Arbergen liegt rechts der Weser im Südosten von Bremen und Hemelingen in der Nähe der Autobahn A 1 mit der Ausfahrt Uphusen/Bremen-Mahndorf.
Der Ortsteil hat eine Fläche von 609 Hektar sowie 5602 Einwohner. Im Osten schließt der Ortsteil Mahndorf sowie die Gemeinde Achim und der Landkreis Verden an.
Arbergen liegt zwischen zwei Bahnlinien, der Bremer Umgehungsbahn der Bahnstrecke Osnabrück–Hamburg im Süden und der Bahnstrecke Hannover–Bremen im Norden. Arbergen liegt auf mehreren Dünen, auf der höchsten Düne mit ca. 8 Meter über NN steht die Kirche.
Der städtebauliche Zusammenhang zu den Hemelinger Ortsteilen wird gebildet durch die Verkehrsachse der Arberger Heerstraße.
Geschichte
Das Dorf
Frühgeschichtliche Funde und Grabungsfunde belegen eine frühe Besiedlung im 4. Jahrhundert nach Chr. auf den Dünen und dem Geestgebiet. Je nach Wasserstand veränderte sich die Siedlungsfläche. Reste von Grubenhäusern in Mahndorf weisen auf eine Besiedlung durch die germanischen Chauken bzw. Sachsen – von 200 v. Chr. bis 900 n. Chr. hin.[1]
Arbergen (Plattdeutsch Arbargen) wurde 1230 als Arberge das erste Mal erwähnt und hieß 1319 Arberghen. Eine Kirche entstand bereits um 1000. Von der heute evangelisch-lutherischen Dorfkirche St. Johannis blieb die Außenwand von um 1100 erhalten und der Turm stammt aus dem 11. Jahrhundert. Das Dorf gehörte zur langwedelschenVogtei, dann zum Gohgericht Achim, ab 1859 Amt Achim. Es lebten im Dorf die Bauleute als größere Bauern, die Köthner als Kleinbauern mit einer Kate und Land und die Brinksitzer, meist Knechte mit nur wenig Gartenland die früher den Brink (germanisch brinkaz für erhöht, niederdeutsch brink für Anger als Flur) urbar machten.[2]
Nach der Reformation wurde Arbergen evangelisch-lutherisch.[3] Der Ort kam nach dem Dreißigjährigen Krieg zum schwedisch regierten Herzogtum Bremen und 1719 zum Kurfürstentum Hannover. Nunmehr gelang es 1719 Pastor Daniel Gerhard Heisius die marode Kirche zu erneuern durch ein neues barockes Kirchenschiff. Die Kirchengemeinde war wohl vom 11. Jh. bis in die 1960er Jahre beim alten Kirchspiel Arbergen. Im Sprengel Arbergen befanden sich noch Hastedt, Hemelingen (bis 1890) und Sagehorn.
Nach dem Deutschen Krieg wurde 1866 das Königreich Hannover mit Arbergen eine preußische Provinz. 1786 hatte das Dorf 279 Einwohner.
Arbergen gehörte bis 1885 zum Amt Achim in der Landdrostei Stade, von 1885 bis 1932 zum Kreis Achim und bis 1939 zum Landkreis Verden. 1873 folgte die Eröffnung der Bahnstrecke Bremen–Osnabrück mit einem Bahnhof in Hemelingen. Die Arberger Mühle stammt von 1803. Der erste Kolonialwarenladen befand sich an der Arberger Heerstraße 59.
An der Hermann-Osterloh-Straße entstand in den 1970/80er Jahren eine Mehrfamilienhaus-Wohnanlage, die sich in Mahndorf fortsetzt.
Schule: In Arbergen wurde im Auftrag des Domherrn Clüver die erste Schule eingerichtet und sie erhielt 1772 ein neues Schulhaus, 1828 durch ein massives Gebäude ersetzt und Neubau von 1886 (Alte Dorfstraße). In der Nähe zur Kirche entstand 1911 das Hauptgebäude mit einer Jugendstilfassade. Nach Abriss des Wurtmann-Hofes Ende der 1950er-Jahre entstand eine Schulsporthalle. Die Schule wurde in den 2010er Jahren renoviert und ist heute eine Grundschule.[4]
Vom Dorf zum Ortsteil
1929 wurde das Dorf Arbergen als Gemeinde aufgelöst und kam zum benachbarten Hemelingen. Mit diesem kam es 1939 durch einen Gebietstausch zur Stadt Bremen, ebenso wie das benachbarte Mahndorf.
