Sie wuchs als mittlere dreier Töchter bei ihrer Mutter, die ein Möbelgeschäft in Klagenfurt übernommen hatte, ohne Vater – der Nationalsozialist war 1944 in Jugoslawien gefallen[1] – in Kärnten auf. Nach Volksschule und Gymnasium sowie bestandener Matura 1963 erhielt sie ein American-Field-Service-Stipendium in Toledo, Ohio (USA). Als sie später nach Österreich zurückkam, nahm sie ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien auf, wechselte dann aber zu Geschichte und promovierte 1971 zum Dr.phil. Im Bestreben, möglichst weit weg von Österreich zu sein, arbeitete sie danach drei Jahre lang als Universitätsassistentin in Auckland (Neuseeland). Zurück in Österreich, konnte sie 1974 sofort als Journalistin bei der österreichischen TageszeitungDie Presse beginnen, obwohl sie bis dahin noch keinerlei journalistische Vorerfahrungen gesammelt hatte. 1987 übernahm sie dort die Leitung des Ressorts Innenpolitik. 1995 wurde nicht sie, sondern Andreas Unterberger zum Chefredakteur der Presse befördert;[2] Nach Differenzen mit Unterberger wechselte sie 2001 in das Ressort Außenpolitik, das sie bis zu ihrer von der Zeitung erzwungenen Pensionierung im Jahr 2004 leitete.
2005 erschien das Buch „Charakterfehler: Die Österreicher und ihre Politiker“. Von 2006 bis 2009 schrieb sie im Kurier, wo sie jeden Mittwoch das politische Geschehen kommentierte. Seit 2010 schreibt Rohrer wieder regelmäßig für Die Presse, bis März 2016 unter anderem in ihrem Blog „Rohrers Reality-Check“.[3], seither in der Rubrik „Quergeschrieben“.[4]
Darüber hinaus lehrt sie an der Fachhochschule WienJournalismus und sitzt im Beirat des Monatsmagazins Datum. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Rohrer auch durch die regelmäßige Teilnahme an Diskussionssendungen im österreichischen Fernsehen und dem Radiosender Ö1 bekannt. In der Öffentlichkeit wird Rohrer durch ihre langjährige Tätigkeit als kritische Beobachterin und Kommentatorin des innenpolitischen Geschehens immer wieder Doyenne oder Grande Dame der österreichischen Politberichterstattung genannt.[5] Im ORF-Wien-Podcast „Rohrer bei Budgen“ analysiert Rohrer zweiwöchentlich politische Aufregerthemen des Landes.[6]
Anneliese Rohrer ist die Mutter der Filmregisseurin Katharina Rohrer.[7] Die im Februar 2022 verstorbene Schauspielerin Hanne Rohrer ist ihre jüngere Schwester.[8]
Plädoyer für einen neuen Kaffeehaus-Journalismus! In: Thomas Hofer (Hrsg.): Dagegen sein ist nicht genug. Kremayr & Scheriau, Wien 2015, ISBN 978-3-218-00994-2.
Mehr Qualität, weniger Beliebigkeit. In: Reinhard Christl, Silke Rudorfer (Hrsg.): Wie werde ich Journalist/in? Wege in den Traumberuf. LIT, Wien 2007, ISBN 978-3-7000-0687-9, S.51ff.
Charakter Fehler. Die Österreicher und ihre Politiker. Ueberreuter 2005, ISBN 978-3-8000-7088-6
↑In einem Interview von 2024 (Bezahlschranke; Printversion: Die Presse, 15. September 2024, S. 48) sagt sie, dass ihr der Vater in ihrer Jugend nicht abgegangen sei: "(...) ich empfand die Tatsache, dass mein Vater, der ein überzeugter Nationalsozialist war, im Krieg geblieben ist, eher als positiv für uns. Ich habe in meiner Jugend nämlich so viele Kärntner erlebt, die den Ausgang des Krieges nicht verkraftet haben. Die Vorstellung, in einem Haushalt eines schwer enttäuschten, verbitterten Nazis aufzuwachsen, vor der fürchte ich mich heute noch.
↑Noch 2024 äußerte sie in einem Interview (Bezahlschranke; Printversion: Die Presse, 15. September 2024, S. 48) noch 2024 ihre Enttäuschung darüber und meinte, dass sie davon ausgegangen war, dass ihre Einstellungen und Leistungen ohnedies bekannt wären, während Unterberger aktiv an seiner Bewerbung gearbeitet habe.