Die Altroßgärter Kirche stand im Stadtteil Roßgarten und erhielt ihren Namen, um eine Verwechselung mit der Neuroßgärter Kirche auszuschließen. 1623 wurde sie als eine kleine Kapelle geweiht. 1651 wurde der Grundstein für eine Kirche gelegt, die um die Kapelle herum gebaut wurde. Der Turm mit Zeltdach wurde erst 1693 gedeckt. Der Hochaltar war von 1677, die barocke Taufkammer mit linkem Beichtstuhl von Isaak Riga stammte aus dem Jahr 1692.
Die Orgel wurde zwischen 1744 und 1747 (Abnahme am 10. März) durch Adam Gottlob Casparini mit 27 Registern auf zwei Manualen und Pedal errichtet. Eine Besonderheit stellen die beiden Karyatiden (hier eine der Figuren männlich!) dar, die eigentlich die Außentürme des Prospekts hätten tragen sollen. Wohl aufgrund eines Missverständnisses wurde die Höhe der beiden Figuren jedoch falsch bemessen, so dass sie schlichtweg etwas seitlich nach außen versetzt vor dem Prospekt postiert wurden. Ihre Hände strecken sie dadurch ohne jede Last in die Luft. 1786 erfolgte eine Instandsetzung durch den Erbauer. 1897 baute Max Terletzki eine neue Orgel in das historische Gehäuse, nun mit drei Manualen und Pedal. 1913 baute die Firma Wilhelm Sauer wiederum ein neues Instrument in das Gehäuse Casparinis. Werk und Gehäuse wurden 1944/1945 durch die Kampfhandlungen zerstört.[1]
Die Grabkammer auf der Nordseite hatte eine 1712 vom Schlosser Johann Michael Sommer geschmiedete Tür.
Die Kirche überstand die beiden britischenLuftangriffe auf Königsberg, wurde dann aber während der Eroberung von der Roten Armee in der Schlacht um Königsberg zerstört. In der unmittelbaren Nachkriegszeit wurden verstorbene Deutsche in Massengräbern auf dem Kirchhof um die zerstörte Kirche beerdigt.[2] Die Trümmer wurden in den 1970er-Jahren beseitigt.
↑Werner Renkewitz, Jan Janca, Hermann Fischer: Geschichte der Orgelbaukunst in Ost- und Westpreußen. Band II, 1: Mosengel, Caspari, Casparini. Pape Verlag, Berlin 2008, S. 344–350.
↑Hans Graf von Lehndorff: Ostpreußisches Tagebuch: Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945 - 1947. dtv, 1997, ISBN 978-3-423-30094-0.
↑Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, S. 66.