1946 wurde das Ortsamt Hemelingen eingerichtet. Aus dessen Zuständigkeitsbereich wurde 1951 mit der Neuordnung der stadtbremischen Verwaltungsbereiche der Stadtteil Hemelingen. Arbergen wurde darin zum Ortsteil.
Die letzte offizielle deutsche Meisterschaft im Schlagball errang 1954 der TV Arbergen. Die Einwohnerentwicklung von 1955 bis 1995 lässt den starken Wohnungsbau, vor allem durch Einfamilienhäuser, erkennen.
Einwohnerentwicklung
1812 hatte Arbergen 280 Einwohner. Die Einwohnerzahl nahm durch die Nähe zu Hemelingen und Bremen im 20. Jahrhundert deutlich zu. Die Entwicklung in Zahlen:
1955: 4004 Einwohner
1975: 4588 Einwohner
1995: 5551 Einwohner
2007: 5580 Einwohner
2017: 6007 Einwohner
Politik, Verwaltung
Arbergen wird als Ortsteil vom Ortsamt Hemelingen verwaltet. Im Beirat Hemelingen sind auch die Arbergener Mitglieder vertreten. Der Ortsamtsleiter wird vom Beirat gewählt und im Anschluss vom Senat berufen. Seit 1. März 2016 ist Jörn Hermening (parteilos) Ortsamtsleiter.
Arberger Mühle von 1803 vom Müller Friedrich Bruns als Ersatz für eine etwa 30 Meter entfernt gestandene Bockwindmühle von 1582, sanierte Galerieholländermühle mit Windrosengetriebe, Jalousieflügeln und Achtkantaufsatz als Kappe.
Allgemein
→ Siehe auch bei Hemelingen bei Öffentliche Einrichtungen
Kommunalpolitische Arbeitsgemeinschaft Arbergen von 1957 (KAG) mit um 30 Vereinen, Institutionen, Gruppen und Parteien
Gasthaus Arberger Hof am Fuß der Kirchendüne, Arberger Heerstraße 78, früher ein Köthnerhof; in den 1960er Jahren, zu Zeiten des Beat-Clubs, Konzertraum, in dem viele bekannte Künstler u. a. die Bee Gees regelmäßig auftraten.
Grothenn’s Gasthaus, Arberger Heerstraße 101, beliebtes Ziel für Kohlfahrten
Friedhof Arbergen von vor 1800, evangelisch, Arberger Heerstraße 77
Bildung, Soziales
Grundschule Arbergen, Heisiusstraße, mit um 187 Schülern (2020) in 9 Klassen, unterrichtet von 12 Lehrkräften
Bremer Heimstiftung Stiftungsdorf Arberger Mühle, Vor dem Esch 7
Die heute evangelisch-lutherische Kirche St. Johannis (der Evangelist) in Arbergen wurde erstmals 1230 erwähnt, Teile des Turmes sind von um 1000/1100, das barockeKirchenschiff von 1719. Das ältere Pfarrhaus wurde 1955 zum Gemeindehaus umgebaut. Zur Kirche gehört ein Friedhof.[5][6]
Die katholische Kirchgemeinde mit der inzwischen abgerissenen Kapelle St. Barbara war von 1977 bis 2011 in der Hermann-Ostreloh-Straße und gehört zu St. Godehard in Hemelingen.
Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
Arbergen war zunächst dörflich geprägt. In dem Ortsteil fand mit seinem Wachstum eine leichte Durchmischung der Bereiche Wohnen, Landwirtschaft und Gewerbe statt; er ist hauptsächlich ein Wohnstandort.
Viele Arbeitsplätze gab es in Hemelingen bei dem Eisenbahn-Ausbesserungswerk, der Silberwarenfabrik Wilkens & Söhne, der Hemelinger Brauerei sowie der Eisengießerei Fischer und Bülle und heute beim Daimler-Benz Werk Bremen in Sebaldsbrück.
Auf dem zentralen Dorfplatz findet freitags der Wochenmarkt statt.
