Die Akaflieg Berlin e. V. ist eine Studentenvereinigung an der Technischen Universität Berlin, die sich mit der Entwicklung und dem Bau von Flugzeugen sowie flugwissenschaftlicher Forschung beschäftigt.
1920 konstituierte sich an der TH Berlin-Charlottenburg die „akademische Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Flugwissenschaft durch praktische und theoretische Betätigung“.[3] Es entstanden die Experimentalflugzeuge„Charlotte“, „Teufelchen“, das Versuchsflugzeug Nr. 4 und zwei Schulgleiter. Geflogen wurde im Berliner Umland, u. a. am Gollenberg bei Rhinow.
Am 29. August 1924 – während des Rhönwettbewerbs auf der Wasserkuppe – wurde die Akaflieg Berlin-Charlottenburg neben den Fliegergruppen aus Aachen, Braunschweig, Danzig, Darmstadt, Dresden, Hannover, Köthen, München und Stuttgart Gründungsmitglied der Interessengemeinschaft der Akademischen Fliegergruppen (Idaflieg).[4]
Zur Jahresmitte 1926 verebbte der Vereinsbetrieb nach Studienabschluss der Erstmitglieder.[5]
1931 entstand das Leichtflugzeug A.B.4 für einen Konstruktionswettbewerb des Deutschen Luftfahrtverbandes (DLV).
Flugtechnische Fachgruppe 1934–1945
In der Zeit des Nationalsozialismus bestand die Akaflieg als „Flugtechnische Fachgruppe (FFG) an der TH Berlin bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt e. V.“ fort. Nachdem 1933 sämtliche Flugzeuge an den DLV abgegeben werden mussten, erhielt der Verein ein Rhönbussard-Segelflugzeug und eine Klemm L 25. Für den Flugbetrieb musste wegen der starken Auslastung von Johannisthal während der Woche bis zum Jahr 1937 auf den Flugplatz Bork ausgewichen werden.[7]
In dieser Periode entstanden mit der B5, B6 und B8 einige erfolgreiche Segelflugzeugkonstruktionen und die B9 als zweimotoriges Experimentalflugzeug im Auftrag des RLM.
Akaflieg ab 1950
Im September wurde die Akaflieg an der Technischen Universität Berlin wiedergegründet, und mit dem Nachbau existierender Segelflugzeugmuster begonnen,[8] obwohl nach Wiederzulassung des Segelfluges und Aufhebung des Bauverbotes in Deutschland am 21. Juni 1951 in Berlin keine Segelflugzeuge gebaut werden durften.[9] In der ersten Dekade entstanden ein Bergfalke (D-2007 „Berliner Bär“), ein Grunau-Baby III (D-2006), ein L-Spatz 55 (D-2022 „Klaus Dreier“) und zum Schleppen dieser Segelflugzeuge eine Startwinde.
Neben dem Projektbau B11 kam in den 1960er Jahren noch der Bau einer SB 5 (D-2012) mit modifiziertem Rumpfvorderteil hinzu.[10]
Anfang der 1970er Jahre folgte mit der B12 der Wechsel zur Faserverbundbauweise. Parallel zum Flugzeugprojekt B13 wurde ab 1984 eine Segelflugzeug-Startwinde entwickelt.
Die Akaflieg Berlin heute
Der Verein setzt sich aus Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen; die Mehrheit studiert Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Berlin. Die jährlichen 200 Arbeitsstunden der aktiven Mitglieder werden zur Konstruktion und dem Bau und der Wartung von Flugzeugen, der Planung und Auswertung von Flugerprobungen, der Instandhaltung der Flugplatzanlagen in Kammermark verwendet. Die meisten Mitglieder bleiben nach Studienabschluss im Verein, wechseln allerdings ihren Status auf den der Unterstützer.[11] Etwa 30 von diesen fliegen organisiert in der Akademischen Fliegervereinigung Berlin auf dem gemeinsamen Segelfluggelände Kammermark.
Die Berliner Akaflieg hat auf dem Gelände der TU Berlin in Charlottenburg Büroräume und eine Werkstatt.
Neben Reparaturen und Modifikationen an B12 und B13 wurde ein Elektroantrieb für die B13 und ein Klapptriebwerk für ein Segelflugzeug entwickelt,[12] wofür der Verein 2014 mit dem Förderpreis der Alten Adler prämiert wurde.[13] Weiterhin liefen Untersuchungen zur automatischen Auswertung von Flugleistungsvermessungen nach dem Fotoverfahren.[14]
Mitglieder
Neben ordentlichen Mitgliedern führt die Akaflieg einige Personen, die für außergewöhnlichen Einsatz zu Ehrenmitgliedern ernannt worden sind:[15]
Flugzeug-Eigenentwicklungen der Akaflieg Berlin werden seit Mitte der 1930er Jahre mit dem Präfix B für Berlin und fortlaufender Nummer bezeichnet. Bei dem 1931 entstandenen Motorflugzeug A.B.4 stand das A für Akaflieg.
B7 – 1939, zweisitziges Leistungssegelflugzeug ähnlich dem nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten „Bergfalken“, Projektabbruch wegen Priorität der B8
B8 –1939, entstanden nach der Ausschreibung eines einsitzigen Einheitssegelflugzeuges für die Olympischen Sommerspiele 1940, zwei Versuchsmuster gebaut
Akademische Fliegergruppe Berlin (Hrsg.): 100 Jahre Akaflieg Berlin. Lukas Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86732-095-5.
Frank-Dieter Lemke, Rolf Jacob: Die Akademischen Fliegergruppen in Deutschland bis 1945. Teil 1. In: Flieger Revue extra. Nr.29, März 2010, S.52f.
Einzelnachweise
↑Peter Supf: Das Buch der deutschen Fluggeschichte. Vorkriegszeit, Kriegszeit, Nachkriegszeit. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Band2. Drei Brunnen, Stuttgart 1958.
↑Quirlzeit. In: Altherrenschaft der Akademischen Fliegergruppe Berlin (Hrsg.): Chronik Akaflieg Berlin. Berlin 1977, DNB800792807, S.27.
↑Altherrenschaft der Akademischen Fliegergruppe Berlin (Hrsg.): Chronik Akaflieg Berlin. Berlin 1977, DNB800792807, S.33.
↑Altherrenschaft der Akademischen Fliegergruppe Berlin (Hrsg.): Chronik Akaflieg Berlin. Berlin 1977, DNB800792807, S.59f.
↑ abUllrich Kopp: Berliner Luftfahrt in Braunschweig 1952 bis 1999. In: Arbeitskreis Braunschweiger Luftfahrtgeschichte e. V. (Hrsg.): Braunschweigische Luftfahrtgeschichte. Appelhans Verlag, Braunschweig 2010, ISBN 978-3-941737-18-1, S.338.
↑Altherrenschaft der Akademischen Fliegergruppe Berlin (Hrsg.): Chronik Akaflieg Berlin. Berlin 1977, DNB800792807, S.65.
↑Über uns. In: akaflieg-berlin.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2017; abgerufen am 25. Oktober 2017.
↑B14-Klapptriebwerk. In: akaflieg-berlin.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. August 2015; abgerufen am 16. September 2015.
↑Förderpreise/Rückblick. In: alteadler.de. Alte Adler, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. August 2020; abgerufen am 18. Juni 2023.