In einem Gesetz vom 11. Juni 1842[1] wurden mehrere heutige Hauptstrecken, darunter auch eine von Paris nach Tours und von dort sowohl über Bordeaux an die spanische Grenze als auch nach Nantes beschlossen.
Am 19. Juli 1845 wurde die Ausschreibung der Strecke Tours–Nantes, gleichzeitig mit der Bahnstrecke Paris–Straßburg, freigegeben.[2]
Die Konzession für Bau und Betrieb wurde am 25. November 1845 den Geschäftsleuten Mackensie, Dufeu, O’Neill, Drouillard, la Croix-Saint-Pierre, Leroy und de Surville erteilt.[3]
Am 13. und 15. Dezember 1845 wurde die Compagnie du chemin de fer de Tours à Nantes als Betriebsgesellschaft gegründet, am 17. Dezember erhielt sie per Verordnung die Zulassung und die Erlaubnis, die Konzession zu übernehmen.[4]
Zwischenzeitlich eröffnete die Compagnie du chemin de fer d'Orléans à Bordeaux am 2. April 1845 den Streckenabschnitt Orléans–Tours, durch den Tours mit Paris verbunden wurde.
Die Compagnie du chemin de fer de Tours à Nantes eröffnete am 20. Dezember 1848 den Abschnitt von Tours nach Saumur für Passagiere und am 20. Februar 1849 für den Güterverkehr. Am 1. August 1849 folgte der Abschnitt bis zu einem provisorischen Bahnhof in Angers; weiter nach Nantes wurde die Bahn ab 21. August 1851 im Güter und ab 25. August 1851 im Personenverkehr betrieben.[5]
Mit Vertragsschluss am 18. März und staatlicher Genehmigung vom 27. März 1852 wurde die Betriebsgesellschaft und die Konzession von der Compagnie du chemin de fer de Paris à Orléans (PO) übernommen.[6]
1853 wurde die Bahn entlang der Kaianlagen in Nantes verlängert. Am 18. März 1853 wurde die Verlängerung nach Saint-Nazaire an die PO vergeben.[7] Dieser Abschnitt wurde am 10. August 1857 eröffnet.[8]
Der ursprünglich eingleisige Abschnitt Nantes–Saint-Nazaire wurde in 3 Abschnitten zweigleisig ausgebaut[9]:
von Savenay nach Montoir-de-Bretagne am 8. Juni 1899.
In der Region Loire-Atlantique war die Strecke entlang der Loire verlegt worden. In Nantes verlief sie bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf den Kaianlagen in der Innenstadt (insbesondere dem Quai de la Fosse), wodurch nicht weniger als 23 Bahnübergänge auf einem Abschnitt von 4,7 km notwendig wurden. Sie stellte eine erhebliche Unfallgefahr für Fußgänger dar und die Geschwindigkeit wurde auf 16 km/h begrenzt. Im Rahmen des Zuschüttens des nördlichen Flussarms wurde es möglich, die Strecke hier ein Stück nach Süden in den ehemaligen Flusslauf zu verlegen; im weiteren Verlauf unterquert sie die alte Trasse und Teile der Innenstadt in einer Folge von vier Tunnelbauwerken, von denen die östlichen drei direkt ineinander übergehen. Dieser Abschnitt wurde 1955 eröffnet.
Der anfängliche Bahnhof in Saint-Nazaire war ein Kopfbahnhof, Personenzüge, die über die 1879 eröffnete Bahnstrecke Saint-Nazaire–Le Croisic nach Le Croisic weiter fahren wollten, mussten die Fahrtrichtung wechseln; Güterzüge konnten Saint-Nazaire über ein Gleisdreieck umfahren. 1955 wurde eine 4600 m lange Neutrassierung mit einem Durchgangsbahnhof eingerichtet und der Kopfbahnhof aufgegeben.
Die Strecke wurde in drei Abschnitten elektrifiziert[10]: Am 4. Mai 1982 von Tours bis zur Trennstelle bei Sainte-Saint-Côme (Streckenkilometer 234,0) mit Gleichstrom 1,5 kV und von dort bis Saumur mit Wechselstrom 25 kV 50 Hz; am 16. September 1983 zwischen Saumur und Nantes zusammen mit Le Mans–Angers; und am 14. Mai von Nantes bis Saint-Nazaire und weiter bis Le Croisic.
