Klassische arabische Personennamen bestehen üblicherweise aus mehreren Teilen:
Der ism (اسم) ist der persönliche Name. Neben koranischen Namen, den Namen des arabischen Propheten im Islam Muhammad oder seiner Gefährten (beispielsweise Abdallah, Umar, Uthman, Ibrahim) können beliebige Wörter der arabischen Sprache mit einer guten Bedeutung als Name gewählt werden.
Die kunya (كنية) ist ein persönlicher ehrenvoller Beiname, mit dem Menschen in arabischen Ländern im täglichen Leben angesprochen werden: „Vater“ (Abu) oder „Mutter“ (Umm) von …
Der nasab (نسب) bezeichnet die Abstammung, vielfach über drei Generationen: „Sohn“ (Ibn) oder „Tochter“ (Bint) von … Das Wort für Sohn ist zwar ibn, wird es aber in der Abstammungskette gebraucht, so fällt das Alif im Hocharabischen weg und ibn (ابن) wird zu bin (بن), abgekürzt b.
Die nisba (نسبة), auch Nisbe, ist ein mit dem Suffix -i gebildetes Adjektiv, das die Zugehörigkeit zu einem Stamm, die Herkunft von einem Ort (z. B. at-Tabarī, „der aus Tabaristan“), oder auch die Konfession oder Berufsbezeichnung (al-Māwardī, „der Rosenwasserhändler“) kennzeichnet.
Ferner können ein oder auch mehrere laqab (لقب = „Beiname, Spitzname/Pseudonym, Ehrentitel“)[1] hinzutreten; dies kann ein (vorangestellter) Ehrenname (z. B. Saif ad-Dīn, „Schwert der Religion“) oder ein (nachgestellter) Spitzname sein (z. B. at-Tawīl, „der Lange“).
Geordnet ist der Name in (laqab –) kunya – ism – nasab – nisba (– laqab)
Historische Persönlichkeiten sind zum Teil unter ihrer nisba, andere unter der kunya (z. B. Abu Tammam) oder ihrem nasab (Ibn Chaldūn) bekannt.
Im 20. Jahrhundert wurde in vielen arabischen Ländern ein Familienname nach westlichem Vorbild eingeführt.
Transkription der arabischen Namen
Die Schreibung der Namen in lateinischen Buchstaben richtet sich oft nach der ehemaligen Kolonialmacht. Beispielsweise wird der Vorname Hischam im Maghreb meist nach französischem Vorbild Hichem, in Jordanien nach englischem Vorbild Hisham geschrieben. Vor allem bei bekannten Persönlichkeiten aus dem Maghreb hat sich überwiegend die französische Umschrift allgemein im Westen durchgesetzt, etwa Habib Bourguiba, und zwar nach dem lautlichen Vorbild der Dialekt-Aussprache, und nicht die Umschrift nach der klassisch-arabischen (Hocharabisch) Aussprache, die für Bourguiba Abu Ruqaiba lauten würde.
Bei der Schreibweise arabischer Namen ist zu beachten, dass es in der arabischen Sprache nur die Vokal-Phoneme a, i und u gibt und in arabischer Schrift nur diese, wenn überhaupt, bezeichnet werden. Die in Büchern und Zeitungen häufig zu findenden Vokale „o“ und „e“ orientieren sich an der tatsächlichen Aussprache dieser Phoneme. Diese ist u. a. von den angrenzenden konsonantischen Phonemen abhängig. Das Vokal-Phonem „a“ kann in der Aussprache zu einem offenen „e“ (bzw. „ä“), das Phonem „i“ zu einem geschlossenen „e“ und das Phonem „u“ zu „o“ (oder „ö“) werden. Bei zusammengesetzten Namen ist weiter zu beachten, dass die Verdrängung des Vokals des Artikels durch die Endung des vorangehenden Namensbestandteils und die Assimilation des Auslauts des Artikels bei Sonnenbuchstaben teils in die Transkription übernommen, teils ignoriert wird.
Weiter sind die regionalen Aussprachen bedeutsam. So wird der Buchstabe Dschīm (ج, Ǧīm) in Ägypten wie ein deutsches „g“ ausgesprochen, in anderen Ländern dagegen als „dsch“. So wird der Name des früheren ägyptischen Präsidenten im Deutschen, Englischen, Französischen und anderen westlichen Sprachen in der Form „Gamal Abdel Nasser“, im Türkischen hingegen, das diese einzelnen Namen aus anderen arabischen Dialekten in die eigene Sprache übernommen hat, in der Form „Cemal Abdül Nasır“ wiedergegeben.
Wolfdietrich Fischer: Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik / An International Handbook of Onomastics / Manuel international d’onomastique. Hrsg.: Ernst Eichler, Gerold Hilty, Heinrich Löffler, Hugo Steger, Ladislav Zgusta. Teilband 1. Walter de Gruyter, Berlin / New York 1995, ISBN 978-3-11-011426-3, 128. Arabische Personennamen, S.873–875 (E-Book ISBN 978-3-11-020342-4).
Einzelnachweise
↑Vgl. H. Wehr: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart, Harrassowitz, Wiesbaden 1968, S. 778.