Der spätere preußische Hofmaler Pesne erhielt seine künstlerische Ausbildung bei seinem Vater Jean, einem Porträtmaler, und bei seinem Großonkel Charles de La Fosse, dem Hofmaler Ludwigs XIV. und Direktor der Académie Royale. Ein Stipendium der Académie ermöglichte es ihm, von 1705 bis 1710 in Venedig, Neapel und Rom zu studieren. In Rom konnte er den Maler Andrea Celesti für einige Jahre als Lehrer gewinnen.
Der preußische König Friedrich I. berief den jungen Franzosen 1710 als Hofmaler nach Berlin. Noch in Rom vermählte sich Pesne mit Ursule-Anne Dubuisson, einer Tochter des Blumenmalers Jean Baptiste Gayot Dubuisson, und übersiedelte mit seiner Frau und deren Familie nach Berlin, wo er als Nachfolger des am 6. Mai 1711 verstorbenen Niederländers Augustin Terwesten offiziell zum Hofmaler ernannt wurde. Dieses Amt behielt er auch nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. (1713), allerdings reduzierte der sparsame Soldatenkönig Pesnes Gehalt um die Hälfte.
1715 reiste der Maler zu Studienzwecken nach Dessau und 1718 erstmals nach Dresden, wo er als Bewerbungsstück für seine Aufnahme in die Pariser Académie Royale – die 1720 erfolgte – eine Darstellung von Simson und Delila malte.[2] 1722 wurde er zum Direktor der Berliner Kunstakademie ernannt und besuchte in dieser Eigenschaft in den Jahren 1723 und 1724 Paris und London.
Von 1736 bis 1740 lebte Antoine Pesne am Rheinsberger Hof des kulturell frankophilen Kronprinzen Friedrich, der ein begeisterter Sammler von Bildern des französischen Malers Antoine Watteau (1683–1721) war. Er protegierte den Franzosen Pesne in der Hoffnung, dass dieser ihm Bilder im Stil Watteaus malen würde. Bei Friedrichs Tafelrunden war Pesne ein gern gesehener Gast. Er malte in Rheinsberg zahlreiche Porträts und schuf zwischen 1738 und 1740 einige Deckenfresken zu allegorisch-mythologischen Themen. Hier begann auch seine produktive Zusammenarbeit mit dem Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, der Anfang der 1730er Jahre von ihm an der Berliner Kunstakademie ausgebildet worden war. Beide Meister beauftragte Friedrich nach seiner Thronbesteigung mit der Erweiterung des Schlosses Charlottenburg, dem Bau von Sanssouci und der Neugestaltung des Potsdamer Stadtschlosses im Stil des friderizianischen Rokokos.
Im Jahr 1746 erhielt Pesne vom König das Grundstück Oberwallstraße 3 in Berlin zum Geschenk, einschließlich der Materialien zum Bau eines Hauses; dort wohnte der Maler bis an sein Lebensende. Im 145. Jahr nach Pesnes Tod beschloss die Stadt Berlin, eine bronzene Gedenktafel anbringen, um die „Erinnerung an den Hofmaler Friedrichs des Großen wachzuhhalten“. Die Tafel trug die Inschrift: „Hier wohnte im letzten Lebensjahre / der Königliche Hofmaler / Antoine Pesne / geb. 23. V. 1683 gest. 5. VIII. 1757. / Seinem Andenken / die Stadt Berlin 1901.“ Sie ist nicht mehr erhalten, wahrscheinlich fiel sie dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.[3] Im Auftrag des Grafen Gustav Adolph von Gotter wirkte Pesne um 1747 noch an der Ausgestaltung des Schlosses Molsdorf mit, danach war sein künstlerisches Schaffen weitestgehend beendet. Lediglich 1754 griff Pesne erneut zum Pinsel, als er das berühmte, hier oben gezeigte Selbstporträt mit seinen beiden Töchtern schuf. Mit diesem Familienbildnis, mit der Darstellung einer intimen Situation, die typisch wurde für den Stil des Rokoko, löste sich Pesne von den Traditionen des Barock.[2]
Pesne, der als Hofmaler drei preußischen Königen gedient hatte, starb am 5. August 1757 und wurde am folgenden Tag in der Gruft des Deutschen Domes auf dem Gendarmenmarkt in Berlin an der Seite Knobelsdorffs beigesetzt. Wegen Umbauarbeiten im Dom wurden die Gebeine Pesnes und Knobelsdorffs 1881 auf den Friedhof I der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde am Halleschen Tor in Berlin-Kreuzberg umgebettet. Die ursprünglich dort vorhandene Grabanlage mit Marmortafel und Putto wurde entweder während eines Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg zerstört oder kam bei Bauarbeiten zur Verlegung der Blücherstraße abhanden. Heute erinnert nur noch ein schmuckloser Grabstein auf einem Grab der Stadt Berlin in der Nähe des Friedhofseingangs Zossener Straße an den Künstler. Das Grab war bis 2014 als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet.