Die ursprüngliche Trasse durchquerte die Ölraffinerie in Donges, etwa 80 Züge pro Tag fuhren durch das Gelände der Firma Total.[11] Eine 4,5 km lange nördliche Umfahrung mit einem Haltepunkt, der auch näher an der Ortsmitte liegt, wurde 2022 in Betrieb genommen.[12][11]
Trassierung
Von Orléans über Tours bis Nantes verlaufen die Bahnstrecken nah der Loire, nur in Tours folgt sie dem Cher. Sie hat vergleichsweise wenige Kurven und Steigungen, so dass dort heutzutage sogar ein Nahverkehrszug, der Interloire mit 200 km/h verkehrt, ebenso zahlreiche TGV zwischen Angers und Nantes. Trotz der Geschwindigkeiten ist die Strecke bei Touristen beliebt.
Unterhalb von Nantes liegen die Industrieanlagen an der Loiremündung, darunter auch die Ölraffinerie von Donges, beidseitig der Strecke.
Die längsten Brücken sind die Loirebrücke zwischen Villandry und Cinq-Mars-la-Pile (203 m) und die anschließende Flutbrücke über einen Altarm (200 m).
Infrastruktur
Die Strecke hat ein sehr günstiges Profil. Daher kann sie mit 160 km/h zwischen Tours und Angers befahren werden, nur die Bahnübergänge verhindern höhere Geschwindigkeiten trotz der gradlinigen Trasse[13] sowie zwischen Ancenis und Mauves-sur-Loire.[14]
Zwischen Angers und Ancenis ist sie weitgehend auf 220 km/h ausgebaut, ebenso zwischen Mauves-sur-Loire und Sainte-Luce-sur-Loire (kurz vor Nantes)[14].
Der Abschnitt Nantes–Chantenay wird mit 100 km/h befahren, von dort bis Saint-Nazaire mit 140 bis 160 km/h.[15]
Die Strecke ist durchgehend zweigleisig.[13][14][15] In Richtung Saint-Nazaire gibt es Überholgleise in Port-Boulet, Saumur, Angers, Ingrandes-sur-Loire, Nantes und Savenay; ein weiteres in Ancenis wird untersucht. In der Gegenrichtung befinden sie sich in Savenay, Nantes, Ancenis, Arades – Saint-Florent-le-Vieil, Angers, Saumur und Maby-Dort bei Saint-Patrice.
Verkehr
Die Strecke dient dem Güter-, Regional- und Fernverkehr. Die TGV Paris–Nantes fahren üblicherweise über den Nordast der LGV Atlantique entweder über Le Mans oder über die LGV Bretagne-Pays de la Loire nach Sable und von dort aus weiter über die Bahnstrecke Le Mans–Angers, so dass sie ab Angers diese Strecke nutzen; Paris und Nantes sind in knapp zwei Stunden miteinander verbunden. Einige TGV fahren weiter bis Saint-Nazaire und Le Croisic. Zwischen Nantes und Savenay wird die Strecke auch von Zügen benutzt, die über die Bahnstrecke Savenay–Landerneau von und nach Rennes oder Brest fahren, sie verbindet damit auch Südfrankreich mit der Bretagne.
Der Abschnitt von Angers nach Nantes ist annähernd ausgelastet. Auf dieser für bis zu 220 km/h ausgebauten Strecke mischen sich Güterverkehr, Regionalbahnen, schneller Regionalverkehr und TGV; die Betriebslage ist problematisch und behindert eine Ausweitung des Angebotes.
Planungen
Umbau Bahnanlagen in Ancenis
Um mehr Verkehr, insbesondere zusätzliche Vorortzüge zwischen Ancenis und Nantes zu ermöglichen, soll der Bahnhof Ancenis umgestaltet werden. Hierzu soll ein Wendegleis zwischen den durchgehenden Hauptgleisen angelegt und ein weiteres Überholgleis gebaut werden.[16]
↑« N° 20168 – Ordonnance du roi portant autorisation de la société anonyme formée à Paris sous la dénomination de compagnie du chemin de fer de Tours à Nantes : 17 décembre 1845 », Bulletin des lois du Royaume de France, Paris, Imprimerie Royale, série IX, vol. 28 « Partie supplémentaire », no 818, 1845, S. 776–788. – Königliche Genehmigung der in Paris gegründeten Aktiengesellschaft zur Benennung als Eisenbahngesellschaft von Tour nach Nantes
↑Le rail en France, les 80 premières lignes, par François et Maguy Palau, auteurs éditeurs, juin 1995, S. 167 und 168. ISBN 2-9509421-0-5