Ab der frühen Neuzeit wird damit meist ein mit Gewürzen aromatisierter Branntwein bezeichnet,[5] so z. B. auch Whiskey. Die klare bis goldgelbe Spirituose wird unter Verwendung von Kümmel und Dillsamen hergestellt und stammt ursprünglich aus Skandinavien.
Aquavit wird aus hochrektifiziertem, sehr reinem (96 Vol-%), fast geschmacksneutralem Agraralkohol, z. B. aus Getreide oder Kartoffeln, hergestellt. Dazu wird dieser nach dem Destillieren(Brennen) mit Wasser, Kümmel, Dillsamen (Dillfrüchte) oder einer markenspezifischen Gewürzmischung wie Koriander, Fenchel, Zimt oder Nelken versetzt. Die Zusammensetzung der jeweiligen Gewürzmischung bestimmt den Charakter der einzelnen Marken.
Bei der Destillation werden der Vor- und Nachlauf wegen der enthaltenen Verunreinigungen abgeschieden. Um das gewürzte Destillat auf Trinkstärke herabzusetzen, wird destilliertes oder demineralisiertes Wasser zugegeben. Dieses Rohprodukt verbringt anschließend einige Zeit im Reifelager, um die Inhaltsstoffe Bindungen eingehen zu lassen und den Geschmack abzurunden. Hochwertiger Aquavit reift in Holzfässern heran. Teilweise werden dabei auch gebrauchte Sherryfässer wiederbefüllt.
Die Marke Linie-Aquavit reift zunächst 12 Monate in Sherryfässern an Land. Danach werden die Fässer auf Autotransportschiffe der Reederei Wallenius Wilhelmsen Logistics verladen und mindestens vier Monate transportiert. Dabei wird der Äquator (= Linie) mind. zweimal überquert.
Aquavit muss einen Mindestalkoholgehalt von 37,5 Volumenprozent aufweisen. Die Beigabe weiterer würzender Stoffe (u. a. Zucker bis zu 0,5 g/100 ml des Fertigerzeugnisses) ist zugelassen, nicht jedoch die Zugabe von ätherischen Ölen; der Extraktgehalt darf 1,5 % nicht übersteigen. Der Kümmelgeschmack muss vorherrschend sein.[4] Er wird in Deutschland – je nach Marke – oft, aber nicht immer eiskalt in einem möglichst vorgekühlten Schnapsglas getrunken, in Skandinavien hingegen meist bei Zimmertemperatur.
↑Helmut Arntz: Weinbrenner. Die Geschichte vom Geist des Weines. Busse-Seewald-Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 978-3512003974, S. 70–77 und 86 f.
↑Joachim Telle: Zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Alchemia medica unter besondere Berücksichtigung von Joachim Tanck. In: Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.): Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (= Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11), ISBN 3-527-17011-1, S. 139–157, hier: S. 149.