Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).
Amilorid ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der kaliumsparenden Diuretika (Entwässerungsmittel). Es wird in Kombination mit einem weiteren diuretisch wirksamen Stoff – in der Regel Hydrochlorothiazid – zur Behandlung eines Kaliummangels infolge von Herzinsuffizienz sowie zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt.[3] Amilorid kam 1967 als Arzneimittel auf den Markt (Moduretik, MSD Sharp & Dohme).
Chemisch gesehen handelt es sich bei Amilorid um ein Pyrazinderivat. Es enthält weiterhin eine Guanidino-Gruppe. Amilorid ist lichtempfindlich.
Die Wirkung von Amilorid beruht auf einer direkten Blockierung des epithelialen Natriumkanals (ENaC). Dieser befindet sich unter anderem im distalen Abschnitt des Tubulussystems eines Nephrons der Nieren und sorgt dort für die Wiederaufnahme von Natriumionen aus dem Primärharn. Amilorid führt durch die Hemmung der Natrium-Wiederaufnahme zu einem erhöhten Natrium- und Wasserverlust, ohne jedoch die Kaliumausscheidung zu erhöhen.
Pharmakologische Eigenschaften
Amilorid wird immer gemeinsam mit einem Thiazid-Diuretikum oder Schleifendiuretikum eingesetzt. Durch die kaliumsparende Wirkung kann es zu einer Erhöhung des Blutkaliumspiegels bis hin zu einer Hyperkaliämie kommen. Das Risiko hierfür ist bei gleichzeitiger Einnahme von ACE-Hemmern oder Aldosteronantagonisten, erhöht. Kontraindikationen sind Hyperkaliämie (erhöhter Blutkaliumspiegel), Schwangerschaft und Anurie (krankhaft verringerte Harnproduktion).[3]
Durch die Hemmung der Natrium-Wiederaufnahme ist Amilorid ein geeignetes Mittel für Patienten mit dem Liddle-Syndrom, die aufgrund ihres genetisch bedingten Natriumüberschusses im Blut unter einem Volumenhochdruck leiden.
Pharmakokinetik
Nach peroraler Aufnahme tritt die maximale Blutplasmakonzentration nach etwa 4 Stunden ein.[7] 50 % der aufgenommenen Dosis sind bioverfügbar,[7] 50 % werden renal, 50 % über den Stuhl ausgeschieden.[5] Es findet kaum Metabolismus statt; der Großteil wird unverändert eliminiert.[5] Amilorid besitzt eine Halbwertszeit von etwa 18 Stunden.[7]
Erforschung anderer Eigenschaften
In einem Mausmodell der Mukoviszidose zeigten Zhou und Kollegen,[8] dass in den ersten Lebenstagen inhalativ verabreichtes Amilorid die typischen Symptome der Mukoviszidose sowie die Ausbildung/Entwicklung einer chronischen Lungenerkrankung verhindert. Waren die Symptome allerdings bereits vorhanden, trat keine Besserung durch die Behandlung ein. Ein chronischer Lungenschaden verhindert offensichtlich die Wirkung von Amilorid. Das deutet darauf hin, dass die Veränderungen, die die Erkrankung in der Lunge auslösen, möglicherweise irreversibel sind.
Weitere Verwendung
Die Eigenschaft des Amilorids den epithelialen Natriumkanal zu blockieren wird auch bei der Erforschung des Geschmackssinns genutzt. ENaC befindet sich in den Geschmackssinneszellen auf der Zunge und im Rachenraum und ist in die Wahrnehmung des Salz-Geschmacks involviert. Amilorid hemmt den Rezeptor für Süßgeschmack durch Bindung an T1R2.[9]
↑ abcD. Steinhilber, M. Schubert-Zsilavecz, H. J. Roth: Medizinische Chemie. Targets und Arzneistoffe. Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-7692-3483-9.
↑Z. Zhou, D. Treis, S. C. Schubert, M. Harm, J. Schatterny, S. Hirtz, J. Duerr, R. C. Boucher, M. A. Mall: Preventive but not late amiloride therapy reduces morbidity and mortality of lung disease in βENaC-overexpressing mice. In: Am J Respir Crit Care Med. 178, 2008, S. 1245–1256.
↑M. Zhao, X. Q. Xu, X. Y. Meng, B. Liu: The Heptahelical Domain of the Sweet Taste Receptor T1R2 Is a New Allosteric Binding Site for the Sweet Taste Modulator Amiloride That Modulates Sweet Taste in a Species-Dependent Manner. In: Journal of molecular neuroscience : MN. [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] August 2018, doi:10.1007/s12031-018-1156-5, PMID 30120716.
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient weder der Selbstdiagnose noch wird dadurch eine Diagnose durch einen Arzt ersetzt. Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!