Er heiratete am 5. Januar 1710 in Rom Ursule-Anne Dubuisson (1696–1748) (auch:Ursula du Buison).[4]
Aus seiner Ehe entstamme die Töchter Marie, die den Grenadierhauptmann Jakob von Rege (Jacob D'Azemar de Rege; * 2. Dezember 1701; † 6. April 1743) heiratete[5] und Helene Elisabeth (* 31. Juli 1712; † 1798)[4] verheiratet mit dem Haushofmeister Jean Baptiste Joyard[6], ein Sohn namens Karl Anton starb jung.
Einer seiner Enkel, Antoine Joyard, war Geheimer Kriegsrat, Steuerdirektor und Oberhaushofmarschall von Friedrich II. von Preußen und heiratete am 14. November 1771 in Berlin Frederique Elisabeth de Dieu (auch Dieu und Godde genannt), die aus einem alten Berliner Hugenottengeschlecht stammte. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Pesne erlangte anhaltende Anerkennung einerseits durch seine vielfachen Porträts der königlich preußischen Familie und der Angehörigen ihres Hofstaates – er begleitete als Bildchronist fast ein halbes Jahrhundert drei Preußenkönige –, andererseits aber auch durch seine Bilder von Tänzerinnen, Schauspielerinnen oder einfachen Mädchen aus dem Volk. In Berliner Museen und im Schloss Charlottenburg sind viele seiner Gemälde ausgestellt, u. a. mehrere Porträts des „Alten Fritz“, seines Bruders Heinrich, der Sophie Marie von Voß und des „Alten Dessauers“. Seine Fresken, seine Wand- und Deckenbilder, die er für die Schlösser Rheinsberg, Charlottenburg, Sanssouci oder das Potsdamer Stadtschloss schuf, gehören, soweit sie noch erhalten sind, zum bleibenden Kulturerbe Preußens.
Stimmen der Zeitgenossen
Der preußische Kronprinz Friedrich schrieb am 14. November 1737 in französischer Sprache ein euphorisches Gedicht gerichtet an Herrn Antoine Pesne .[7] Die ersten Zeilen lauten in deutscher Übersetzung:
Welch herrlich Schauspiel ist’s, das vor mir leuchtend lebt!
Zur Götterhöhe, Pesne, dein Pinsel dich erhebt -
Wie Atmen, Lachen, Lust in dem Gemälde lieget!
Die Weisheit deiner Kunst selbst die Natur besieget.
