Das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg (ALM) betreut die Landesarchäologie von Baden-Württemberg, indem es archäologische Funde aus dem Land aufbewahrt, erforscht[2] und präsentiert. Es ist zusammen mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart eines von nur zwei historisch ausgerichteten Museen mit einem Zuständigkeitsbereich für das ganze Land Baden-Württemberg.[3] Seine Rechtsform ist die eines Landesbetriebs.[4] Die Ausstellungsfläche beträgt – einschließlich der der Zweigmuseen – 8.717 m².[5]
Am 8. Juni 1990 beschloss das Kabinett ein Landesmuseum für Archäologie.[7] Gründungsdirektor war Dieter Planck, der Landesarchäologe von Baden-Württemberg und Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Bis zu dessen Pensionierung 2009 bestand so eine enge Verbindung zwischen beiden Einrichtungen.[8]
Da in Stuttgart für ein Landesmuseum geeignete Räumlichkeiten fehlten, in Konstanz aber das ehemalige Kloster Petershausen als Landesliegenschaft leer stand, wurde dort mit der Umsetzung des Projekts begonnen – ursprünglich als Außenstelle des später zu errichtenden Museums in der Landeshauptstadt – wozu es letztlich nie kam. Das Klausurgebäude des Klosters Petershausen war in seiner barocken Struktur mit langen Gängen und daran aufgereihten Klosterzellen noch gut erhalten und zuletzt von der Französischen Armee genutzt worden. Bei der Umgestaltung zum Museum wurde diese historische Struktur weitgehend erhalten, um Ausstellungsräume zu schaffen aber immer einige der ursprünglichen Zellen zusammengelegt.[9] Bereits am 14. März 1992 konnte die Dauerausstellung des ALM in Konstanz eröffnen.[10]
Das zum ALM gehörende Zentrale Fundarchiv entstand in Rastatt und wurde am 4. Juni 1999 eröffnet[12], am 18. September 2000 im Museum in Konstanz ein Anbau für das 10 Jahre zuvor gefundene Bodensee-Lastschiff aus dem 14. Jahrhundert eingeweiht.[13]
2010 wurde Claus Wolf Chef des Museums und damit die Personalunion von ALM und Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg wieder hergestellt.[15] Nachdem der Plan eines archäologischen Zentralmuseums in Stuttgart aufgegeben wurde, ist das ALM in Konstanz seit 2010 auch ein eigenständiges Museum mit acht Außenstellen.[16]
Zum Januar 2023 übernahm Nina Willburger von Barbara Theune-Großkopf die Ständige Vertretung der Wissenschaftlichen Direktion und ist damit die Leiterin der Schausammlung des ALM in Konstanz.[18]
seit 2019 Claus Wolf[19], zugleich Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg.
Museum Konstanz
Das ALM in Konstanz beherbergt die umfangreichste Dauerausstellung des ALM. Die große Schausammlung präsentiert mit einer repräsentativen Auswahl archäologischer Funde einen Querschnitt der Landesgeschichte vom Paläolithikum bis in die Frühe Neuzeit. Diese Ausstellung umfasst 3000 m³ Ausstellungsfläche auf drei Stockwerken:
Nachgestellte Grabungsstätte (Räume 101–103): Hier werden die Methoden dargestellt, mit denen der Archäologe seine Erkenntnisse bei Ausgrabungen gewinnt.
Schiffsfunde vom Bodensee (Raum 106), darunter auch das älteste Schiff vom Bodensee, ein mittelalterliches Lastschiff, das vor Immenstaad gefunden wurde. Der Umriss des Lastkahns wird von der Außenfassade des Anbaus besonders hervorgehoben.
Lebensbedingungen in mittelalterlichen Städten und Dörfern (Raum 303)
Konstanz (Raum 304): Stadtarchäologie – Die Entdeckungen der letzten zehn Jahre der Stadtarchäologie Konstanz und auch die Entwicklung des römischen Kastells werden präsentiert.
Aus Latrinen lernen (Raum 305): Weggeworfenes erzählt uns die Geschichte
Spaß und Spiel im Mittelalter (Raum 306); zu sehen ist unter anderem die älteste Maske aus Südwestdeutschland
Das unterirdische Stadtarchiv (Raum 309): Die Türen zur Vergangenheit
Besondere Exponate
Seit 2007 präsentiert das Landesmuseum die sogenannte Trossinger Leier, einen Fund aus einer alamannischen Grabstätte bei Trossingen, die auf das Jahr 580 n. Chr. datiert wird. Die Leier ist fast vollständig erhalten und gilt als das besterhaltene Stück unter den insgesamt 15 bekannten frühmittelalterlichen Exemplaren.
Das älteste Schiff vom Bodensee aus dem Jahr 1340 n. Chr. diente zum Transportieren von Gütern und wird in einem eigens dafür errichteten gläsernen Anbau des Museums gezeigt.
