Im Jahr 1820 wird del Río als Abgeordneter der spanischen Cortes Generales aufgelistet. Er war von seiner politischen Überzeugung ein Liberaler, der für die Unabhängigkeit von Neu-Spanien, Virreinato de Nueva España (Vizekönigreich Neuspanien) Eintritt. Er war in Madrid, als Mexiko 1821 seine endgültigen Unabhängigkeit erlangte. Man forderte ihn auf, in Spanien zu bleiben; er zog es aber vor, wieder in seine neue Heimat nach Mexiko zurückzukehren. Dort heiratete er eine mexikanische Bürgerin.
Andrés Manuel del Río gelang eine lange und erfolgreiche akademische Karriere. Auch politisch hinterlässt seine Arbeit und seine Ziele einer liberalen Politik Spuren. Er war einer der Gründer des Palacio de Minería[3] und bildete die Grundlage der aktuellen Institution für Geologie der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko, Universidad Nacional Autónoma de México. Er war u. a. Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften (Real Academia de Ciencias) in Madrid, der Wernerian Natural History Society von Edinburgh, der Akademie der Wissenschaften, Académie des sciences Frankreichs. Später war er Präsident der Geological Society of Philadelphia und der New York Academy of Sciences.
Mit Ausnahme eines vierjährigen Aufenthalts in den USA (1829–1833) verließ Andrés Manuel del Río Mexiko bis zu seinem Tod im Jahre 1849 nicht mehr.
Sein umfangreiches wissenschaftliches Werk umfasst die Entdeckung und Beschreibung der verschiedenen Mineralien, sowie innovative Methoden zur Gewinnung von Erzen im Bergbau und für Mexiko.
Entdeckung des Vanadiums
Del Río wurden im Jahre 1801 Proben von der Mine Purísima del Cardenal in Zimapán im Bundesstaat Hidalgo zur Analyse gesandt. Bei den Untersuchungen des Bleierzes, plomo pardo kam del Río zu dem Schluss, dass er ein neues metallisches Element gefunden habe. Das Vanadinit (Bleivanadat), eine Verbindung eines neuen Elementes, dessen Chemie keinem anderen, ihm bekannten Element glich.
Bei verschiedenen Umsetzungen erhielt er Verbindungen verschiedener Farben. Folgerichtig nannte Del Río das neue Element in seinen ersten Veröffentlichungen 1802 zuerst Panchromium (pancromo, alle Farben). Später änderte er dies zu Erythronium (eritrono, rot), aufgrund der leuchtend roten Alkalisalze des Elements.[4]
Im folgenden Jahr 1803 erreichte sein Freund Friedrich Heinrich Alexander von Humboldt (1769–1859) Mexiko-Stadt. Dieser war skeptisch, was das angeblich neuentdeckte Element betraf und vermutete, dass del Río lediglich auf das schon 1797 gefundene Chrom gestoßen sei. Humboldt nahm bei seiner Rückfahrt nach Europa 1804 Proben der Erze mit und ließ sie in Paris von Hyppolyte-Victor Collet-Descotils (1773–1815) untersuchen. Collet-Descotils Analysen ergaben fälschlicherweise, dass die Proben nur Chrom enthielten.
Alexander von Humboldt fand sich in seiner (irrigen) Meinung bestätigt und lehnte del Ríos ursprüngliche Behauptung der Entdeckung eines neuen Elements ab. Es handele sich lediglich um Bleierz mit Chromverunreinigungen. Übrigens übernahm del Río selbst diese Position und schloss, dass bei der Analyse des Erzes ein Fehler aufgetreten sei.
1830 gelang dem schwedischen Chemiker Nils Gabriel Sefström (1787–1845) die Wiederentdeckung des Vanadiums. Kurz darauf bewies Friedrich Wöhler (1800–1882), dass es sich bei Vanadium und Erythronium um identische Elemente handelt. Del Río konnte Humboldt nie verzeihen, dass er seine Entdeckung nicht unterstützt und damit die Entdeckung des neuen Metalls um 40 Jahre verzögert hatte.
Werke
Elementos de Orictognesia o del conocimiento de los fósiles, prepared for use in the Real Seminario de Mineria de México. 1795.
Analyse des deux nouvelles espèces minérales composées de séléniure de zinc et de sulfure de mercure. In: Annales des Mines, 5, Paris 1829.
Découverte de l’iodure de mercure au Mexique. In: Annales des Mines, 5, Paris 1829.
Elementos de Orictognesia, o del conocimiento de los fósiles según el sistema de Bercelio; y según los principios de Abraham Góttlob Wérner, con la sinonimia inglesa, alemana y francesa, para uso del Seminario Nacional de Minería de México. Philadelphia 1832.
Literatur
zumeist in spanischer Sprache, gedruckt in México
Vito Alessio Robles: El ilustre maestro Andrés Manuel del Río. México, 1937. 31 p.
Arturo Arnaiz y Freg: Andrés Manuel del Río: Estudio biográfico. Casino Español de México, 1936.
Arturo Arnaiz y Freg: Don Andrés del Río, descubrimiento del Eritronio (Vanadio). Cultura, México D.F. 1948, 44 S.
Carlos Prieto et al.: Andrés Manuel del Río y su obra científica: Segundo centenario de su natalicio, 1764-1964. Compañía Fundidora de Fierro y Acero de Monterrey, 1966, 81 S.
Santiago Ramírez: Biografía del Sr. D. Andrés Manuel del Río: Primer catedrático de mineralogía del Colegio de Minería. Imp. del Sagrado Corazón de Jesús, 1891, 56 S.
Santiago Ramírez: Ensayos biográficos de Joaquín Velásquez de León y Andrés Manuel del Río. UNAM, Facultad de Ingeniería, Sociedad de ex alumnos, 1983.