Nach Abschluss des Studiums war Ortwein unter van der Nüll am Bau des Wiener Opernhauses beteiligt. Ab 1864 arbeitete er im Grazer Atelier von August Essenwein mit. Er war erneut als Assistent an der TH Graz und für kurze Zeit als Lehrer für Zeichnen und Kalligrafie an der Handelsschule in Graz tätig. 1866 wurde er, auf Empfehlung Essenweins, Professor an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg.[1]
Durch seine zwischenzeitlich erschienenen Publikationen wurde der Steiermärkische Gewerbe- und Industrieverein auf Ortwein aufmerksam und berief ihn 1873 als Direktor an eine neue gegründete Gewerbeschule in Graz. Aus ihr entstand 1876 die k.u.k. Staatsgewerbeschule, welche später nach Ortwein benannt wurde. Aufgrund eines nervösen Leidens musste er die Leitung bereits 1879 wieder abgeben, verblieb aber noch bis 1881 als Fachvorstand der kunstgewerblichen Abteilung an der Staatsgewerbeschule Graz. Danach ging er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand, konnte jedoch noch einige Jahre künstlerisch tätig sein.[1] Er starb 1900 im Alter von 64 Jahren.
Werk
In Graz finden sich Werke von Ortwein am Haus Sporgasse 3, wo er die Jugendstilfassade schuf, in den Pfarrkirchen St. Andrä in Gries (Graz), in St. Leonhard[2] und St. Veit, in der die Malerei an der Decke 1884 nach seinen Entwürfen ausgeführt wurde.[3]
Ortwein trat relativ wenig als praktizierender Architekt in Erscheinung, sondern vor allem als Theoretiker und Entwerfer im Bereich Kunstgewerbe. Er gestaltete unter anderem Entwürfe für Kanzeln, Altäre, Möbel, Kamine und Vasen. Seine Entwürfe wurden häufig publiziert und als Vorlage genutzt.[1]
August Ortwein gab über 17 Jahre lang, von 1871 bis 1888, in Einzellieferungen ein neunbändiges Tafelwerk zur Kunst der deutschen Renaissance heraus, das neben kunstgewerblichen Arbeiten auch Werke der Architektur dokumentiert. „Ohne erkennbare chronologische Systematik wurden die Gebäudedarstellungen topographisch geordnet als Aufmaßtafeln veröffentlicht und von verschiedenen Autoren mit kurzen Texten versehen. Das Tafelwerk hat weniger historischanalytischen als dokumentarischen Charakter und wurde, wegen der großen Detailgenauigkeit, gerne als Kompendium zur Rekonstruktion von Gebäuden und zur Ergänzung von Bauteilen verwendet.“[4]
Ehrungen
Nach August Ortwein sind in Graz die Ortweinschule, der Ortweinplatz und die Ortweingasse benannt.
Ortwein August. In: Eugen Gross (Hrsg.): Die Grazer Ortweinschule: Bau – Kunst – Design, 1876–2001. Manumedia Schnider, Graz 2001, ISBN 3-902020-12-1, S. 184.
Publikationen
mit August Scheffers: Deutsche Renaissance. Eine Sammlung von Gegenständen der Architektur, Decoration und Kunstgewerbe in Originalaufnahmen, Leipzig 1871–1888.
8. Abtheilung (1873): Merseburg und Halle (Digitalisat)
↑ abcOrtwein August. In: Eugen Gross (Hrsg.): Die Grazer Ortweinschule: Bau – Kunst – Design, 1876–2001. Manumedia Schnider, Graz 2001, ISBN 3-902020-12-1, S. 184.
↑Walter Brunner im Auftrag der Stadt Graz, Kulturamt (Hrsg.): Geschichte der Stadt Graz (in 4 Bänden), Eigenverlag der Stadt Graz 2003, ISBN 3-902234-02-4; (Band 4, S. 356)
↑Werner Broda, Hof: Spurensuche Nickel Hoffmann - Ein Baumeister der ‚Deutschen Renaissance‘ (~ 1515 - 1592), Diss. Philipps - Universität Marburg, Marburg 1998.