Das moderne Aquafitness-Training ist im Vergleich zur klassischen Wassergymnastik eher fitnessorientiert und beinhaltet auch Aerobic- oder Pilates-Elemente. Vor allem der Wasserauftrieb und der Wasserwiderstand fördern die Gelenkentlastung, Beweglichkeit, Muskelkraft und Ausdauer. Die Sportart wird insbesondere zur Rehabilitation und von zur Förderung von älteren und schwangeren Personen betrieben.
Beim Aquafitness-Training können verschiedene Geräte verwendet werden. So können mit Poolnudeln, Hanteln, Beinschwimmern oder Schwimmgürteln unterschiedliche Übungen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden absolviert werden.[1] Aquatraining besteht meist aus eine Kombination verschiedener Übungen, die Kondition, Koordination und Kraft fördern.[2]
Für einige Sportarten an Land gibt es mittlerweile auch ein Pendant im Wasser. So werden zum Beispiel mittlerweile Aquaboxing, Aquazumba und weitere Sportarten angeboten.[3]
Aquajogging
Eine weitere Form der Aquafitness ist das Aquajogging. Dabei wird durch eine Weste, einen Gürtel oder einen Anzug Auftrieb erzeugt, damit der Körper im Wasser schwebt. So wird der Bewegungsapparat beim Training weniger belastet. Diese Art des Trainings kommt vor allem zur Rehabilitation nach Verletzungen oder als Regenerationseinheit zum Einsatz. Man unterscheidet zwischen zwei Formen des Aquajogging. Der Läufer befindet sich beim water running in brusttiefen Wasser und berührt beim Laufen den Boden des Beckens.[4] Beim deep water running hat der Läufer keinen Bodenkontakt. Mithilfe von Auftriebshilfen führt man die Laufbewegung in der Schwebe durch. Diese Form des Trainings wird auch im Profibereich als gelenkschonende Trainingseinheit verwendet.[5]
Auch bei übergewichtigen Personen zeigt sich Aquafitness als effektive Methode, um Fett abzubauen und die Lebensqualität zu verbessern. Dabei besteht nur ein geringes Verletzungsrisiko, was Aquajogging zu einer möglichen Ergänzung zu Diättherapien macht.[6] Weiterhin wird Aquajogging bei der Rehabilitation von Knie,[7] Wirbelsäule und Hüfte empfohlen[8] und findet auch im Rahmen einer pneumologischen Rehabilitation Anwendung.[9] So finden sich auch Empfehlungen zum Aquatraining in den Rahmenempfehlungen zur ambulanten Rehabilitation bei muskuloskelettalen Erkrankungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation.[10]
Beim Aquacycling betätigt man sich im Wasser mit einem Wasserfahrrad. Da der Körper ist dabei zwischen Brust und Bauchnabel eingetaucht ist, bleibt der Oberkörper dabei größtenteils außerhalb des Wassers. Je nach Trittgeschwindigkeit lässt sich beim Aquacycling die Trainingsintensität von niedriger bis hoher Intensität anpassen.[11] Weiterhin können Widerstände am Ergometer angebracht werden, um die Intensität zu erhöhen.
Das Aquacycling bietet eine gelenkschonende Alternative zu normalem Radfahren. Auch Aquacycling eignet sich daher zur Rehabilitation von Wirbelsäule und Hüfte.[8] Studien lassen außerdem vermuten, dass der Fettstoffwechsel angeregt wird und der Energieverbrauch hoch ist. So ist die Fettverbrennung stärker als bei Radfahren an Land.[12]
Aquarobic
Aquarobic ist eine Abwandlung des Aerobic, einem dynamischen Fitnesstraining mit rhythmischen Bewegungen, die im Wasser durchgeführt wird. Dabei wird durch den Widerstand im Wasser mehr Energie verbraucht als bei herkömmlichem Aerobic. Aquarobic kann ebenfalls zur Therapie eingesetzt werden. So konnten regelmäßige Kurse bei Arthrose-Patienten Körpergewicht, Schmerzen und Depressionen verringern und die Blutfettwerte verbessern.[13] Studien zeigen auch, dass Aquarobic zu verbesserten Irisin- und BDNF-Werten bei älteren Personen beitragen kann.[14]
Vorteile
Durch den Wasserwiderstand wird der Kraftaufwand für Bewegungen unter Wasser erhöht. Dadurch können Kraft und Ausdauer effektiv trainiert werden. Gleichzeitig wird das Körpergewicht durch den Auftrieb im Wasser verringert. Dies führt dazu, dass die Gelenke beim Sport geschont werden. Daher kann Aquafitness besonders für übergewichtige und schwangere Personen als Trainingsmethode geeignet.[2] Der Wasserdruck sorgt ebenfalls dafür, dass das Herz mehr Druck erzeugen muss, um Blut durch den Körper zu befördern. Somit werden auch Herzmuskel und Herz-Kreislauf-System gestärkt. Weiterhin wird die Durchblutung durch die Einwirkung des Wassers auf die Haut gefördert.[15] Das metabolische Äquivalent liegt bei Aquafitness mit einem Wert von acht über den Werten anderer Sportaktivitäten wie Schwimmen, Pilates oder Radfahren.[16]