Matthias Oesterreich, ein Kenner der damaligen zeitgenössischen Malerei, verfasste 1761 folgende (auszugsweise wiedergegebene) Hommage auf den Maler[8]:
„Sein Tod war ein wahrhafter Verlust für die Malerkunst und deren Liebhaber, denn in ihm verloren beide den geschicktesten Meister dieses Jahrhunderts. Er war es aber auch für seine Freunde, die in ihm den gefälligsten, redlichsten Freund geraubt sahen. Er war es überhaupt für alle die, die ihn gekannt hatten, weil er sich ihnen durch sein leutseliges einnehmendes Wesen und durch seinen geistvollen Umgang verehrungswürdig gemacht hatte. Wenn Pesne nichts weiter vor sich hätte, als dieses, dass ihn ein König, wie Friedrich, nicht wegen seiner Kunst allein, sondern auch seines moralischen Charakters wegen, ausnehmend geschätzt hat, dass ihn das Haus dieses Königs und dessen Hof aus eben den Ursachen achtete, so würde dies allein schon die gültigste Versicherung für sein Werk geben.“
„Für die Künstler und Liebhaber der Kunst sind seine Arbeiten der schätzbarste Nachlass.“
Porträt der Gräfin Juliane Wilhelmine von Bose, Privatbesitz
Fresken, Deckenbilder, Wandfelder, Entwürfe und Studien
Fresken im Schloss Rheinsberg, 1738 bis 1740
Entwurf für den Theatervorhang des Berliner Opernhauses, 1742, Ölskizze, Leinwand, 56 cm × 81 cm, Berlin, Schloss Charlottenburg
Deckengemälde im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg, 1742/43
Deckengemälde im Treppenhaus des Potsdamer Stadtschlosses, 1746
Deckengemälde im Audienzzimmer des Schlosses Sanssouci, 1747
fünf Wandbilder im Konzertzimmer des Schlosses Sanssouci, 1747
Wandfeld im Konzertzimmer von Schloss Sanssouci mit Pygmalion und Galatea und Vetumnus und Pomona, 1747, Leinwand, je 300 cm × 120 cm
Ausgestaltung des Schlosses Molsdorf im Auftrag des Grafen Gustav Adolph von Gotter, um 1747
Raub der Helena, Studie zu dem von Christian Bernhard Rode (1725–1797) vollendeten Gemälde im Marmorsaal des Neuen Palais, um 1755, Ölskizze, Leinwand, 79 cm × 114 cm, Potsdam, Sanssouci
Louis Dimier (Hrsg.): Les peintres français du XVIIIe siècle. Les Éditions G. van Oest, Paris 1930.
Götz Eckardt: Antoine Pesne, VEB Verlag der Kunst Dresden, 1985.
G. Poensgen (Hrsg.): Antoine Pesne. Mit Beitr. von Ekhart Berkkenhagen, Hrsg. Verwaltung d. Ehem. Staatl. Schlösser u. Gärten Berlin in Verb. mit d. Dt. Verein f. Kunstwissenschaft, Selbstverlag Dt. Verein f. Kunstwissenschaft, Berlin 1958.
Paul Seidel: Friedrich der Große und die bildende Kunst. 2. Auflage, Giesecke & Devrient, Leipzig 1924.
Norbert Willy: Antoine Pesne – Der Maler und Freund Friedrichs des Großen (Velhagen und Klasings Monatshefte, XXVII Jahrg., Sammelband 1912/1913, Bd. I., S. 609–625).
Lexikon der Malerei von A-Z, Unipart, Ramseck bei Stuttgart 1993, ISBN 978-3-8122-3392-7. S. 561.
↑ abHans Müller, Die Königliche Akademie der Künste zu Berlin 1696 bis 1896, Band 1, S.80
↑Die Stammbäume der Mitglieder der französischen Colonie in Berlin, S.197
↑Die Stammbäume der Mitglieder der französischen Colonie in Berlin, S.117
↑siehe Götz Eckardt: Antoine Pesne, VEB Verlag der Kunst Dresden, 1985, S. 27 – Übersetzung aus dem Französischen von Hans Hofmann.
↑siehe Götz Eckardt: Antoine Pesne, VEB Verlag der Kunst Dresden, 1985, S. 29 f. – weiterführender Literaturhinweis zu Matthias Oesterreich: Beschreibung derjenigen Sammlung verschiedener Original-Gemälde von italiänischen, holländischen, französischen und deutschen Meistern, welche das Cabinet ausmachen von Herrn Münz-Direktor Johann Georg Eimken. – Berlin 1761.
↑Wagenitz: Ludwig v. Bredow (1655-1740), Gemälde v. Antoine Pesne, um 1720. 1720 (Akte). In: Brandenburgisches Landeshauptarchiv (Hrsg.): BLHA. Rep., 37 Bredow - Familienarchiv 197. Eigenverlag, Wagenitz, Potsdam 1720, S.1f. (brandenburg.de [abgerufen am 21. Juli 2022]).