Im September 1915 gab das Reichsmarineamt eine Ausschreibung für ein zweimotoriges Seeflugzeug heraus, das als Torpedoträger nutzbar sein sollte. Als Reaktion entstand bei Hansa-Brandenburg die GW und auch Albatros entwarf nach einer Bestellung vom 9. September unter der Leitung von Chefkonstrukteur Karl Grohmann ein entsprechendes Muster. Anfang November 1915 erging der Auftrag, das Muster als experimentellen Torpedobomber zu bauen, weshalb es als Versuchs-Torpedoflugzeug (VT) bezeichnet wurde. Das Kürzel W 3 wurde erst nachträglich vergeben. Eine Auftragsbedingung betraf den Einbau einer muldenförmigen Vertiefung im Rumpfboden, in der der Torpedo mit einer Neigung von 5° Aufnahme finden sollte. Innerhalb eines halben Jahres wurde der Prototyp vollendet und am 1. Mai 1916 mit der Marine-Nummer 527 zunächst zur Ermittlung der Flugeigenschaften an das Seeflugzeug-Versuchskommando (SVK) nach Warnemünde geliefert. Die Flugerprobung verlief ohne Beanstandungen und die W 3 wurde am 5. August 1916 abgenommen. Anschließend wurde sie dem Torpedoversuchskommando (TVK) in Eckernförde übergeben, wo eine Einrichtung zum Torpedoabwurf installiert wurde. Nachfolgend wurden entsprechende Versuche in Holtenau und der Flensburger Förde durchgeführt, die wichtige Erkenntnisse über den zukünftigen Einsatz der erst seit kurzem existierenden Gattung der Torpedoflieger erbrachten. Die W 3 war von Anfang an als reiner Versuchsträger vorgesehen, weshalb nach dem Abschluss der Tests auch keine Serienproduktion eingeleitet wurde. Die gewonnenen Erkenntnisse flossen jedoch in die verbesserte Weiterentwicklung W 5 ein. Die W 3 aber wurde bereits am 22. September 1915 aus den Inventarlisten gestrichen.
Konstruktion
Die W 3 war ein dreistieliger, verspannter Doppeldecker in Ganzholzbauweise. Die beiden Benz-Reihenmotoren waren in der inneren Stielebene in Druckanordnung in Gondeln verbaut und zum Oberflügel hin verstrebt. Der Torpedo saß mittig unter dem Rumpf in einer Abwurfvorrichtung. Die zweistufigen Schwimmer waren 7,10 m lang bei einer Breite von 0,90 m und wogen 147 kg. Das Volumen betrug 3400 l. Die Luftschrauben stammen von Garuda; ihr Durchmesser betrug 2,80 m bei einer Steigung von 1,54.[1]
Hans-Jürgen Becker: Wasserflugzeuge – Flugboote, Amphibien, Schwimmerflugzeuge (= Die deutsche Luftfahrt, Band 21). Bernard & Graefe, Bonn 1994, ISBN 3-7637-6106-3.
Jörg Biber: Das Seeflugzeug-Versuchs-Kommando Warnemünde. Media Script, Berlin 2023, ISBN 978-3-9822979-1-0.
Günter Kroschel, Helmut Stützer: Die deutschen Militärflugzeuge 1910–1918. Mittler, Herford 1994, ISBN 3-89350-693-4.
Ulrich Israel: „Fliegende Aale“ – Deutsche Torpedobomber im Ersten Weltkrieg. In: Fliegerrevue Extra Nr. 25, Möller, Berlin 2009, ISSN0941-889X S. 65.