AppleTalk ist eine Gruppe von Netzwerkprotokollen und wurde von Apple Computer Ende 1983 entwickelt, um einen einfachen Zugang zu gemeinsamen Ressourcen wie Dateien oder Druckern im Netz zu ermöglichen. AppleTalk ist ein eingetragenes Warenzeichen von Apple, Inc.
Durch die initiale exklusive Verknüpfung von AppleTalk mit der später zu LocalTalk umbenannten Netzwerkhardware, wird oft fälschlicherweise AppleTalk als Synonym für eine LocalTalk-Verkabelung benutzt.
Die Entscheidung, eigene Netzwerkprotokolle, sowie LocalTalk als proprietäres Übertragungsmedium zu etablieren, ergab sich aus den 1983 vorherrschenden Gegebenheiten: Netzwerkhardware war selten standardisiert und sehr teuer; die Kosten erreichten oft die Anschaffungskosten für einen Personal Computer selbst.
Angesichts der weiten Verbreitung von IP-basierten Netzwerken wurde AppleTalk ab Mac OS X10.6 „Snow Leopard“ von Apple aufgegeben. Alle wesentlichen Dienste wurden entweder auf TCP/IP abgebildet (Beispiel: Dateizugriff über AFP, TCPPort 548) oder durch andere, bereits bestehende Protokolle ersetzt (Beispiel: Druckerzugriff über LPR oder JetDirect Ports oder IPP, Finden von Geräten und Diensten im Netzwerk mit Bonjour). Bonjour ist in seinen Fähigkeiten allerdings auf ein Netzwerksegment eingeschränkt, ebenso besteht keine Möglichkeit mehr, netzwerkfähige Geräte über Zonen logisch zu ordnen.
Es gab für Nicht-Apple-PCs auch ISA-, MCA- sowie SBus-Karten mit LocalTalk-Schnittstelle, so dass solche PCs in ein AppleTalk-Netzwerk integriert werden und so Daten ausgetauscht und Drucker gemeinsam genutzt werden konnten.
AppleTalk basiert zu großen Teilen auf dem (nicht patentierten) Cambridge Ring.[1]
Überblick
AppleTalk beherrscht zwei Adressierungsmodi: Extended (Phase 2) und Nonextended (Phase 1).
AppleTalk adressiert Geräte anhand einer dynamisch zugewiesenen Adresse. Diese Adresse setzt sich aus einer 16-Bit Netzwerkadresse (nur Phase 2) und einer 8-Bit Node-ID zusammen. Die Netzwerkadresse kann innerhalb eines zusammenhängenden Bereiches von einem Router vorgegeben werden. Die Netzadresse 0 steht dabei für das lokale Netzwerksegment, die Netzadressen 65280-65534 sind reserviert. Die Node-ID 0 ist ungültig, 1-127 sind für Benutzer gedacht, 128-254 für Server, 255 für Broadcast.
Daran schließt sich eine 8-Bit Socket-Nummer zur Unterscheidung der einzelnen Dienste auf dem jeweiligen Gerät an. Die Sockets 0 und 255 sind ungültig, 1-127 sind für die statische und 128-254 sind für die dynamische Zuteilung gedacht.
Eine typische AppleTalk-Adresse wäre 1248.33:4.
AppleTalk kennt das Konzept von Zonen. Diese ermöglichen eine logische Gruppierung von Geräten, die nicht mit der physischen Struktur von Netzwerksegmenten übereinstimmen muss. Phase 2-Netzwerke unterstützen mehr als eine Zone pro Segment. Der Benutzer kann die Zonenzugehörigkeit dann wählen. Diese Zonenliste taucht im Benutzerprogramm Auswahl auf.
Damit sich Benutzer nicht mit wenig eingängigen numerischen Adressen herumschlagen müssen, ist ein dynamischer Namensdienst (NBP) vorgesehen. Serverdienste registrieren sich mit dem jeweils lokalen NBP-Dienst. Netzwerkseitig basiert dieser auf Multicasts. Die Auswahl sendet Multicasts aus und trägt die individuellen Antworten zu einer Listenansicht zusammen.
Die AppleTalk-Protokolle
Die AppleTalk-Familie umfasst folgende Protokolle (gruppiert nach Netzschichten):
PPP AppleTalk Control Protocol (ATCP) (RFC 1378)[3]
AppleTalk Address Resolution Protocol (AARP) – Adressumsetzung zwischen Netzadressen, die vom DDP verwendet werden, und Geräteadressen der Verbindungsschicht.
Die Bitübertragungsschicht umfasst die Treiber für Netzschnittstellen.
Der AppleTalk-Protokollstapel
Die AppleTalk-Protokolle lassen sich in mehrere Schichten einteilen, die einen Protokollstapel (protocol stack) bilden.
Die Protokolle lassen sich wie folgt in das ISO-OSI-Referenzmodell einordnen:
AppleTalk ist routingfähig, alle beteiligten Router müssen dabei AppleTalk unterstützen, gilt aber als „geschwätzig“, produziert also ständige Paketübertragungen, wobei einige AppleTalk-fähige Router (z. B. von Cisco oder Netopias von Farallon) in der Lage waren, diesen vor allem aus Keepalive-Paketen bestehenden Datenverkehr zu emulieren (AppleTalk-spoofing), so dass eine Dauerverbindung dadurch umgangen werden konnte. Verbindungen über X.25-Netzwerke waren ebenso möglich.
Die Verbindung zweier entfernter AppleTalk-Netzwerke z. B. über das TCP/IP-basierte Internet ist also nicht unmittelbar, sondern nur durch Verkapselung (z. B. durch Kinetics Internet Protocol) möglich.[4]
Gursharan S. Sidhu, Richard F. Andrews, Alan B. Oppenheimer: Inside AppleTalk. Hrsg.: Apple Computer. 2. Auflage. Addison-Wesley Publishing Company, 1990, ISBN 0-201-55021-0 (englisch).
Inside Macintosh: Networking. 2. Auflage. Apple Computer Inc., Addison-Wesley, 1994, Chapter 1 – Introduction to AppleTalk; developer.apple.com/legacy
Einzelnachweise
↑Wendy Grossman: Missing The Big Time. (deutsche Übersetzung) Personal Computer World Magazine, Mai 1993.