baur au Lac. Ferdinand Sauerbruch und seine Frau Ada wohnten im Herbst 1910 dort, als Sauerbruch in Zürich mit ärztlichen Kollegen und Regierungsrat Ernst seine bevorstehende Berufung an die dortige Universitätsklinik besprach; und wenn sie Besuch hatten, fand häufig ein Besuch des „Grillrooms“ vom Baur au Lac statt.[4] Auf Carl folgte sein Sohn Hermann, der als Hotelier und Autorennfahrer bekannt wurde.
Nach dem Abschied des langjährigen Hoteldirektors Ernst Schwerer konnte man mit Georges Rey einen Grossneffen der Hotellegende César Ritz als Direktor gewinnen, der zuvor im Hôtel des Bergues in Genf, dem Ermitage in Monte Carlo und dem Palace in Luzern gearbeitet hatte. Georges Rey blieb dem Baur au Lac über 31 Jahre treu, bevor er es 1983 an seinen Sohn Michel weiterreichte.
Auf Seiten der Besitzerfamilie hatte Charles Kracht die Geschicke des Hotels von seinem Vater Hermann übernommen. Zusammen mit seiner Schwester Heidi Roulet-Kracht (1921–1997) führte er die Familienunternehmungen in Zürich und Köln.
Charles Kracht starb 1990. Seither führte Sohn Andrea das Hotel in Zusammenarbeit mit den ehemaligen Direktoren Michel Rey, Wilhelm Luxem und dem heutigen Direktor Christian von Rechenberg.[5] Unter der Führung von Andrea Kracht wurde das Baur au Lac in zwei Phasen einer Generalsanierung unterzogen.[6]
Das Baur au Lac bietet 119 Zimmer, davon 27 Junior-Suiten und 18 Suiten.[9] Für Veranstaltungen stehen der grosse Festsaal Petit Palais sowie fünf Salons zur Auswahl. Im obersten Stockwerk befindet sich ein Fitnessclub mit Blick über den Zürichsee auf die Berge.
Das Baur au Lac beschäftigt 250 Mitarbeiter, so viele wie kein anderes Luxushaus in Zürich. Zum Hotel gehört eine eigene Autowerkstatt mit Tankstelle.[10]
Im Jahr 2015 erreichte das Haus eine Zimmerauslastung von 78 % mit 60 % Stammkunden. Der Durchschnittspreis der Zimmer lag über 900 Franken, eine Junior-Suite kostete ab 1200 Franken, eine River-Suite 2400 Franken, eine Deluxe-Suite 3200 Franken.[3]
Literatur
Walter Baumann: Zu Gast im alten Zürich. Hugendubel, München 1992, ISBN 3-88034-594-5.
Memoiren eines Palace: Baur au Lac / L'Hôtel Baur au Lac. Jean des Cars. Photogr. von Jérôme de Cunha. Aus dem Franz. übers. von Angelika Gross. [Hrsg. Sandrine Balihaut Martin], Flammarion, Paris 2002, ISBN 2-08-010820-4.
↑ abcJohannes Ritter: Luxushotel im Schatten des Fifa-Skandals, in: FAZ, 27. Juni 2015, S. 27
↑Ferdinand Sauerbruch, Hans Rudolf Berndorff: Das war mein Leben. Kindler & Schiermeyer, Bad Wörishofen 1951; zitiert: Lizenzausgabe für Bertelsmann Lesering, Gütersloh 1956, S. 124–126 und 159.