Außenstellen, Zweigmuseen
Das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg betreut folgende Außenstellen:
Das Zentrale Fundarchiv in Rastatt[25] ist normalerweise öffentlich nicht zugänglich. Es befindet sich im Lazarett der ehemaligen Bundesfestung Rastatt und dient dem Aufbewahren, Konservieren und Restaurieren archäologischer Funde aus Baden-Württemberg, die nicht in den Museen ausgestellt werden. Hier ist auch das Referat Zweigmuseen des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg untergebracht. Da die Kapazität des Zentralen Fundarchivs in absehbarer Zeit erschöpft sein wird, ist ein Erweiterungsbau geplant (Stand 2021).[26]
Ausstellungen
Landesausstellungen
Das Archäologische Landesmuseum Baden-Württemberg hat eine Reihe großer Landesausstellungen Baden-Württemberg organisiert, die überwiegend in wechselnden Ausstellungsgebäuden in Stuttgart gezeigt wurden[27]:
2024: THE hidden LÄND – Wir im ersten Jahrtausend.[28] im Kunstgebäude Stuttgart
Sonderausstellungen
Neben den Dauerausstellungen in Konstanz und den Zweigmuseen zeigt das ALM auch immer wieder Sonderausstellungen. In den ersten 30 Jahren seines Bestehens waren es 77 in Konstanz, 83 in den Zweigmuseen und 21 im Ausland[29], darunter[30]:
1993: 25 Jahre Archäologie im Landkreis (Konstanz)
Im Dachgeschoss des ALM findet seit 2006 regelmäßig zur Weihnachtszeit die Ausstellung Archäologie und Playmobil statt. Auf 100 m² werden geschichtliche Epochen anhand von Spielzeugfiguren dargestellt.[32] Zu den Themen gehörten:
2006/2007: Ritter, Wikinger und Römer
2008/2009: Archäologie, Mittelalter, Wikinger, Ägypter und Römer (Alexandrinischer Krieg)
2009/2010: Ausgrabungen in Konstanz, Leben auf einer mittelalterlichen Burg, Wikinger sowie römische Kultur im Reich der Pharaonen[33]
2013 bis 2015: Voll bis unters Dach – Konstanz und sein Konzil (aus Anlass des 600. Jubiläums des Konstanzer Konzils)
2015 bis 2017: Die Pfahlbauten! (aus Anlass der Großen Landesausstellung 4.000 Jahre Pfahlbauten)
2020 bis 2021: Es kommt ein Schiff, geladen (Szenen rund um die Schifffahrt während der Pfahlbau- und Römerzeit sowie im Mittelalter)
2022 bis 2023: Burggeschichten (Burgen verändern sich: von der keltischen Heuneburg bis zur spätmittelalterlichen Adelsburg)
Weiter Wissenswert
Das ALM hat einen Förderverein[36][37] mit 150 Mitgliedern.[38]
Das ALM publiziert im Umfeld seiner Ausstellungen und seine Forschungen. Insgesamt sind in den ersten 30 Jahren seines Bestehens 43 Bücher und sechs Begleitbände erschienen.[39] Dazu gehören
Darüber hinaus ist das ALM Mitherausgeber der Reihe Erkennen – Bestimmen – Beschreiben.[41]
Literatur
Dieter Planck (Hg.): Archäologie in Baden-Württemberg. Das Archäologische Landesmuseum, Außenstelle Konstanz.Theiss, Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1168-X
NN: Publikationen des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg. In: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. 30 Jahre. Konstanz 2021, ISBN 978-3-00-072320-9, S. 164–174.
Ralph Röber und Barbara Theune-Großkopf: Sonderausstellungen. Landesweit, regional, überregional, international. In: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. 30 Jahre. Konstanz 2021, ISBN 978-3-00-072320-9, S. 52–69.
Barbara Theune-Großkopf: Die Dauerausstellung. Das Herzstück jedes Museums. In: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. 30 Jahre. Konstanz 2021, ISBN 978-3-00-072320-9, S. 42–51.
Barbara Theune-Großkopf: Geschichte des ALM. Gründung und Entwicklung. In: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. 30 Jahre. Konstanz 2021, ISBN 978-3-00-072320-9, S. 14–21.
Claus Wolf: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. Ein Museum für das ganze Land. In: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. 30 Jahre. Konstanz 2021, ISBN 978-3-00-072320-9, S. 10–13.
↑Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. 30 Jahre. Konstanz 2021, ISBN 978-3-00-072320-9, S. 40.
↑Vgl. dazu: Martin Kemkes, Ralph Röber, Barbara Theune-Großkopf: Forschung am Objekt. Grundlagen schaffen. In: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. 30 Jahre. Konstanz 2021, ISBN 978-3-00-072320-9, S. 156–163.
↑Susanne Rau: Museumspädagpgik. Mehr als Basteln und „Matschen mit Ton“ In: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. 30 Jahre. Konstanz 2021, ISBN 978-3-00-072320-9, S. 124–133 (130f).
↑Förderverein auf der Homepage des ALM; abgerufen am 30. April 2023.
↑Fabio Crivillari und Ralph Röber: Der Förderverein des ALM. Fördern als Aufgabe. In: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. 30 Jahre. Konstanz 2021, ISBN 978-3-00-072320-9, S. 32–35.
↑Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg. 30 Jahre. Konstanz 2021, ISBN 978-3-00-072320-9, S. 40.