Die Eisenbahn-Actiengesellschaft Schaftlach–Gmund erhielt 1882 von König Ludwig II. die Konzession für Bau und Betrieb einer Bahnstrecke von Schaftlach nach Gmund, die 1883 eröffnet wurde.[4]
1896 wurde die Konzession für eine Verlängerung der Bahnstrecke nach Tegernsee erweitert. 1902 wurde die Strecke bis Tegernsee eröffnet; eine zunächst geplante Verlängerung nach Rottach-Egern kam u. a. wegen erfolgloser Grunderwerbsverhandlungen nicht zustande.[5] Die Eignergesellschaft änderte ihren Namen in Eisenbahn-Actiengesellschaft Schaftlach-Gmund-Tegernsee (EAG).
Die drohende Betriebseinstellung im Jahre 1967 konnte nur durch einen Investitionsmittelzuschuss des Freistaats Bayern abgewendet werden.[6]
1983 wurde der Bahnbetrieb auf die neugegründete Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft mbH (TBG) übertragen. Das Vermögen der Gesellschaft umfasst die Bahnstrecke Schaftlach–Tegernsee mit 12,4 Kilometern Länge und 147.000 m² Fläche, die beiden Bahnhofsgebäude in Gmund und Tegernsee samt Grundstücken von zusammen 35.000 m², zwei unbebaute Seeufergrundstücke mit zusammen 12.000 m² und 2.330 m² mit 33 Wohneinheiten bebauter Grund am Tegernsee.[7]
1999 verkaufte die TBG den gesamten Schienenfuhrpark, wodurch die Betriebsgesellschaft nur noch als Eisenbahninfrastrukturunternehmen fungiert. Am 20. Dezember 2012 verkaufte die Eigentümerin TAG Immobilien die Tegernseebahn für 11 Millionen Euro an die beiden Gemeinden Tegernsee und Gmund (jeweils 45 Prozent der Anteile) sowie an den Landkreis Miesbach (10 Prozent).[9]
Ein durchgeführtes Gutachten im Rahmen des Projektes „Bahnausbau Region München“ befand im Juli 2024 die perspektivische Eingliederung der Strecke in das geplante Regional-S-Bahnnetz für Positiv.[12]
Streckenbeschreibung
Verlauf
Die Strecke verlässt den Bahnhof Schaftlach in Richtung Nordosten und führt nach einer Rechtskurve östlich am Ort vorbei. In südöstliche Richtung führend erreicht sie Moosrain und nach einer 1,2 km langen Gefällestrecke sowie einer Schleife den Bahnhof Gmund am Tegernsee. Nach dem Bahnhof wird in einer Rechtskurve die Mangfall überquert und entlang des Tegernsees der Endbahnhof in der gleichnamigen Stadt erreicht.
Die TBG betreibt 15 Bahnübergänge auf der Strecke, davon sind zwölf mit Blinklicht und Halbschranken gesichert, drei nur mit Blinklicht.[13]
Betriebsstellen
Moosrain
Der Haltepunkt liegt im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Gmund am Tegernsee.[14]
Haltepunkt Finsterwald
2017 sollte zur Anbindung des Gmunder Ortsteils Finsterwald und der dort 2014 eröffneten Realschule zwischen Moosrain und Gmund ein neuer Haltepunkt Gmund Finsterwald errichtet werden.[15] Aufgrund hoher Kosten verzögerte sich die Eröffnung um etwa ein Jahr.[16] Der 120 Meter lange Bahnsteig wird seit 21. Oktober 2018 von den Regionalbahnen bedient, die feierliche Einweihung fand erst am 19. November statt.[17]
Der Bahnhof Gmund (Tegernsee) (Lage47.74991411.735461735) bei Streckenkilometer 7,7 liegt im oberbayerischen Pfarrdorf Gmund am Tegernsee. Das denkmalgeschützteEmpfangsgebäude des um 1883 errichteten und bis 1902 als Endpunkt der Strecke fungierenden Bahnhofs ist ein zweigeschossiger Bau mit überstehendem Flachsatteldach. Die südliche, zu den Gleisen gewandte Seite prägt ein Giebelrisalit. Fenster- und Türrahmen spielen mit Formen der Neorenaissance.[18]
St. Quirin
Ursprünglich gab es im Gmunder Ortsteil St. Quirin einen eigenen Haltepunkt. Dieser wurde bereits vor vielen Jahren aufgelassen.
Das Empfangsgebäude des Endbahnhofs der Strecke (Lage47.71409311.757388) ist ein Satteldachbau mit breiten Quergiebeln, das im Jahr 1902 im Heimatstil mit Zierfachwerk und Putzornamenten erbaut wurde. Die Bahnsteighalle hat ein eisernes Bahnsteiggitter.[19] In Tegernsee befand sich ein mechanisches Stellwerk. Im Bahnhofsgebäude ist heute der Bedienraum eines ESTW, das die gesamte Strecke steuert.
Literatur
Siegfried Bufe, Hannes Geier, Helge Hufschläger: Tegernsee-Bahn. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 2001, ISBN 3-922138-73-X.
↑Infrastrukturbeschreibung – Strecken-, Stations- und Anlagendatenblätter. Anlage VI zum Grundsatz-Infrastruktur-Nutzungs-Vertrag. Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft, 21. Oktober 2021 (tegernsee-bahn.de [PDF; abgerufen am 6. Februar 2024]).
↑Eisenbahnatlas Deutschland 2009/2010. 7. Auflage. Schweers + Wall, Aachen 2009, ISBN 978-3-89494-139-0.