Die größte Dichte von Gradierwerken in Deutschland (rund 1,4 km) erstreckt sich im Salinental von der Kernstadt Bad Kreuznach bis zum Kurgebiet Bad Münsters.
Blick von der Aussichtskanzel im Naturschutzgebiet Gans auf Bad Münster am Stein
Geschichte
Die Gemeinde Bad Münster am Stein-Ebernburg wurde im Rahmen der in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre begonnenen rheinland-pfälzischen Verwaltungs- und Gebietsreform am 7. Juni 1969 aus den bis dahin eigenständigen Gemeinden Bad Münster (2.261 Einwohner) und Ebernburg (1.671 Einwohner) als Ortsgemeinde unter dem Namen „Bad Münster-Ebernburg“ neu gebildet.[2] Am 1. November 1969 wurde die Gemeinde in „Bad Münster am Stein-Ebernburg“ umbenannt. Die Stadtrechte wurden am 29. April 1978 erteilt.[2] Zum 1. Juli 2014 wurde Bad Münster am Stein-Ebernburg im Rahmen der rheinland-pfälzischen Kommunalreform ein Stadtteil der Nachbarstadt Bad Kreuznach.[4]
Die erste urkundliche Erwähnung von Münster erfolgte um das Jahr 1200. Der Ort wurde unterhalb der Burg Rheingrafenstein gegründet. Bis in das 19. Jahrhundert war es ein Dorf mit wenigen Häusern um die alte St.-Martins-Kirche. Die Bevölkerung widmete sich der Salzgewinnung, der Nahefischerei, etwas der Landwirtschaft und zeitweise dem Kupfer-Abbau im Huttental.
1859 wurde die Nahetalbahn und 1871 die Alsenztalbahn gebaut, was dem Ort mit seinem schon seit 1478 belegten Badebetrieb den Aufschwung zum viel besuchten Kurort ermöglichte, der 1905 die Bezeichnung „Bad“ zuerkannt bekam. Grundlage sind die radonhaltigenSolequellen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet um die Eisenbahnbrücke in Richtung Salinental durch zahlreiche Bombenangriffe zum Teil zerstört. Bad Münster hat einen Bahnanschluss und liegt an den Strecken Bingen–Kaiserslautern und Frankfurt–Saarbrücken.
Eine starke Gesichtsveränderung erfuhr der Ort in den Nachkriegsjahren durch den Ausbau der Kur-Infrastruktur.
Im 14. Jahrhundert war sogar die Erhebung zur Stadt geplant. Der alte Ortskern, das Altdorf, das sich noch im Stadtbild erkennbar abzeichnet, war über Jahrhunderte von einem Mauerring mit Verbindung zur Ebernburg umgeben. Bereits seit Beginn der Kurtätigkeit Ende des 19. Jahrhunderts hat Ebernburg eine rasche Vergrößerung außerhalb dieses Mauerrings erfahren, die noch nicht abgeschlossen ist. Um die Wende zum 20. Jahrhundert wurde die Mauer bis auf das noch sichtbare Fundament eines Stadtturmes niedergelegt.
Birgit Ensminger-Busse (CDU) wurde am 20. August 2024 Ortsvorsteherin von Bad Münster am Stein-Ebernburg.[10][11] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 hatte sie sich mit einem Stimmenanteil von 54,6 % gegen eine Mitbewerberin durchgesetzt.[12]
Ensminger-Busses Vorgängerin Bettina Mackeprang (CDU) hatte das Amt seit der Eingemeindung für zehn Jahre inne und kandidierte bei der Wahl 2024 nicht erneut.[13]
Blasonierung: „In Schwarz mit eingeschweifter silberner Spitze, darin ein wachsender konischer roter Rundturm mit vorkragendem vierzinnigem Kranz und zwei schwarzen Scharten, vorne fünf silberne Kugeln 2:1:2 gestellt, hinten ein steigender goldbekronter und rotbezungter silberner Löwe.“
Seit 1729 ist die heutige Form der Gradierwerke zur Salzgewinnung in Bad Münster am Stein belegt. Das schwach salzhaltige Wasser der Solequelle wurde früher durch Wasserräder und wird heute mit elektrisch angetriebenen Pumpen auf die Gradierwerke gefördert. Von dort rieselt es mit einer unzähligen Menge von Wassertropfen an den etwa acht Meter hohen Schwarzdornwänden in ein Auffangbecken herab, während die Luft in der Umgebung mit verschiedenen Salzbestandteilen wie Iod-, Brom- und Strontium-Ionen sowie dem Edelgas Radon angereichert wird. Durch die Verdunstung des Wassers während des Herabrieselns in die Auffangbecken wird der Salzanteil der Sole und damit deren Gradient erhöht. Die Wasserräder und ein Teil der Kunst (Gestänge zur Kraftübertragung) können noch besichtigt werden.
