Der erfolgreiche Erstflug des mit einem Sh-5-Triebwerk ausgerüsteten Prototyps mit Ernst Udet im Cockpit fand einige Tage vor Ostern 1925 vom Flugplatz Schleißheim aus statt. Die Erprobung ergab keine Probleme; lediglich das Seitenruder musste wegen zu geringer Wirksamkeit vergrößert werden. Bereits am Ostersonntag, den 12. April, absolvierte Udet mit der U 12 in Regensburg eine Flugvorführung. Bald darauf begann die Serienfertigung in München-Ramersdorf. Dabei erfolgten bis zum Frühjahr 1926 noch eine weitere Vergrößerung des Seitenruders und zur Verbesserung der Trudeleigenschaften eine Verlagerung des Schwerpunkts nach vorn durch Verlängerung des Rumpfbugs samt Motoraufhängung von insgesamt 6,85 m auf 7,50 m. Im Jahre 1926 wurde die Firma Udet wegen finanzieller Schwierigkeiten von den Bayerischen Flugzeugwerken übernommen, die die Produktion des „Flamingo“ am Ende des Jahres in Augsburg jedoch wieder aufnahmen. Größter Halter in Deutschland waren die Filialen der Deutschen Verkehrsfliegerschule (DVS) in Schleißheim, Braunschweig und Warnemünde. Aber auch in anderen Flugschulen erfreute sich das Flugzeug großer Beliebtheit. Der bekannteste „Flamingo“ war die rote D 822 von Ernst Udet. Mit dieser flog er auf diversen Flugtagen in Deutschland und Österreich, aber auch in den USA.[1]
Für militärische Zielflugaufgaben führte Ernst Udet der Schweizer Fliegertruppe im Frühjahr 1930 mit einer Flamingo die „Udet-Scheibe“, bestehend aus einem vom Flugzeug geschleppten Tuch, vor.[2]
In Österreich kamen nur wenige in Deutschland gebaute „Flamingo“ zum Einsatz. Die meisten dort eingesetzten „Flamingo“ wurden in Österreich als U 12O und U 12S in Lizenz gebaut.
In Ungarn flogen sowohl in Deutschland gebaute U 12 als auch bei Manfréd Weiss in Lizenz gefertigten Flugzeuge. Maschinen wurden auch nach Lettland, Estland und Litauen sowie China, Italien und Schweden exportiert. Für die baltischen Staaten besaß die Firma A/S Christine Backman in Riga eine Lizenz zum Nachbau.
Insgesamt wurden etwa 240 U 12 produziert, davon ca. 30 bei Udet Flugzeugbau in Ramersdorf und 150 als BFW U 12 in den Bayerischen Flugzeugwerken in Augsburg. Der Rest entstand in Lizenz im Ausland.[1]
Versionen
U 12a – Anfänger-Schulflugzeug mit Siebenzylinder-Sternmotoren Siemens & Halske Sh 5 oder Sh 11.
U 12b – Kunstflugtaugliche Ausführung mit stärkerem Siemens-Halske-Sh-12-Neunzylinder-Sternmotor.
U 12c – Projekt mit kleineren Tragflächen und Siemens-Halske Sh 11.
U 12d – Anfänger-Schulflugzeug mit Siemens-Halske Sh 12.
U 12e – Projekt einer Rennflugzeug-Version mit Siemens-Halske Sh 12.
U 12w – Projekt einer Wasserflugzeug-Version mit Doppelschwimmern.
U 12O – Österreichische Version.
U 12S – Österreichische Version mit Stahlrohrrumpf.
Am 17. Dezember 2004 startete ein Nachbau des Udet U 12 in Oberpfaffenhofen zum Erstflug. Die Maschine mit dem Kennzeichen D-EOSM ist seit einem Startunfall im August 2013 in Reparatur, so dass derzeit (Juli 2015) in der Flugwerft Schleißheim nur der Rumpf ausgestellt wird.[3]
Ein weiterer Nachbau ist beim Verein „Rhönflug Oldtimer Segelflugclub Wasserkuppe“ entstanden und wird seit 1994 geflogen.
↑ abDie Flugzeuge der Udet Flugzeugbau GmbH, Olaf Bichel. Bayerische Flugzeug-Historiker e. V.
↑Jakob Urech, Emil Hunziker: Die Flugzeuge der schweizerischen Fliegertruppe seit 1914, herausgegeben von der Abteilung für Militärflugplätze Dübendorf, Verlag: Th. Gut Stäfa 1974, S. 152
↑Udet U 12 Flamingo. In: Sammlungen, Propellerflugzeuge. Deutsches Museum, abgerufen am 11. Juli 2015.