Năstase stammt aus einer Beamtenfamilie. Er ist zum zweiten Mal verheiratet und hat zwei Söhne. An der Universität Bukarest studierte er zunächst Jura (Lizenziat 1973), dann Soziologie (Lizenziat 1977). Ab 1973 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rechtswissenschaftlichen Institut der Rumänischen Akademie. An der Wirtschaftsakademie Bukarest lehrte er 1977–1979 und 1984–1985 als assoziierter Professor. Er heiratete 1985 Daniela Miculescu, die Tochter des ehemaligen Vize-Premierministers Angelo Miculescu, der von 1983 bis 1990 rumänischer Botschafter in der Volksrepublik China war.[1] 1987 promovierte Năstase im Fach Völkerrecht. 1990 wurde er zum Professor an der Juristischen Fakultät der Universität Bukarest ernannt, wo er bis 2012 lehrte. Ab 1992 lehrte er außerdem an der privaten Universität Titu Maiorescu.
Nachdem Ion Iliescu im Dezember 2000 erneut zum Staatspräsidenten gewählt worden war, löste Năstase ihn als Parteivorsitzender der PDSR ab. Da diese auch die parallel abgehaltene Parlamentswahl gewonnen hatte, wurde er am 28. Dezember 2000 als Regierungschef Rumäniens vereidigt. Er stand einer Minderheitskoalition seiner PDSR mit der kleinen sozialdemokratischen PSDR und der Partidul Umanist Român (PUR) vor. PDSR und PSDR fusionierten im Juni 2001 zur Partidul Social Democrat (PSD), deren Vorsitzender Năstase bis Anfang 2005 blieb. Während seiner Amtszeit als Premierminister nahm Rumänien 2003 als Teil der „Koalition der Willigen“ an der Seite der Vereinigten Staaten und Großbritanniens am Irakkrieg teil.[3] Im März 2004 trat das Land der NATO bei.
Bei den Präsidentschaftswahlen im Dezember 2004 war Năstase der Kandidat der bisherigen Regierungsparteien PSD und PUR. Er kam im ersten Wahlgang mit 40,9 Prozent der Stimmen auf den ersten Platz, unterlag in der Stichwahl aber überraschend mit 48,8 % seinem Gegenkandidaten Traian Băsescu (PD) von der Mitte-rechts-Allianz „Gerechtigkeit und Wahrheit“ (D.A.). Năstase trat daraufhin am 21. Dezember 2004 von seinem Amt als Ministerpräsident zurück. Da die PSD aber weiterhin die stärkste Fraktion im Parlament stellte, übernahm er daraufhin erneut den Posten des Präsidenten der Abgeordnetenkammer, den er bis zu seinem Rücktritt im März 2006 behielt. Neuer Premierminister wurde der Nationalliberale Călin Popescu-Tăriceanu. Den Parteivorsitz der PSD übergab Năstase an Mircea Geoană. Von 2008 bis 2012 war er Vizepräsident der Abgeordnetenkammer und Vorsitzender des nationalen Parteirats der PSD.
Gerichtsverfahren
Nach langjährigen Ermittlungen wurde Năstase wegen illegaler Parteienfinanzierung im Januar 2012 zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren verurteilt. Nach der im Juni rechtskräftig gewordenen Verurteilung soll er am 20. Juni 2012 mit Hilfe von Polizisten und Medizinern einen Suizidversuch vorgetäuscht haben, um dem Haftantritt zu entgehen.[4][5] Im März 2013 wurde Năstase freigelassen, weil über 60-Jährige nur ein Drittel ihrer Haftstrafe absitzen müssen.[6]
Außerdem verurteilte ihn am 30. März 2012 ein Gericht in Bukarest in erster Instanz zu drei Jahren Haft auf Bewährung. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Năstase einen ehemaligen rumänischen Konsul in Hongkong erpresst hatte. Er selbst bezeichnete sich als unschuldig und vermutete politische Beweggründe.[7]
Im Januar 2014 verurteilte der Oberste Gerichts- und Kassationshof Năstase zu vier Jahren Gefängnis wegen Bestechlichkeit und Erpressung.[8] Schon im August 2014 wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt.[9]
↑Jürgen Schuster: Das „alte“ und das „neue“ Europa – Die Reaktionen der europäischen Länder auf die amerikanische Irak-Politik. Ein Vergleich dreier Erklärungsansätze. Lit, Münster 2004, S. 92.