Von ihrem Wesen her war Anna Sophie sehr zurückhaltend und von charakterlich etwas komplizierter Art. Sie liebte ein abgeschiedenes Leben fern des Hofes, pflegte allerdings auch gern einen gehobenen Gedankenaustausch im Gespräch oder per Brief. Denn sie wies eine sehr hohe Bildung auf und sprach neben Deutsch sowie Dänisch auch Italienisch, Französisch, Spanisch und Latein. Anna Sophia konnte mit Geld gut umgehen und schuf sich ein ansehnliches Privatvermögen. Dem orthodoxen Luthertum anhängend, war sie religiös jedoch so beweglich, dass sie sich späterhin auch neuen Religionsströmungen, wie dem von Philipp Jacob Spener begründeten Pietismus öffnete. All das machte sie zu einer Respektperson, selbst für ihren Gemahl und sodann ihre Söhne.[1]
Am 9. Oktober 1666 hatte sie den Kurfürsten Johann Georg III. von Sachsen (1647–1691) geehelicht. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor:
August der Starke (1670–1733), Kurfürst von Sachsen und König von Polen.
Schon zu ihrem sich nur für Militär interessierenden Gemahl wahrte Anna Sophie eine gewisse Distanz. Diese bestand auch zu ihrem charakterlich sehr komplizierten Sohn Johann Georg und nach der Konversion von August zum Katholizismus bzw. dessen Wahl 1697 zum König von Polen auch zu diesem. Um seine beim Luthertum verharrende Gemahlin Christiane Eberhardine zu strafen, hatte August ihren Sohn Friedrich August seiner Mutter zu Erziehung übergeben. Gemeinsam versuchten Anna Sophie und Christiane Eberhardine, die sich gut verstanden, den Knaben beim Luthertum zu erhalten, woran sie jedoch letztlich scheiterten, denn 1712 konvertierte auch er.[2]
Die letzten Jahre lebte Anna Sophie zusammen mit ihrer Schwester, der Kurfürstenwitwe Wilhelmine Ernestine von der Pfalz, zunehmend vereinsamend auf ihrem Witwensitz Schloss Lichtenburg. Christiane Eberhardine lebte nur einige Kilometer elbeabwärts im selbstgewählten Exil auf Schloss Pretzsch, wo sie zehn Jahre nach Anna Sophie starb.
↑Hans-Joachim Böttcher: Johann Georg IV. von Sachsen und Magdalena Sibylla von Neitschütz. Dresdner Buchverlag, Dresden 2014, ISBN 978-3-941757-43-1, S.11 - 12 u. a.
↑Hans-Joachim Böttcher: Christiane Eberhardine Prinzessin von Brandenburg-Bayreuth, Kurfürstin von Sachsen und Königin von Polen, Gemahlin August des Starken. Dresdner Buchverlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-941757-25-7.