Neben seinem Schwager Giovanni Bellini war er als Schüler Francesco Squarciones der bedeutendste Maler der oberitalienischen Frührenaissance. Er war Sohn eines Tischlers, stammte aus einfachen, ländlichen Verhältnissen, interessierte sich aber bereits früh für die Bildwerke der Antike. Er musste in seiner frühen Jugend als Viehhirt arbeiten, wurde aber schon im Alter von zehn Jahren als Waise[2] wegen seines Zeichentalents in die Malerschule von Francesco Squarcione in Padua aufgenommen, wo er sieben Jahre lang lernte, unter anderem das Zeichnen von antiken Statuen. Sein erstes Werk war ein großes Altarblatt in der Kirche der heiligen Sophia zu Padua. Nach einem Zerwürfnis, bedingt durch Eifersucht und Hass, trennte sich Mantegna im Jahr 1447 von seinem Lehrmeister.
Ab 1456 bemühte sich Markgraf Luigi III. Gonzaga von Mantua, Mantegna nach Mantua zu holen. 1456 ernannte er ihn zu seinem Hofmaler. Mantegna blieb danach in den Diensten der Markgrafen von Mantua, ungeachtet seiner Tätigkeiten in Florenz, Pisa und 1488/89 in Rom. Nach Rom wurde Mantegna vom Papst Innozenz VIII. berufen, um im Belvedere zu malen.
Mantegnas Werk hatte erheblichen Anteil daran, dass die eher unbedeutende Stadt Mantua zu einem Zentrum der bildenden Kunst wurde. Hier eröffnete er eine eigene Malschule. Für den Palazzo Ducale malte er den Großen Triumph des Julius Cäsar (1484–1492), neun großformatige Gemälde, die ab 1506 im Palast San Sebastiano in Mantua untergebracht waren.[3] 1629 gelangten sie in den Besitz von König Karl I. von England,[4] seitdem befinden sie sich im Hampton Court Palace.[5]
Mantegna hatte drei Söhne, die ebenfalls Maler wurden, sie gestalteten unter anderem die Kapelle, in der ihr Vater begraben wurde.
Mantegna gilt als der eigentliche Vollender des von der Florentiner Schule aufgestellten Kunstideals: Die Figuren sind monumental, streng, voller Ernst und Würde; die Gegenstände und Raumbegrenzungen sind in scharfer Zeichnung und mit bewusst angewandten perspektivischen Mitteln (auch oft übertrieben) dargestellt. Die Farben sind oft hart aneinandergesetzt, das Körperliche in seiner Plastik stark herausgearbeitet, wobei besonders die Anatomie des nackten Körpers prononziert gezeichnet wird. Die Bindung an die Antike zeigt sich besonders stark in der statuarischen Gelassenheit der Figuren, auch findet man Darstellungen antiker Bildteile oder Architekturen in seinen Werken.
Außer den Fresken in der Eremitani-Kirche in Padua, mit Darstellungen aus dem Leben des Heiligen Jakobus und der Himmelfahrt Mariä, begleitet von Putten, gehört zu seinen Hauptwerken der Hochaltar von San Zeno in Verona (1456–1459), wo zum ersten Mal in der oberitalienischen Kunst der Bildtypus der sacra conversazione dargestellt wurde. Sein Hauptwerk aus seiner Zeit in Mantua ist die Ausmalung der Camera degli Sposi im herzoglichen Palast zu Mantua (Castello di San Giorgio, 1465–1474): Diese ist die erste illusionistische Raumdekoration mit einem Deckenbild, das einen Durchblick in einen freien Raum vortäuscht. Auch schuf Mantegna hier das erste Gruppenporträt.
Ausgezeichnet waren auch die Kupferstiche Mantegna: Mit „vortrefflicher Zeichnung“ erzielten sie beim Verkauf seinerzeit gute Erlöse.
Die Darstellung Christi im Tempel, auf der der Maler sich vermutlich gemeinsam mit seiner Frau Nicolosia dargestellt hat, gilt als „die früheste erhaltene Darstellung eines Malerehepaares“.[6]
Werke (Auswahl)
Die Heilige Jungfrau mit dem Kinde, in der Kunstgeschichte auch als San-Zeno-Altar bekannt: zunächst nach Paris verkauft, später nach Italien zurückgekommen und nun in der San Zeno Maggiore in Verona ausgestellt.
Maria mit dem Kind: Tempera auf Leinwand, 43 × 32 cm, um 1465–1470, Gemäldegalerie in Berlin.[7]
Ein Werk seiner Spätzeit ist die Madonna della Vittoria (1495/96, Louvre in Paris) mit Francesco Gonzaga als Stifter, zeigt die Schutzheiligen von Mantua zusammen mit Marchese Lodovico Gonzaga.
Sieg der Tugend über die Laster, 1502, Louvre, Paris
Literatur
Caroline Campbell u. a. (Hrsg.): Mantegna + Bellini: Meister der Renaissance. Katalog zu den Ausstellungen in National Gallery of Art, London, 2018 und Gemäldegalerie, Berlin, 2019. Hirmer, München 2018.
Giorgio Vasari: Das Leben der Bellini und des Mantegna. herausgegeben von Alessandro Nova zusammen mit Matteo Burioni, Katja Burzer, Sabine Feser und Hana Gründler, bearbeitet von Rebecca Müller, deutsch von Victoria Lorini, Klaus Wagenbach, Berlin 2010, ISBN 978-3-8031-5050-9.
Andreas Henning (Hrsg.): Andrea Mantegna. Die Heilige Familie. Sandstein Verlag, Dresden 2006, ISBN 978-3-937602-72-1.
Thomas Arlt: Andrea Mantegna – „Triumph Caesars“. Ein Meisterwerk der Renaissance in neuem Licht. Wien 2005, ISBN 3-205-77298-9.
Ortrun Rehm: Er-lesene Bilder. Untersuchungen zum Text-Bild-Bezug zwischen Inger Christensens ›Det malede værelse‹ und Andrea Mantegnas ›Camera Picta‹. Rombach, Freiburg im Breisgau 2005, ISBN 3-7930-9384-0.
Alberta de Nicolò Salmazo: Andrea Mantegna. DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2004, ISBN 3-8321-7230-0.
Jan Lauts: Die Madonna della Vittoria. Andrea Mantegna. Reclams Universal-Bibliothek Nr. 57, Stuttgart 1960.
↑Mantégna, Andrea. In: Enciclopedia on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 26. März 2013.
↑W. Lübke, M. Semran: Die Kunst der Renaissance in Italien und im Norden. 1. Auflage, Nachdruck des Originals, Salzwasser Verlag, Paderborn 1911.
↑Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Köln u. a. 2010. S. 93.
↑Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Köln u. a. 2010. S. 93.
↑Norbert Schneider: Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Köln u. a. 2010. S. 93.
↑S. Partsch: Schau mir in die Augen, Dürer! Die Kunst der Alten Meister. München 2018. S. 113.
↑Werner Schmalenbach: Über die Liebe zur Kunst und die Wahrheit der Bilder. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2004, ISBN 3-7757-1463-4
↑Harald Marx, Gregor J. M. Weber: Gemäldegalerie Alte Meister Dresden. Deutscher Kunstverlag, München 1994, ISBN 3-422-06103-7
↑Bei Fotos des toten Che Guevara wurde eine frappierende Ähnlichkeit zu Mantegnas Darstellung des toten Christus festgestellt, was zu der Inszenierung des Revolutionärs als „Heiliger“ zu passen scheint. Vgl. Che Guevara: modern saint and sinner. In: The Economist, 11. Oktober 2007.