In Enslingen und Untermünkheim wuchs Adolf Rapp von seinem Vater unterwiesen auf und besuchte das Lyzeum in Öhringen sowie das Gymnasium in Stuttgart, bevor er ein Studium der evangelischen Theologie an der Universität Tübingen aufnahm, dann aber zur Klassischen Philologie wechselte. Während seines Studiums wurde er 1859 Mitglied der burschenschaftlichenTübinger Königsgesellschaft Roigel. Am 12. August 1863 wurde er mit der preisgekrönten SchriftDie Religion und Sitte der Perser und übrigen Iranier nach den griechischen und römischen Quellen zum Dr. phil. promoviert. Rapp ging in den Kirchendienst. Er schloss Freundschaft mit Johann Rudolf Rahn. Rapp legte 1869 die philologische Professoratsprüfung ab.
Am Realgymnasium Stuttgart wurde Adolf Rapp im Jahr 1872 zum Gymnasialprofessor ernannt, 1881 als Professor an das Karls-Gymnasium Stuttgart versetzt. 1887 wurde er Studienrat und wechselte in die Schulverwaltung. Im Jahr 1898 wurde er zum Direktor der „Königlichen Ministerialabteilung für die höheren Schulen“ in Stuttgart berufen – eine Position, die er bis zu seinem Tod innehatte; nach seinem Tod wurde Leonhard Ableiter sein Nachfolger als Direktor. Rapp war Mitglied der Reichsschulkommission und Mitglied sowie Mitarbeiter im Gymnasiallehrerverein.
Nach seiner 1865–1866 in der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft veröffentlichten Dissertation trat Adolf Rapp wissenschaftlich vor allem mit einem Aufsatz über das Mänadentum der griechischen Antike hervor. Die Arbeit erschien 1872 – im gleichen Jahr, in dem Friedrich Nietzsches Erstling Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik veröffentlicht wurde. Mit beiden Arbeiten beginnt für Albert Henrichs die Geschichte des modernen Dionysosmythos.[2] Während Nietzsche dem Mänadentum im Kultus „seines“ Dionysos keinerlei Bedeutung mehr beimaß, war Rapp der erste, der wissenschaftlicherseits das Mänadentum auf eine kultische Institution reduzierte: „Ist es denkbar, dass einen athenischen Bürger eines Tages seine Ehehälfte mit dem Entschluss überrascht hätte, den Zug nach Delphi zu machen...?“[3] Die Teilnahme an derartigen Zügen hielt Rapp nur im Rahmen ausgewählter Gesandtschaften für möglich, spontane mänadische Umzüge mit ihren erotischen Komponenten waren ihm undenkbar.
L. Ernst in: Württembergische Jahrbücher für Statistik und Landeskunde. 1905, Heft 2, S. II.
S. Herzog in: Südwestdeutsche Schulblätter. 1905, S. 95.
Biographisches Jahrbuch und deutscher Nekrolog. Band 10, 1905 (1907), S. 231.
Chronik der königl. Haupt- und Residenz-Stadt Berlin für das Jahr 1905. S. 13.
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 5: R–S. Winter, Heidelberg 2002, ISBN 3-8253-1256-9, S. 7–8.
Anmerkungen
↑Ein kurzes Familienporträt bietet David Friedrich Strauß: Ausgewählte Briefe. Herausgegeben und erläutert von Eduard Zeller. Strauß, Bonn 1895, S. 345–347 (Brief an Ernst Rapp vom 10. Januar 1856; Digitalisat).
↑Albert Henrichs: Loss of Self, Suffering, Violence: The Modern View of Dionysos from Nietzsche to Girard. In: Harvard Studies in Classical Philology. Band 88, 1984, S. 205–240, hier: S. 206.
↑Adolf Rapp: Die Mänade im griechischen Cultus, in der Kunst und Poesie. In: Rheinisches Museum für Philologie. Band 27, 1872, S. 1–22 und 562–611, hier: S. 6; vergleiche Christian Benne: „God of Liberty?“ Der moderne Dionysosmythos in Deutschland und England. In: Rüdiger Görner, Angus Nicholls (Hrsg.): Anglo-German Mythologies in Literature, the Visual Arts and Cultural Theory (= Spectrum Literaturwissenschaft. Band 18). De Gruyter, Berlin/New York 2007, S. 87–110, hier: S. 95–97 mit Anm. 33.