Nachdem Angèle Durand im Alter von sieben Jahren Vollwaise geworden war, wuchs sie bei einer Tante auf und wurde in einem Mädcheninternat in Belgien streng erzogen. Mit 15 Jahren trat sie erstmals als Sängerin auf der Bühne auf. Sie belegte den zweiten Platz eines Nachwuchswettbewerbs. Danach bekam sie Verpflichtungen beim Rundfunk, zunächst in Brüssel, später beim US-Sender AFN in Stuttgart. Sie sang zunächst als Jazzsängerin in der Band des Trompeters Rex Stewart. 1950 durfte sie als Ersatz für eine ausgefallene Sängerin in Brüssel ein Konzert mit dem legendären Duke Ellington singen. Kurze Zeit später ging sie mit ihm auf große Europatournee. Dann bekam sie mehrere Engagements in Varietés sowie Funkaufnahmen beim NWDR und HR. Weitere Stationen ihres Lebens waren Hannover und Hamburg. Ihr erster großer Hit in Belgien war „C’est si bon“. 1950 wurde die deutsche Version von „C’est si bon“ auch in Deutschland ein Hit.
1951 lernte Durand ihren späteren Ehemann Nils Nobach kennen, der ihr Produzent wurde und den sie 1958 heiratete. 1956 erreichte sie mit ihrem Song „So ist Paris“ einen weiteren großen Erfolg, der in mehreren Ländern wochenlang in den Charts vertreten war. Im selben Jahr landete sie mit „C’est magnifique“ einen weiteren Hit, dem 1957 „Melodie d’amour“ folgte. Eine besondere Rarität ist die Single-Schallplatte mit den Titeln „Little Rock“ und „Bye Bye Baby“. Darauf singt Durand mit Bibi Johns die deutschen Fassungen der gleichnamigen (im Original von Marilyn Monroe und Jane Russell gesungenen) Filmsongs aus „Blondinen bevorzugt“.[1]
Nach ihrer Scheidung 1961 und dem Wechsel ihrer Plattenfirma hatte sie mit „Ja ich bin die tolle Frau“ einen weiteren großen Erfolg. Anlässlich einer Tournee lernte sie ihren Lebenspartner Lou van Burg kennen, für den sie jahrelang das Management übernahm und dabei auf ihre eigene Karriere verzichtete. Doch auch diese Beziehung scheiterte. Als leidenschaftliche Köchin erfüllte sie sich einen Traum und führte mehrere Jahre ein eigenes Restaurant, wo sie auch selbst gerne kochte.
In den 1970er Jahren begann sie eine zweite Karriere als Schauspielerin auf der Bühne. In mehreren Stücken beim Schleswig-Holsteinischen Landestheater (z. B. in der Uraufführung des Peter Kreuder-Musicals „Wedding Mary“) sowie in Gelsenkirchen (unter anderem im Peter Kreuder-Musical „Madame Scandaleuse“ und als Golde in „Anatevka“ stand sie bis in die 1980er Jahre auf der Bühne. Auch danach zog es sie immer wieder an die verschiedensten Bühnen. 1976 wirkte sie in Rosa von Praunheims Film „Ich bin ein Antistar – Das skandalöse Leben der Evelyn Künneke“ mit. In Paris feierte sie Erfolge als „Mrs. Peachum“ in der „Dreigroschenoper“. 1980 nahm sie eine Langspielplatte mit Liedern von Claire Waldoff auf. Auch die Chansons von Trude Hesterberg nahm sie in ihr Repertoire auf. 1990 nahm sie anlässlich ihres 50-jährigen Bühnenjubiläums die neue Single „Wege, die durchs Leben führen“ und „Denn ich lebe noch“ auf. Sie spielte immer wieder in Musicals (beispielsweise die Dolly in „Hello Dolly“, die Mutter Oberin in „Non(n)sense“ u. a.). 1994 sorgte die Fortsetzung „Non(n)sens II“ in Essen monatelang für ein ausverkauftes Haus.
Des Weiteren hatte sie in den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren in ganz Deutschland zahlreiche Auftritte auf Galaveranstaltungen und tourte auch mit ihrem Soloprogramm „Das Theater und ich“, in dem sie Lieder ihrer verschiedenen Schaffensperioden sang, Anekdoten aus ihrem Leben erzählte und Texte rezitierte. Auch in Radio und Fernsehen war sie weiterhin ein gern gesehener Gast. So war sie zum Beispiel 1977 in der Fernsehsendung „Musik ist Trumpf“ von Peter Frankenfeld zu Gast, wo sie gemeinsam mit Jacqueline Boyer, Ralf Bendix und ihrem ehemaligen Lebensgefährten Lou van Burg unter dem Motto „Pigalle-Party“ ein Medley von Titeln mit Bezug zu Paris präsentierte.[2] Auch in mehreren im ZDFvon Lou van Burg moderierten Evergreenshows war sie in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren zu Gast. Im Jahr 1984 hat der damals noch neue Fernsehsender RTL sogar ein komplettes 2-stündiges Konzert von Angèle Durand aus den Aachener Kurpark-Terrassen gesendet, wo sie in den 1980er-Jahren immer wieder auftrat. Am 27. November 1993 war sie Studiogast in der 100. Deutschlandfunk-„Wunschnacht“.
Bis zuletzt stand Angèle Durand auf der Bühne, sowohl im Theater als auch mit ihren Gesangsprogrammen. Ihre letzte Verpflichtung, die Mitwirkung in der Operette „Der Vetter aus Dingsda “ in Augsburg, konnte sie jedoch wegen Krankheit nicht mehr wahrnehmen. In Augsburg ist sie dann am 22. Dezember 2001 im Alter von 76 Jahren gestorben.
Nachdem sie einige Jahre in Hamburg an der Außenalster gewohnt hatte, lebte Angèle Durand seit den frühen 1980er-Jahren in Düsseldorf.
Filmografie
1951: Unter dem Himmel von Paris (Sous le ciel de Paris)
Aus den mehr als 250 auf Tonträgern veröffentlichten Titeln hier eine Auswahl der erfolgreichsten (die Schreibungen der Titel entsprechen des Original-Schreibweisen bei Veröffentlichung):
Ihre zahlreichen Langspielplatten und Singles, die sie seit den 1950er Jahren immer wieder aufgenommen hat, sind größtenteils nicht als CDs veröffentlicht worden und nur noch schwer erhältlich. Auch von ihren diversen CDs sind viele nur noch gebraucht erhältlich.
Es gibt jedoch einige Neuauflagen sowie neue Compilations mit ihren Hits:
1980: Angèle Durand – Lieder der Claire Waldoff (Remastering 2000: Bear Family Records)
1984: Angèle Durand – Gala de la Chanson (Heloton Germany)
1992: Rendezvous mit Angèle Durand (Bear Family Records – Sound of Music)
1995: Angèle Durand – Ja, ich bin die tolle Frau! (Bear Family Records)