Über einen kürzeren Zeitraum von wenigen Wochen kann Aquafitness bei Erwachsenen und älteren Erwachsenen die Kraft, insbesondere von oberen Gliedmaßen, und den Blutdruck verbessern. Weiterhin trägt es auch zur Senkung des Körperfettanteils bei.[17] Besonders bei älteren Leute konnte bei der Durchführung von Übungen im Wasser über mehrere Monate eine signifikante Zunahme der „Gesundheitsbezogenen Lebensqualität“ festgestellt werden. Auch die Bewegungsgewohnheiten und die Beeinträchtigung in den Aktivitäten des täglichen Lebens wurden dadurch, in Abhängigkeit von der Häufigkeit des Trainings, verbessert.[18] Weiterhin wird auch Schwangeren Aquafitness während des Zeitraums der Schwangerschaft empfohlen.[19]
Aquafitness finden daher als Präventiv- und Therapiemaßnahmen und im Bereich der speziellen Krankengymnastik als wasserzentrierte Bewegungsmaßnahmen immer mehr Anwendung.[20] Auch die Durchführung von High Intensity Interval Training im Wasser kann metabolische Vorteile gegenüber HIIT an Land bieten.[21]
Anwendung bei Tieren
Aquatraining kann auch bei der Rehabilitation von Pferden zum Einsatz kommen. Im Wasser liegende Laufbänder können durch Anpassung des Wasserstands und der Geschwindigkeit auf die Kondition eines Pferds adaptiert werden. Der Auftrieb im Wasser sorgt auch dafür, dass die Gewichtsbelastung und die Kraft auf die Gelenke durch die Gehbewegungen reduziert werden.[22] So wird das Training auch zunehmend Rennpferden verwendet.[23] Weiterhin wird diese Methode auch bei Hunden angewandt, um die Leistungsfähigkeiten, insbesondere nach neurologischen Erkrankungen, zu verbessern.[24]
↑Markus Ryffel: Lauftraining unter Wasser: So funktioniert Deep Water Running. In: Neue Zürcher Zeitung. 10. Februar 2024, ISSN0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 19. August 2024]).
↑Mirjam Rebel: Aquatraining bei Kniepatienten – Forschungsergebnisse und deren praktische Umsetzung. In: Jürgen Freiwald (Hrsg.): Sports Orthopaedics and Traumatology. Band18, Nr.1. Urban & Fischer, März 2002, ISSN1876-4339, S.45–49, doi:10.1078/0949-328X-00045.
↑Juan C. Colado, Roxana M. Brasil: Concurrent and Construct Validation of a Scale for Rating Perceived Exertion in Aquatic Cycling for Young Men. In: Journal of Science and Medicine in Sport. Band18, Nr.4. Elsevier, Dezember 2019, ISSN1440-2440, S.704, PMID 31827354, PMC 6873140 (freier Volltext) – (englisch).
↑In-Sook Kim, Seung-Hee Chung, Yeun-Ju Park, Hee-Young Kang: The effectiveness of an aquarobic exercise program for patients with osteoarthritis. In: Joyce J. Fitzpatrick (Hrsg.): Applied Nursing Research. Band25, Nr.3. Elsevier, August 2012, ISSN0897-1897, doi:10.1016/j.apnr.2010.10.001, PMID 21193289 (englisch).
↑Ji-Hyeon Kim, Do-Yeon Kim: Aquarobic exercises improve the serum blood irisin and brain-derived neurotrophic factor levels in elderly women. In: Experimental Gerontology. Band104. Elsevier, April 2018, ISSN1873-6815, doi:10.1016/j.exger.2018.01.024, PMID 29408452 (englisch).
↑Daisuke Sato, Koichi Kaneda, Hitoshi Wakabayashi, Takeo Nomura: The water exercise improves health-related quality of life of frail elderly people at day service facility. In: Quality of Life Research. Band16. Springer, Oktober 2007, ISSN0962-9343, doi:10.1007/s11136-007-9269-2, PMID 17952697 (englisch).
↑Marion Sulprizio, Ronja Löw, Birgit Schulte-Frei,
Rebecca Böwe und Lars Jäger: Sport in der Schwangerschaft. Hrsg.: Marion Sulprizio, Jens Kleinert. 2. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg 2023, ISBN 978-3-662-67951-7, Trainingsempfehlungen zum Sport in und nach der Schwangerschaft, S.78, doi:10.1007/978-3-662-67952-4_8.
↑Norbert Bachl, Piero Lercher, Barbara Schober-Halper: Bewegt Altern – Professionelle Strategien für ein gesundes und aktives Älterwerden. 1. Auflage. Springer, Berlin / Heidelberg 2020, ISBN 978-3-662-56041-9, Pathophysiologie des Alterns und altersassoziierte Krankheiten, S.103, doi:10.1007/978-3-662-56042-6.
↑M. Haazelager, M. Muller, E. Janssen, G. den Heijer, K. Heeck, J. van Leeuwen: Equine aquatraining, the effect of water level on impact forces. In: Comparative Biochemistry & Physiology. Band150, Nr.3. Elsevier, Juli 2008, ISSN1095-6433, doi:10.1016/j.cbpa.2008.04.137 (englisch).
↑Kathryn Nankervis, Carolyne Tranquille, Persephone McCrae, Jessica York, Morgan Lashley, Matthias Baumann, Melissa King, Erin Sykes, Jessica Lambourn, Kerry-Anne Miskimmin, Donna Allen, Evelyne van Mol, Shelley Brooks, Tonya Willingham, Sam Lacey, Vanessa Hardy, Julie Ellis, Rachel Murray: Consensus for the General Use of Equine Water Treadmills for Healthy Horses. In: Jane M. Williams, Gillian Tabor (Hrsg.): Animals. Band11, Nr.2. MDPI, Februar 2021, ISSN2076-2615, doi:10.3390/ani11020305, PMID 33530300, PMC 7912478 (freier Volltext) – (englisch).