Ältestes Profangebäude von Bad Münster am Stein-Ebernburg ist das ehemalige Kurpfälzische Unteramt in der Burgstraße 13. Im Türsturz des Renaissance-Teils ist die Jahreszahl 1556 eingemeißelt. Untersuchungen dieses Gebäudeteiles zeigen außerdem ältere Mauerreste des Mittelalters unter den Renaissancemauern.
Als ältestes Anwesen des Ortsteils Bad Münster gilt der 1560 erstmals erwähnte Hahnenhof, ein ehemaliger rheingräflicher Herrenhof. Die schmale, so genannte Zehntscheune mit Fachwerkobergeschoss war das damalige Finanzamt für Naturalien.
Das 1911 im Jugendstil nordischer Prägung erbaute Kurmittelhaus im Kurpark gilt als eines der schönsten Fachwerkgebäude der Region. Es enthält die Brunnenhalle mit den Heilquellen Maximilianquelle und Rheingrafenquelle, die in drei Glasröhren aufsteigen.
Besondere Ereignisse sind der mittelalterliche Ebernburger Markt am dritten Wochenende im September und der Weihnachtsmarkt im Kurpark.
Im Kurmittelhaus ist in den Räumen des früheren Heimatmuseums die Naturstation Nahe untergebracht, wo in der warmen Jahreszeit Tiere aus der Region betrachtet werden können, insbesondere die im Nahetal heimische Würfelnatter.
Oberhalb des Ortsteils Ebernburg befindet sich das Steinskulpturenmuseum der Fondation Kubach-Wilmsen, das in einem vom japanischen Pritzker-Preisträger Tadao Ando entworfenen Gebäude untergebracht ist. Der angrenzende Steinskulpturenpark ist das ganze Jahr über frei zugänglich, das Museum nur zu bestimmten Zeiten.
Wirtschaft und Infrastruktur
Kurgäste waren in den vergangenen Jahrzehnten eine bedeutende Einnahmequelle. Nach einigen Jahren, in denen der Kurbetrieb stark rückläufig war, steigen die Gästezahlen langsam wieder an. Die meisten Gewerbebetriebe im Stadtteil sind touristische Betriebe (Beherbergung, Gaststätten) und Weinbaubetriebe. Außerdem existiert eine Korkendrahtfabrik, in der Verschlussdrähte für Sekt und Champagnerverschlüsse produziert werden.
Heinrich Lorenz (1898–1966), geboren im Haus Lorenz, Kapitän des größten deutschen Nachkriegs-Passagierschiffs der Bremen V, als Offizier gefahren auf der Bremen IV, 1929 Gewinnerin des Blauen Bandes als schnellstes Schiff auf der Transatlantik-Route Europa–New York.
↑Statistik. Stadt Bad Kreuznach, abgerufen am 15. September 2024.
↑ abcAmtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band393). Bad Ems März 2006, S.70 und 203 (PDF; 2,6 MB).Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
↑Landesverordnung über den freiwilligen Zusammenschluss der Städte Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein-Ebernburg vom 24. November 2013 im Gesetz- und Verordnungsblatt Rheinland-Pfalz Nr. 19/2013, S. 503 ff., Landesgesetz über freiwillige Gebietsänderungen der Gemeinde Lambsheim und der Verbandsgemeinde Heßheim sowie der Städte Bad Kreuznach und Bad Münster am Stein-Ebernburg vom 22. November 2013 im Gesetz- und Verordnungsblatt Rheinland-Pfalz Nr. 18/2013, S. 489 ff.
↑Jürgen Keddigkeit, Michael Werling, Rüdiger Schulz und Charlotte Lagemann: Otterberg, St. Maria. Zisterzienserabtei Otterburg. In: Jürgen Keddigkeit, Matthias Untermann, Sabine Klapp, Charlotte Lagemann, Hans Ammerich (Hg.): Pfälzisches Klosterlexikon. Handbuch der pfälzischen Klöster, Stifte und Kommenden, Band 3: M–R. Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. Kaiserslautern 2015. ISBN 978-3-927754-78-2, S. 524–587 (538).
↑Stadt Bad Kreuznach: Hauptsatzung. (PDF; 260 kB) § 2 der 15. Änderung. Stadt Bad Kreuznach, 4. Juli 2024, abgerufen am 4. November 2024.