Ein Gewerbegebiet entsteht seit den 2010er Jahren südlich der Bundesautobahn 1 mit Anschluss 55 Bremen Hemelingen. Firmen u. a.: Adient Interiors Werk Bremen, Fleischer-Einkauf AG, Lear Corp, Lorel Logistik, pfenning Intralogistik.
Die Arberger Heerstraße in west/östlicher Richtung von Bremen-Zentrum und Hemelingen nach Mahndorf, Uphusen und Achim ist die wichtigste Durchgangsstraße.
Die Bundesautobahn 1 (Abfahrt 54 / Uphusen/Bremen-Mahndorf) durchquert den Ortsteil.
Straßennamen und Bedeutung
Nach dem Ort: Arberger Heerstraße, viele Straßen nach 1800 wurden als Heerstraßen benannt, früher Verdener Straße
Als Flurbezeichnung: Am Klemißberg, Auf dem Hellen (helle für abschüssig oder höheres Land), Dahlwas (dal = abwärts, was = Reisig, befestigter kleiner Deich), Fischkamp, Im Strumpf, Klemißberg, Ortwisch (wisch für Wiese), Schinkenberg, Vor dem Esch (Esch = Saatfeld; früher Lindenstraße)
Alnokweg nach einem Hengst der Deckstation Arbergen
Am Hirtengarten nach dem Hirten des Dorfes
Am Sandstich nach einer früheren Sandentnahmestelle
Arnold-Heeren-Straße nach dem in Arbergen geborenen Historiker (1760–1842)
Bi'n Tegelplatz nach einem Ziegelplatz (Tegel = Ziegel)
Claus-Bartels-Straße nach dem Arberger Hauptlehrer und Schulleiter (Ruhestand 1903, † 1913)
Colshornstraße nach dem Gut Colshorn größtes Gut im Dorf bzw. Colshornhof als Sommersitz Bremer Herren bis 1718, seit 1868 im Eigentum der Familie Seekamp
Europaallee im Gewerbegebiet mit Unterführung der Bahnlinie
Harmstraße nach Harm Wendt, der früher hier das Land besaß
Heino-Wührmann-Straße nach dem Unternehmer Heino Wührmann, der in der vierten Generation ab 1929 die Firma Vitakraft übernahm
Heisiusstraße nach dem Pastor Daniel Gerhard Heisius (1675–1747), früher Alte Dorfstraße
Hermann-Osterloh-Straße nach dem Ortsamtsleiter, Politiker (SPD) und Mitglied der Bremischen Bürgerschaft (1886–1961)
Kirchsteig als Weg zur Kirche
Kromestraße nach Gustav Krome (1827–1887), Pastor in Arbergen von 1878 bis 1887
Olbersstraße nach dem Astronom und Arzt Heinrich Wilhelm Olbers (1758–1840), früher Marschstraße
Richtsteig evtl. nach dem Weg einer Richtstätte
Rottkuhle nach einer Kuhle (heute Teich), rott = rotten, wahrscheinlich verrotten von Flachsbündel im Wasser
Söldnerweg nach einer Stelle, an der 1766 Soldaten aus dem Siebenjährigen Krieg (1756–1763) für ihre Dienste vom Kurfürstentum Hannover Land erhielten; u. a. gehörte der Arberger Johann Harm Wicke dazu, dessen Familie noch ansässig ist.
Zur Grenze (Spielfeldgrenze) nach Bezeichnungen aus dem Schlagballspiel, das hier im TV Arbergen gerne im 19. Jh. gespielt wurde
Monika Porsch: Bremer Straßenlexikon, Band 8 · Hemelingen, Osterholz. Verlag Schmetterling, Bremen 1998, ISBN 3-932249-06-2.
Diethelm Knauf: Arbergen – Amerika, und zurück? – Ein Blick zurück in die eigene Vergangenheit am Beispiel der Familie Eitmann aus Arbergen, 2016. In WK-geschichte
Die Maus: OFB Bremen – Arbergen.
Einzelnachweise
↑Ernst Grohne: Mahndorf: Frühgeschichte des bremischen Raums. Dorn, Bremen 1953, 373 S.
↑Matthias Holthaus: Arbergen, eine lange Geschichte. In: Weser-Kurier vom 12. Oktober 2017.